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Bad Homburg: Wie die Kurstadt cool bleiben will

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Von: Harald Konopatzki

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Die Stadtwerke zeigen an einem Stand, wie wichtig die Ressource Wasser ist.
Die Stadtwerke zeigen an einem Stand, wie wichtig die Ressource Wasser ist. © hko

Der Klimawandel stellt auch die Städte vor ungeahnte Herausforderungen. Die Grünen stoßen mit Antrag für einen Hitzeaktionsplan auf breite Zustimmung. Es gibt auch schon konkrete Vorschläge, wie die Kurstadt sich gegen die Hitze wappnen kann.

Bad Homburg -Viele Menschen freuen sich auf den Frühling und auf damit steigende Temperaturen. Doch in den vergangenen Jahren hat es Mutter Natur mit der Wärme bisweilen etwas übertrieben - und die Zeichen sind überdeutlich, dass der Mensch sie dazu angestachelt hat. Stichwort: Klimawandel.

Die Bad Homburger Grünen hatten in der jüngsten Parlamentssitzung einen Antrag eingebracht, der den Magistrat beauftragt, einen „Hitzeaktionsplan zu entwerfen. Dabei sei ein Erfahrungsaustausch mit der Stadt Offenbach, die schon recht weit sei, und anderen Kommunen wünschenswert. Alexander Unrath (Grüne) verdeutlichte die konkreten Auswirkungen des Klimawandels auf das alltägliche Leben. „Ich erinnere an die Hitzewelle im vergangenen Jahr, die uns einiges abverlangt hat.“

Durch die Trockenheit gab es zudem einen drohenden Wassermangel. Unrath unterstrich: Hitzewellen habe es es schon vorher gegeben, aber Häufigkeit und Intensität nähmen zu. „Wir müssen deswegen schauen, was wir tun können, um uns an die Veränderungen anzupassen, die bereits stattfinden und sich nicht mehr ändern lassen.“ Ein Fernsehbericht habe im vergangenen Jahr gezeigt, welche hessischen Städte bereits Maßnahmen etabliert hätten. Offenbach habe als positives Beispiel herausgestochen. Prinzipiell gebe es drei Kategorien: Präventive Maßnahmen wie den Aufbau von Trinkbrunnen, Ad-hoc-Aktionen wie Info-Kampagnen und langfristige Strategien, um die Anpassung zu schaffen.

Selten sind die Türen, die ein Antragsteller aus der Opposition bei Koalition und Verwaltung einrennt, so weit offen gewesen wie diesmal. Beate Denfeld (SPD) bedankte sich bei den Grünen und bekannte mit Blick auf die kurz vorher abgehaltene kontroverse Diskussion zum Haushalt: „Wir haben hitzig über die Finanzen diskutiert, dabei müssten wir mindestens genauso hitzig darüber sprechen, wie wir mit dem Klimawandel umgehen, der uns in Bad Homburg längst eingeholt hat.“ Als eindrückliches Beispiel hatte sie ein Bild vom Kirdorfer Feld mitgebracht. „Die Obstbäume, die ich dort mit meinem Vater gepflanzt habe, sind eingegangen, die Wurzeln vertrocknet. Und das, obwohl wir mit der Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld immer wieder gegossen haben.“

Die Zustimmung der Koalition zum Hitzeaktionsplan gebe es jedenfalls, zudem habe das Land die Kommunen aufgefordert, solch einen Plan zu erstellen. Über Maßnahmen solle die Verwaltung im Klimaschutz- und Umweltausschuss berichten.

Im Klimaschutzkonzept verankert

Das werde die Verwaltung gerne tun, auch wenn das noch ein paar Monate dauere, wie Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak (CDU) erklärte. „Die hessischen Kommunen sollen einen solchen Plan bis 2025 aufstellen“, man sei im Rathaus bereits bei den Vorbereitungen. „Allerdings gibt es viele Akteure und die Erstellung ist aufwendig“, schränkte er ein.

Auch im vergangenen Jahr verabschiedeten Klimaschutzkonzept tauchen die Ansätze auf. So heißt es beim Aspekt „Klimafolgen“ unter anderem: „In der Innenstadt ist ein Messnetz zur Einrichtung von ,Wohlfühl-Zonen‘ bei Hitze-Ereignissen einzurichten. Das bestehende Grün in der Stadt ist zu erhalten und möglichst zu vermehren, da dessen positive Wirkungen (Verschattung, Abkühlung durch Verdunstung) nicht zu ersetzen ist.“ Auch von einer „Hitzewarnapp“ ist die Rede. Allerdings steht dem gegenüber, dass der Haushaltsansatz für Messstellen von Umweltfaktoren (unter anderem Lärm, Wasser, Luftgütemessung) von im aktuellen Haushalt von 30 000 auf 15 000 Euro halbiert wurde.

Eine weitere bereits formulierte Maßnahme ist die Erstellung eines Hitzeaktionsplans für Kitas. Zudem sollen alle städtischen Liegenschaften auf „Begrünungs-, Verschattungs-, und Dämmungspotenziale“ geprüft werden. Die Neu-Einrichtung von Förderprogrammen, etwa zur Begrünung von Gebäuden, Höfen und Balkonen ist ebenso vorgesehen wie langfristig der Aufbau eines „Hitzewarn-Netzwerkes“ mit den Alten- und Pflegeheimen sowie den Kitas und Schulen. Im vergangenen Jahr wurde zudem im Jubiläumspark ein erster Trinkbrunnen in Betrieb genommen.

In Offenbach ist man bereits weiter, was den Umgang mit den Folgen des Klimawandels angeht. Ende vergangener Woche trat dort die Aktualisierung des Hitzeaktionsplans in Kraft. Auf www.offenbach.de/hitze findet sich nicht nur der Plan, auch die „Hitzebroschüre“ steht online und informiert anschaulich über Risiken und Gefahren von hohen Temperaturen und Dürre. Zudem gibt’s allgemeine Verhaltenstipps sowie ganz konkrete Hilfestellung, etwa eine Übersicht der Orte, an denen man sich kostenlos Leitungswasser in eine Trinkflasche füllen lassen kann, die bei der Aktion „Refill“ gelistet sind; auf www.refill.de finden sich außerdem viele Teilnehmer der deutschlandweiten Aktion.

Langfristig sollen etwa „Ausruhmöglichkeiten in Randgebieten und Seitenstraßen forciert werden“. Außerdem sollen Strategien gegen Überhitzung im Bereich Straßenbau ausprobiert werden, etwa wasserspeichernder Asphalt. Es ist übrigens davon auszugehen, dass Bad Homburg von den Offenbacher Ansätzen profitieren kann - immerhin war die Klimaschutzbeauftragte Laura Düpre bis zu ihrem Wechsel in die Kurstadt in gleicher Funktion dort aktiv. hko

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