Bad Homburg: Ortsbeirat schlägt Alternative zum Kirchenverkauf vor
Der mögliche Verkauf der Heilig-Kreuz-Kirche in Gonzenheim erhitzt die Gemüter. Auch im Ortsbeirat wird diskutiert - auch über Alternativen. Ein Vorschlag findet besonders viel Zustimmung.
Bad Homburg -Der mögliche Verkauf der Heilig-Kreuz-Kirche durch die Pfarrei St. Marien war am Mittwochabend das bestimmende Thema im Gonzenheimer Ortsbeirat. Zwar war man sich einig, nicht in die, wie Dr. Wolfgang Lindstaedt (CDU) betonte, rechtlich besonders geschützte Selbstverwaltung der katholischen Kirche eingreifen zu wollen und das auch gar nicht zu können. Aber dennoch müsse man sich des Themas als Zivilgemeinde annehmen, eines, das „allen unter den Nägeln brennt“, wie es Ortsvorsteher Dr. Karl-Alexander Rastädter (CDU) ausdrückte, der die eingerahmte großformatige Zeichnung der Kirche, ein Teil des alten Bühnenbildes aus dem großen Saal des Bürgerhauses, die ganze Zeit quasi als Mahnung in seinem Blickfeld hatte.
So widmete sich das Gremium mit reichlich Unterstützung aus der Bürgerschaft dem 1953 geweihten Gotteshaus. Fast 20 Gäste waren gekommen, darunter mit Florentina Scholz die Vorsitzende des Fördervereins und ihrer Stellvertreterin Anita Söder, die zudem als Vorsitzende des Ortsausschusses des Kirchorts fungiert.
Freie Räume für Kinderbetreuung nutzen
Scholz brachte im Rahmen einer Diskussion vor der eigentlichen Aussprache zu einem Antrag der Grünen - die Bürgerfragestunde wurde kurzerhand zum Gedankenaustausch erweitert - einen neuen Vorschlag ein: Statt das Grundstück, auf dem die Kirche steht, zu verkaufen, sollte lieber erwogen werden, das ebenfalls im Eigentum der Pfarrei stehende Grundstück des gegenüberliegenden Kindergartens zu veräußern. Dieser soll natürlich weiterhin von der Kirche betrieben werden, allerdings würden Räume im Untergeschoss frei, die derzeit noch durch die Gemeinde genutzt werden. „Dort könnte etwa eine weitere Kindergartengruppe oder eine Krippengruppe entstehen oder der Hochtaunuskreis könnte den Platz für die Schulkindbetreuung nutzen - da gibt es doch auch allerorten Bedarf“, warb Scholz für einen Einstieg von Stadt oder Kreis. Zumal man ja vom Bistum durchaus ermuntert worden sei, kreative Lösungen zu präsentieren. Und: Eine solche Lösung werde andernorts bereits praktiziert, erklärte Scholz.
Ortsvorsteher will zum Gespräch bitten
Beate Denfeld (SPD), die als Gast zur Versammlung gekommen war, verwies auf ein ähnliches Konstrukt vor dem Bau der neuen Jugendherberge: „Die Stadt hatte das Grundstück übernommen, erst dann konnte die Herberge gebaut werden.“ Der Vorstoß ging weit über den ursprünglichen Antrag von Christoph Schönstein (Grüne) hinaus, dem es zunächst darum gegangen war, Informationen und Hintergründe zu erfahren. Er zeigte sich aber ausdrücklich offen, den Antrag zu erweitern.
Ganz zur Not, hatte Scholz erklärt, könne man die Kirche vermieten, aber keinesfalls solle sie verkauft werden. Um einen befürchteten Abriss der Kirche langfristig zu verhindern, so überlegte das Gremium, solle man zudem der Argumentation von Ulrich Hummel, der in einem Leserbrief an diese Zeitung auf eine baugeschichtliche Besonderheit hingewiesen hatte, folgen. „Zehn Jahre vor dem zweiten Vatikanischen Konzil wurde hier kein Wand-Altar errichtet, sondern ein frei im Raum stehender Tischaltar.“ Der Magistrat soll bei der Unteren Denkmalbehörde vorstellig werden, um die Kirche unter Denkmalschutz stellen zu lassen.
Denkmal-Status soll geprüft werden
„Ein Denkmal-Status kann zwar einen Verkauf nicht verhindern, aber den Abriss“, bilanzierte Schönstein. „Und er würde den Wert des Grundstücks senken, so dass die Stadt vielleicht mit Unterstützung von Spenden leichter zum Zug käme“, sagte Rastädter.
Letztlich einigte sich das Gremium nach intensivem Austausch einstimmig auf einen interfraktionellen Antrag, wonach man um „ein baldiges Gespräch mit zuständigen Vertretern des Bistums Limburgs und des Fördervereins Heilig Kreuz“ bittet, an dem auch Vertreter des Magistrats teilnehmen sollen. Dieses Gespräch soll „vor der Beschlussfassung des Pfarrgemeinderats und des Verwaltungsrats der Pfarrei St. Marien“ geführt werden. Der Verwaltungsrat soll wohl im September abschließend beraten, vorher ist der Pfarrgemeinderat zu hören, dessen Sitzung jedoch noch nicht terminiert ist.
Peter Braun (PfB) hatte noch ein weiteres Argument ins Feld geführt: „Die Aussagen der Kirche sind widersprüchlich. Mit dem Geld soll der Kirchort finanziert werden, der dann keine Kirche mehr hat.“ Die Überlegung, Gottesdienste könnten in der Turnhalle des Kindergartens gefeiert werden, sei ungeheuerlich.
Es kursierte zudem die Vermutung, das Geld solle eher dazu dienen, einen millionenschweren Investitionsstau in der Pfarrei zu beheben statt es in den Kirchort zu stecken.