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Bad Homburg: Die Königin pfeift aus dem letzten Loch

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Zieht alle Register für die Sanierung: Kantorin Susanne Rohn (vorn rechts) an dem imposanten, aber in die Jahre gekommenen Instrument.
Zieht alle Register für die Sanierung: Kantorin Susanne Rohn (vorn rechts) an dem imposanten, aber in die Jahre gekommenen Instrument. © ksp

Die altehrwürdige Sauer-Orgel der Erlöserkirche braucht dringend eine Generalsanierung. Der Kirchengemeinde braucht dafür noch 400000 Euro - und geht bei der Spendenakquise nun kreative Wege.

Bad Homburg -Mit ihren knapp 4000 Pfeifen und 62 Registern ist sie einfach riesig. „Mit ihrer Größe kann sie es locker mit Berühmtheiten wie die Dresdner Frauenkirche aufnehmen“, berichtet Susanne Rohn, Kantorin der evangelischen Erlöserkirche. Die Orgel, vom königlich-preußischen Hoforgelbaumeister Wilhelm Sauer gebaut und 1908 mit der Erlöserkirche eingeweiht, hat eine Besonderheit: Sie ist nicht nur insgesamt eine der wenigen Orgeln der Romantik überhaupt, die es noch gibt, sondern auch eine der wenigen in Deutschland mit einem Fernwerk. „Die Pfeifen des Fernwerks sind im Turmgeschoss über dem Hauptwerk der Sauer-Orgel positioniert“, erläutert Rohn. „Der Klang ist durch eine Öffnung über dem Altarraum im Kirchenschiff für die Kirchenbesucher hörbar.“

Doch jetzt ist das imposante Instrument, die Königin unter den Romantik-Orgeln, reif für eine umfangreiche Frische-Kur. „Die letzte Reinigung ist über 25 Jahre her“, so Rohn. Hinzu komme, dass bei den Sanierungsarbeiten in der Kirche - in den vergangenen Jahren mussten Heizung und Dach erneuert werden - Schmutz in die Orgel gelangt ist. „Jetzt geht es um eine gründliche Ausreinigung, aber auch um die Behebung technischer Mängel“, erklärt Rohn.

Rund 700000 Euro muss die Gemeinde für die Rundumerneuerung der Sauer-Orgel in die Hand nehmen. Da die Gemeinde diese Summe nicht alleine stemmen kann, hat der Kirchenvorstand gemeinsam mit dem Förderverein Kirchenmusik jetzt eine mehrseitige Spendenbroschüre herausgegeben, in der alle Fakten rund um die Orgel und die geplante Sanierung zusammengefasst sind.

„Damit wollen wir eine breitere Öffentlichkeit für das Sanierungsprojekt unserer Sauer-Orgel gewinnen“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins, Reinhard A. Wolters. „Wir informieren deshalb nicht nur komprimiert über die Geschichte der Orgel und das, was an Aufwand und Kosten auf die Gemeinde zukommt“, erläutert Wolters. „Wir haben auch bekannte Persönlichkeiten, die mit unserer Kirche und der Orgel eng verbunden sind, als Mitstreiter gewinnen können“, berichtet er. Diese geben kurze Statements ab zur Frage, was für sie die Sauer-Orgel und die Kirchenmusik der Erlöserkirche bedeutet. „Das kann eine handwerkliche, aber auch eine emotionale Verbindung zur Sauer-Orgel sein“, fügt Wolters hinzu. Schließlich, ergänzt Petra Kühl, Vorsitzende des Kirchenvorstands, sei die Sauer-Orgel „Kulturgut, das wir alle mit unserer Kirche verbinden“.

Stadt fördert das Projekt

Mit dem aktuellen Spendenaufruf erhofft sich der Kirchenvorstand, dass 200000 Euro zusammenkommen. „Wir sind sehr glücklich, dass die Stadt uns mit 75000 Euro unterstützt“, so Kühl. „Die Landeskirche beteiligt sich mit zehn Prozent der Kosten“, fügt sie hinzu. Zudem habe die Gemeinde einige Rücklagen und könne auch Großspenden verwenden. „Aktuell fehlen uns allerdings noch 400000 Euro“, sagt Wolters. „Diese Mittel jetzt zu generieren ist für uns eine große Herausforderung“, erklärt er. Wolters, Kühl und Rohn hoffen, dass sich dank des Spendenaufrufs viele Unterstützer finden werden. „Wir möchten mit allen, die uns helfen, dafür sorgen, die historische Sauer-Orgel wieder zum Strahlen zu bringen und damit unser musikalisches Erbe erhalten“, betont Rohn.

Doch bevor der Auftrag vergeben werden kann, muss die Finanzierung stehen. Wenn es dann so weit ist, wird es, schätzt die Kantorin, ein gutes Jahr dauern, bis das historische Instrument wieder perfekt in Form ist. „Das Ganze ist sehr aufwendig, denn dazu muss jede der knapp 4000 Pfeifen ausgebaut, in die Werkstatt gebracht, dort per Hand gereinigt und dann intoniert und wieder eingebaut werden“, sagt Rohn. „Durch das Intonieren kann der Klang wieder weicher, schärfer und brillanter gemacht werden.“

Was die Gottesdienste betreffe, könne man die Durststrecke ohne die Sauer-Orgel gut überbrücken. „Wir haben ja den Luxus, seit 1990 mit der Bach-Orgel eine zweite Orgel in der Kirche zu haben“, erzählt Rohn. „Das reicht vollkommen für das Liturgische. Einzig auf die Kirchenkonzerte müssen wir in der Sanierungsphase verzichten.“

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