Auszeichnung für eine Mut-Macherin

Die Schönbergerin Helga Schorr hat die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Damit wurde ihr vielfältiges ehrenamtliches Engagement gewürdigt, bei dem die Jugendarbeit eine Hauptrolle spielt.
„Die Aufgabe ist hochaktuell“, sagt Helga Schorr über das Schulprojekt JUSTAment des Vereins für Internationale Jugendarbeit (vij). Und mehrfach preisgekrönt, ist zu ergänzen. 2008 an der Erich-Kästner-Schule in Oberursel gestartet, betreuen derzeit rund 50 sogenannte Seniorpartner etwa 200 Haupt-, Real- und Gesamtschüler der Klassen 7 bis 10 in der Brunnenstadt, in Königstein und in Bad Homburg. Das Konzept wurde gemeinsam mit Lehrern ausgearbeitet und ist in dieser Form ein „Unikat“, so Schorr. Die ehrenamtlichen Partner geben ihr Wissen in Kleingruppen an die Schüler weiter und beraten sie beispielsweise in Sachen Berufswahl, bereiten sie auf Bewerbungsgespräche vor – oder sie vermitteln ganz praktische Lebenshilfe. Ein Erfolgsfaktor ist, dass die Betreuung als Pflichtfach in den Unterricht integriert ist: Pro Schuljahr werden etwa 150 Workshops à zwei Schulstunden durchgeführt.
35 Jahre gehörte Schorr dem Vorstand des vij an, 27 Jahre davon als Vorsitzende. Sie hatte erheblichen Anteil an der Neuausrichtung des Vereins, dessen Ursprünge bis ins Jahr 1877 zurückreichen. Damals entwickelte sich ein Frauennetzwerk zum Schutz junger Mädchen, die durch Industrialisierung und Landflucht bedingt in die Städte kamen und sexueller sowie wirtschaftlicher Ausbeutung ausgesetzt waren. 1886 gründete sich der Ortsverein Frankfurt. Nach dem Zweiten Weltkrieg bildet die Vermittlung von Au-pairs einen Schwerpunkt der Arbeit, 1970 folgt die Umbenennung. Von 1973 bis 2007 betrieb der Verein ein Wohn- und Begegnungszentrum in Oberursel-Bommersheim, bevor er mit dem Projekt JUSTAment (etwa: Jetzt erst recht) eine neue Ausrichtung erhielt.
„Der Aufbau von Sicherheit und des Bewusstseins, wie wichtig es ist, in die Schule zu gehen“, das seien grundlegende Inhalte, die dabei vermittelt werden sollen. Der Verein sei unpolitisch, sagt Schorr. Vor vielen Jahren habe ein Sozialarbeiter die Bewohnerinnen des Wohnzentrums auf eine Demo gegen den Bau der Startbahn West mitnehmen wollen. Dem wurde ein Riegel vorgeschoben. „Das geht nicht“, ist sie bis heute überzeugt. Schorr, die sich selbst als „Betriebswirtin durch und durch“ bezeichnet, ist Ehrenmitglied des vij Frankfurt, seitdem sie ihr Amt 2012 abgab.
Angst vor Verantwortung hat sie, die nach vielen Umzügen 1976 in Kronberg eine Heimat gefunden hat, nie gehabt, wie ihre zahlreichen weiteren ehrenamtlichen Aufgaben zeigen. 20 Jahre lang war sie Schatzmeisterin beim Kronberger Kulturkreis, zwölf Jahre Schöffin am Amts- und am Landgericht Frankfurt, zudem acht Jahre lang Beisitzerin im Anhörungsausschuss des Hochtaunuskreises, der bei Streitigkeiten zwischen Behörden und Bürgern vermittelt. Zudem war die Diplom-Kauffrau Ortsvorsteherin in Schönberg, engagierte sich fast 20 Jahre lang in der CDU, und sie gehört zu den Mitbegründern der KfB. Die 80 Jahre alte Geehrte ist verheiratet, hat zwei Töchter und drei Enkel.
Liebe zur Malerei
Viele Kronberger dürften zudem eine weitere Seite der gebürtigen Berlinerin kennen: die Liebe zu Kunst und Malerei. Ihre Stillleben, Blumen- und Landschaftsbilder hat sie in zahlreichen Ausstellungen in Kronberg, Königstein, Frankfurt und weiteren Orten präsentiert.
Die Verleihung der Verdienstmedaille findet sie „sehr schön“, sie freue sich darüber. Nicht zuletzt, weil sie hofft, dass dadurch noch mehr Unterstützer den Weg zu JUSTAment finden. Gesucht werden sowohl Sponsoren als auch ehrenamtliche Seniorpartner, „von ihnen können wir eigentlich nie genug haben“, sagt sie lächelnd.
Informationen zum Verein und zum Projekt sind im Internet auf abrufbar.