Bau der U 2-Verlängerung startet wohl erst 2025

Stadtbahngesellschaft räumt Probleme beim Bad Homburger Schienenprojekt ein - Anwohner warten zunächst vergeblich auf Antworten
Bad Homburg -Die Verlängerung der U 2 zum Bad Homburger Bahnhof verzögert sich weiter. Nachdem es bereits vor einigen Wochen aus dem Rathaus hieß, dass der Baustart sich ins kommende Jahr verschiebt, soll es jetzt wahrscheinlich erst 2025 losgehen. Das verkündete Horst Amann, technischer Geschäftsführer der Stadtbahngesellschaft Bad Homburg (SBHG), am Mittwoch im Ortsbeirat Gonzenheim.
„Wir sind viel weiter zurück als wir es eigentlich sein wollten. Da gibt es kein Drumrumreden“, gab Amann zu. So seien für das kommende Jahr lediglich vorbereitende Maßnahmen, etwa an den Leitungen, geplant. Inwieweit sich die Verzögerungen auf die Inbetriebnahme auswirken würden, könne er noch nicht sagen. „Vieles spricht dafür, dass wir den Termin im Jahr 2028 nicht einhalten können.“
Gemeinsam mit Projektleiterin Annette Rückert stand Amann in Gonzenheim vor einem schwierigen Publikum. Gut 20 Anwohner waren erschienen, um „endlich Antworten zu bekommen“, wie einer sagte. Auch der Ortsbeirat hatte lange auf den Sachstandbericht gewartet.
Entwurfsplanung fehlt, die Kosten steigen
Den hohen Erwartungen konnte das Duo nicht gerecht werden. „Wir sind einfach noch nicht so weit, ihre Fragen beantworten zu können“, betonte Amann mehrfach während der emotional aufgeladenen Debatte. Tatsächlich liegt noch nicht einmal die Entwurfsplanung in ihrer finalen Form vor. „Wir mussten erkennen, dass es deutlich mehr zu planen gibt, als wir anfangs ahnen konnten“, sagte Amann. Die Stadtbahngesellschaft war 2020 gegründet worden - vier Jahre nach Aufstellung des Planfeststellungsbeschlusses.
In dieser Zeit habe sich viel geändert. Werte, Normen oder „einfache Sachen, wie ein Blockheizkraftwerk, das vorher nicht dort stand und jetzt den Bau erschwert.“ Der Grundwasserstand sei ein anderer, Starkregen müsse stärker berücksichtigt werden und auch die Untersuchungen - etwa Bestandsvermessungen und Probebohrungen - hätten ergeben, dass „die bisherigen Planungen so nicht fortgeführt werden können“. Zudem mussten „Defizite“ in der Planung nachgeholt werden. Punkte wie die Andockung an die Anlagen der Deutschen Bahn am Bahnhof oder an die Bestandsstrecke der VGF waren für die Planfeststellung unerheblich und nicht beachtetet worden. „Wir haben 15 Monate verloren, weil wir nachbessern mussten.“ Gleichwohl handele es sich nur um Detailänderungen. „Am Planfeststellungsbeschluss ändert sich nichts. Die Strecke bleibt gleich.“
Belastbare Zahlen konnte der technische Geschäftsführer noch nicht präsentieren. Eine komplette Kostenberechnung gebe es erst, wenn die Planung abgeschlossen sei, wohl im kommenden Jahr. „Die Kosten werden aber steigen“, kündigte er an. Er geht weiter davon aus, dass Bund und Land einen Großteil der Kosten übernehmen. Bei der Regionaltangente-West betrage die Förderung 95 Prozent. „Das wird in Bad Homburg nicht anders sein“, sagte Amann.
Projektleiterin Rückert hatte dann zumindest einige Konkretisierungen im Gepäck und präsentierte exklusiv die ersten Entwürfe der unterirdischen Station Gonzenheim. Graue Böden, Sitzblöcke aus Beton mit Holzauflagen und die Wände aus einem changierenden Mosaik in grün mit dem gestalterischen Leitbild des Dornbachs - die Station soll optisch den Haltestellen in Frankfurt ähneln.
Die Anwohner beeindruckte das nicht. Ausnahmsweise durften sie auch während der Sitzung Fragen stellen, aber keine „Co-Referate“ halten, wie Ortsvorsteher Dr. Karl-Alexander Rastädter (CDU) mehrfach anmahnen musste. „Was mich interessiert, steht in diesen zehn Fragen hier“, sagte ein Besucher aus der Frankfurter Straße und hielt einen Zettel in die Höhe. Den hatte der Gonzenheimer Verlängerungsgegner Günther Stiller seinen Nachbarn offenbar im Vorhinein in die Briefkästen gelegt. Detailliert hatte Stiller aus seiner Sicht offene Punkte wie etwa das vermeintlich nicht mehr gegebene Kosten-Nutzung Verhältnis, zu enge Fluchtwege oder „horrend viele Eingriffe in private Bereiche“ angeprangert.
Auch andere kamen gut vorbereitet und fragten zum „mangelhaften Verkehrsplankonzept“, zu Grundwasserabsenktrichtern oder Sicherheitskonzepten für die Frankfurter Straße und sorgten sich darüber, ob die angedachte Verlegung des unterirdischen Teils des Dornbachs zu Übeschwemmungen führen könnte. Angesichts angeblich sinkender Transportzahlen im ÖPNV stellten viele gar die „Sinnhaftigkeit“ des Projektes in Frage. „Wir wollen einfach einen Zwischenstand. Wo geht die Reise hin?“
Umso enttäuschter reagierten die Anwohner, dass Amann einen Großteil ihrer Fragen nicht beantworten konnte und auch nicht versprechen wollte, wann das der Fall sein wird. „Das ist schon traurig“, fand ein Gast.
Zu Unmut hatte auch geführt, dass die Stadtbahngesellschaft in den vergangenen Monaten offenbar auf Durchzug geschaltet hatte. „Da können wir uns nur entschuldigen. Wir werden wieder auf sie zukommen“, beteuerte Amann. Jede Frage werde beantwortet, die Gesellschaft habe „nichts zu verbergen“.
Im Beirat sorgte das für gemischte Reaktionen und auch die ein oder andere offen ausgetragene Animosität. Während Rastädter „Verständnis für beide Seiten“ aufbrachte, hatte der Auftritt für Peter Braun (PfB) einen „bitteren Beigeschmack. Das Fazit ist: Die U-Bahn wird gebaut, irgendwann wird angefangen und was es kostet, wissen wir nicht. Da hätte ich gern mehr gehabt“, sagte er. Und auch Dr. Wolfgang Lindstaedt (CDU) hatte „eine andere Erwartung, nachdem wir so lange gewartet haben“. Letztlich habe es nur „nichtssagende Aussagen“ gegeben, fand Christoph Schönstein (Grüne) und fragte: „Was sagt eigentlich der Aufsichtsrat, wenn ihm das vorgelegt wird?“
Immerhin: Bis zum Advent - dieses Jahres - will Amann zumindest den Fragenkatalog von Stiller abgearbeitet haben. Die Antworten sollen dann im Ortsbeirat verlesen werden. Ansonsten solle die Stadtbahngesellschaft doch auch zwischendurch Berichte in den Beirat geben, forderte Lindstaedt. „Wir wollen nicht bis 2025 warten, wenn der Bagger rollt.“
1,6 Kilometer lange Strecke
Mit dem Planfeststellungsbeschluss von 2016 und einer Volksabstimmung, in der sich 2018 70,3 Prozent der Bad Homburger für die Verlängerung ausgesprochen hatten, nahm die Verlängerung der U2 bis zum Bahnhof wichtige Hürden. Geplant ist, die Haltestelle Gonzenheim zurückzubauen und westlich der Gotenstraße unterirdisch neu zu errichten. Die Verlängerung, die mit der Einfahrt in einen 355 Meter langen Tunnel startet, soll insgesamt 1,6 Kilometer lang sein. Der Tunnel verläuft unter der Frankfurter Landstraße und wird auf Höhe des Erlenwegs enden. Bis zum Bahnhof verläuft die Strecke dann oberirdisch: Sie überquert den Dornbach und wird parallel zur Bestandsstrecke der Bahn über Lange Meile und Hessenring geführt.
An ihrem Ziel angekommen wird die U 2 nördlich der S-Bahn-Gleise im Bereich des ehemaligen Fürstengleises eingebunden.