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Feiern ohne den Goetheturm

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Wer kann, der kann: Mit einem Schlag hat Markus Mannberger das Fass angezapft. Umweltdezernentin Rosemarie Heilig, Maximilian Kranz von der Binding Brauerei und Brunnenkönigin Ramona I. (v.l.) sind beeindruckt. Links ist ein Modell des Goetheturms zu sehen, gebaut hat es ein Berufsschullehrer aus Offenbach.
Wer kann, der kann: Mit einem Schlag hat Markus Mannberger das Fass angezapft. Umweltdezernentin Rosemarie Heilig, Maximilian Kranz von der Binding Brauerei und Brunnenkönigin Ramona I. (v.l.) sind beeindruckt. Links ist ein Modell des Goetheturms zu sehen, gebaut hat es ein Berufsschullehrer aus Offenbach. © Michael Faust

Das 37. Goetheturmfest wird in Erinnerung bleiben: Es ist das erste Fest ohne Goetheturm, dennoch ist die Stimmung bei den Besuchern gut. Und es besteht die Hoffnung, dass der Holzturm im Jahr 2020 wieder an seinem Platz steht.

Hässlich sieht der Metallzaun aus, der nur noch das Fundament des abgebrannten Goetheturms zeigt. Eine rote Plastikrose am Zaun versucht, zu trösten. Die bunten Stände von 18 Vereinen des Sachsenhäuser Vereinsrings wirken auf den ersten Blick etwas verloren, während aus den Boxen „Atemlos“ von Helene Fischer klingt. Der Duft von Bratwürsten, Flammkuchen, Popcorn und Pommes kämpft gegen die Leere an.

„Es ist ein komisches Gefühl. Beim ersten Blick auf den Platz ist mir das Herz in die Hose gerutscht. Es ist wie eine offene Wunde“, sagt die Autorin und Grüne-Soße-Königin Susanne Reichert, 47, bedrückt. In der Nacht zum 12. Oktober vergangenen Jahres war der Holzturm komplett abgebrannt. Die Polizei geht von einem Serientäter aus, der in der Vergangenheit mehrere Holzbauten in Frankfurt angezündet hat.

Ein Fingerzeig

Ein bisschen tröstet Reichert das zwei Meter hohe Holzmodell, das Berufsschullehrer Peter Jana aus Offenbach gebaut hat. Er hat es den Veranstaltern ausgeliehen, die Festbesucher damit auffordern wollen, etwas für den Wiederaufbau des Holzturms zu spenden. „Es ist wie ein Fingerzeig“, erklärt Susanne Reichert, die den Goetheturm 50 bis 60 Mal bestiegen hat. Neben dem Modell steht die Sachsenhäuser Brunnenkönigin Ramona I. „Der Turm muss wieder her“, fordert sie.

Dass das Fest auch ohne Goetheturm ein Erfolg wird, dafür sorgt das Traumwetter und der Bieranstich durch den Vereinsringvorsitzenden Markus Mannberger. Mit nur einem Schlag ist der Weg für das traditionelle Freibier frei. Mannberger wünscht sich einen Turm, der höher ist, als früher. „Unser Turm war mit 43 Metern Höhe einst der Größte, jetzt gibt es in Leipzig einen Holzturm, der 60 Meter hoch ist. Darum sollte unser neuer Goetheturm mindestens 61 Meter hoch werden. Und der Besuch muss auch wieder kostenlos sein, damit ihn jeder genießen kann.“

Für dieses Ziel wird fleißig gesammelt. Auch die Bierkrüge mit einem besonderen Motiv, die traditionell beim Goetheturmfest verkauft werden, finden regen Absatz. Sechs Euro kostet ein Krug. Pro Krug fließen zwei Euro in die Spendenkasse. Auf dem Krug, der auch ein beliebtes Sammlerobjekt ist, ist ein Bild des Goetheturms zu sehen, das der kürzlich verstorbene Künstler Ferry Ahrlé gemalt hat. .

Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne) betont, dass der Goetheturm ein „nationales und internationales Kulturdenkmal“ war. Sie hofft, dass der Turm 2020 wieder in alter Schönheit auf seinem Platz steht, die europaweite Ausschreibung sei so gut wie fertig. „Es müssen die statischen und baulichen Anforderungen ebenso erfüllt werden, wie Suizidschutz“, sagt sie. Leider gebe es in Frankfurt keine Firma, die den Holzturm bauen könne. „Auch der neue Turm wird wohl nicht barrierefrei sein.“ Die Kosten für den Wiederaufbau schätzt Heilig auf 1,5 Millionen Euro. „Durch Spenden sind jetzt schon 148 000 Euro zusammengekommen, beim Goetheturmfest erreichen wir bestimmt 150 000“, so Heilig.

Toller Blick auf die Stadt

An den Biertischen ist die Stimmung gut. Es wird gelacht, getrunken und gegessen. Alle sprechen vom Brand und von „ihrem“ alten Turm, den Besteigungen mit ihren Kindern. Die Besucher unterhalten sich darüber, wie schön der Blick war und wie heimelig es sich angefühlt habe, unter dem Turm zu sitzen und hinaufzuschauen. Jagdmusik und der Musikzug Bad Soden sorgen für Stimmung. Auch Ortsvorsteher Christian Becker (CDU) lässt sich nieder. „Ich war schon beim großen Eröffnungsfest 1982 dabei und 2014 beim Fest zur Wiedereröffnung nach der Renovierung“, sagt er. Sobald der neue Turm stehe, will er beim nächsten Wiedereröffnungsfest dabei sein und darauf anstoßen. Prost!

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