Dieses Zelt ist die bunte Welt der Zirkusfamilie

Der Zirkus ist ihr Leben: Zum ersten Mal gastiert der Familienbetrieb Barus in Frankfurt. Gegründet 1812 in Schwerin, leitet Marco Frank ihn in siebter Generation.
Das Thermometer zeigt 32 Grad. Die Sonne scheint auf das rot-gelbe Zirkuszelt, das die Familie Frank in der Gebrüder-Hommel-Anlage aufgebaut hat. „Die meisten Menschen zieht es bei diesem Wetter sicher ins Schwimmbad oder die Eisdiele, nicht aber in den Zirkus“, sagt Bianca, Ehefrau von Zirkusdirektor Marco Frank. Trotzdem haben sich die Töchter Aloma (15) und Alice (18), Sohn Marcello – der Clown – sowie ihre Cousine Esmeralda und deren Ehemann Marcel Lauenburger für die Vorstellung geschminkt. Denn sie wollen ihr Können zeigen am Trapez, den hängenden Tüchern, wollen Feuer spucken, die Hunde-Dressur vorführen und ihre kleinen und großen Gäste zum Lachen bringen. „Das ist unser Leben“, sagt Bianca Frank. „Etwas anderes könnten wir uns gar nicht vorstellen.“
Weihnachtsspiel
Es ist das erste Gastspiel in Frankfurt, seit sich der kleine Zirkus Barus vor neun Jahren im nahen Dietzenbach niederließ. Dort, aber auch in Offenbach oder Hanau „kennen uns die Leute“, sagt Marco Frank. Dort hätten sie sich längst ein Stammpublikum aufgebaut. „Und vom 20. Dezember bis Mitte Januar spielen wir dan die Weihnachtsgeschichte.“
Es ist kurz nach 14 Uhr, in zwei Stunden beginnt die Vorstellung. Die Familie sitzt im Schatten vor dem Wohnwagen der Familie Lauenburger. Aloma füttert ihren kleinen, gerade acht Monate alten Cousin mit Brei, während ihre Cousine, Ileyn (5), im rosa Kleidchen und mit Mamas schwarzen Stöckelschuhen auf Bianca Frank zusteuert. Marcello sitzt noch im Schatten, er wird sich erst nach Beginn der Vorstellung schminken und sein Clownskostüm anziehen.
Noch am Freitag und Samstag um 16 Uhr und am kommenden Sonntag, 10. Juni, ist die anderthalbstündige Vorstellung zu sehen. Alle hoffen auf kühleres Wetter, damit mehr Besucher kommen. Dabei sei es im Zelt gar nicht so heiß, wie man annehmen könnte, sagt Marco Frank. „Wir machen die großen Planen an der Seite auf, wenn die Vorstellung beginnt.“ Dann wehe eine angenehme Brise durchs Zelt, das dann wie ein überdimensionaler Sonnenschirm wirke.
„Normalerweise sind die Vorstellungen gut besucht, wenn wir von April bis Mitte Juni auf Tournee sind“, sagt Marco Frank. Im Hochsommer aber sei es zu heiß, dann pausieren sie. „Wir nutzen die Zeit, um die Fahrzeuge und das Zelt zu reparieren, die Wagen zu streichen oder neue Dressuren und Kunststücke einzuüben.“ Doch in diesem Jahr sei es schlicht zu früh zu heiß.
Der Clown und sein Opa
Aloma, Alice und Marcello sind im Zirkus aufgewachsen und haben sich mit der Zeit selbst ausgesucht, was sie in der Manege zeigen wollen. Marcello, der Clown, stand früher zusammen mit seinem Opa im Zirkusrund. „Seit ich 14 war, habe ich meine eigene Nummer.“ Vor allem wenn die Vorstellung gut besucht ist, mache es viel Spaß, Clown zu sein. „Es spornt mich an. Das merken die Leute, sie lachen mehr – was wiederum auf mich abfärbt.“
Auch Aloma hat sich ihre Nummern selbst ausgesucht. „Als kleine Kinder haben wir alles ausprobiert. Aber die Dressur gefiel mir am besten.“ Also lernte sie von ihrem Vater, die Hunde zu trainieren. Das hat eine lange Tradition in der Familie. „Mein Cousin ist Chefdres-seur des berühmten Circus Busch, der seit ein paar Jahren an Weihnachten in Frankfurt gastiert.“ Rund 40 Tiere umfasst der Stall bei Barus: Kamele, Dromedare, Esel, Pferde, Ziegen, Äffchen und Hunde. „Noch übe ich mit den Hunden. Aber wenn ich älter bin, möchte ich auch mit den größeren Tieren arbeiten“, sagt Aloma.
Wer eine Vorstellung besuchen möchte, bekommt Eintrittskarten an der Zirkuskasse. Erwachsene zahlen 22 Euro, doch es gibt Ermäßigungen. Freitag ist außerdem „Kindertag“: Pro Erwachsenem hat ein Kind freien Eintritt.