Bau der Gymnastikhalle ist ein Hürdenlauf

Innenausbau stockt immer wieder: Gebäude an der Langen Meile nicht vor Februar 2024 fertig
Gonzenheim -Gymnastikschläppchen wären im Moment fehl am Platz. Der Rohbau der neuen Turnhalle, die die Stadt an der Langen Meile bauen lässt, sieht mit seiner gelben Klinkerriemchenfassade schon ganz ansehnlich aus. Doch wer auf die Baustelle kommt, muss durch den Schlamm. Innen sind gerade die Fliesenleger am Werk; im Eingangsbereich ist Betreten verboten, der Kleber unter den in sich gemusterten, vanilleweißen Bodenfliesen muss erst trocknen.
In der eigentlichen Halle im Erdgeschoss wartet der gelbe Linoleumboden schon länger unter einer Schutzfolie auf Turner. Doch der Innenausbau stockt immer wieder. Es ist das übliche Drama aller Baustellen: Weil ein Gewerk sich verspätet, kann das folgende noch nicht verrichtet werden. „Materialmangel wie zu Beginn des Ukraine-Krieges ist nicht mehr so das Thema, aber die Personalsituation schlägt voll zu“, erläutert Elmar Waldmann, stellvertretender Fachbereichsleiter Gebäudemanagement bei der Stadt.
Ein Gewerk hängt am anderen
Im konkreten Fall bedeutet das, dass die Maler erst anrücken können, wenn die Fliesen begehbar sind. Sind die Wände gepinselt, können Duschen und Toiletten montiert und in Gang gesetzt werden. Dann kommen die Elektriker zum Zug. Verschieben sich die Termine, weil bei einer der Fachfirmen Mitarbeiter ausfallen, müssen im vollen Terminkalender der anderen Handwerksfirmen freie Kapazitäten gefunden werden. So erkläre sich der enorme Zeitverzug bei der Fertigstellung der Gymnastikhalle, sagt Waldmann. Hinzu kommen personelle Verschiebungen bei Architekten und der Stadt selbst . . .
Wie dicke Turngeräte stehen in der großen Halle im Erdgeschoss mannshoch zwei Rollen herum. Es sind die künftigen Prallwände, die von Spezialisten angebracht werden müssen. Das ging aber bisher nicht, weil die Putzer aus unerfindlichen Gründen in den Fensterleibungen einen Teil ausgespart haben. Wieder müssen neue Termine vereinbart werden. Im Technischen Rathaus wartet man auf ein Signal der Fachplaner. Fachbereichsleiter Enzo Spadano wirkt unzufrieden. Gerade kommt er von einer größeren Baustelle, dem Gotischen Haus. Auch dort hätten längst die Wärmepumpen eingebaut werden sollen. „Katastrophe“, murmelt Spadano.
Die Stadt als Bauherrin muss sich in Geduld üben - genauso wie die Gonzenheimer Turner es schon seit Jahren tun. 2001 wurde ihre Halle auf dem Gelände der Friedrich-Ebert-Schule abgerissen, weil dort der Neubau des Betreuungszentrums entstand. Als „Übergangslösung“ wurde 2010 auf dem städtischen Gelände an der Langen Meile jene provisorische Container-Sportstätte errichtet, die der TVG nach wie vor nutzt. Inzwischen regnet es dort hinein.
Die neue Halle direkt nebenan sollte ursprünglich schon 2015 fertig sein. Doch bereits der Baubeginn ließ auf sich warten - unter anderem, weil bei einer Bodenanalyse eine Kontamination festgestellt worden war. Im Frühjahr 2022 endlich der Spatenstich - mit Ausblick auf Fertigstellung Ende des vergangenen Jahres. Im Frühjahr 2023 sprach man von September. „Dieses Jahr wird das nichts mehr“, sagt nun allerdings jetzt Elmar Waldmann. „Mitte, Ende des ersten Quartals 2024“ könne es so weit sein. Die Aussicht habe man auch dem Verein gegeben.
TVG will viele neue Angebote schaffen
Die knapp 1300 Mitglieder - der Turnverein Gonzenheim (TVG) ist zuletzt etwas geschrumpft - scharren denn auch schon mit den Turnschuhen. Yoga, Zumba, Mutter-Kind-Turnen, all das geht irgendwie auch im Container, aber „wir freuen uns darauf, mal wieder eine Sprossenwand zu haben“, sagt TVG-Vizevorsitzende Annikka Hill, „vor allem für die Kinder.“ Im Verein gebe es viele Ideen, was man noch anbieten könne, und auch schon Übungsleiter dafür - Reha-Sport etwa, das sei selten in der Bad Homburger Vereinslandschaft.
Das gesamte Erdgeschoss soll dem TVG zur Verfügung stehen, erklärt Waldmann. Neben den zwei Umkleiden wird noch ein Vereinsraum für Besprechungen entstehen. Nur über eine Außentreppe wird das Obergeschoss zu erreichen sein - die dortigen Umkleiden und ein Besprechnungsraum sollen von den Teams genutzt werden, die auf dem Sportplatz aktiv sind.
Im Zickzack zieht sich eine Rampe ans Gebäude, über die das Obergeschoss barrierefrei vom Sportplatz aus erreicht werden kann. Ein Umkleideraum eigens für Trainer ist von außen begehbar. Und gerade wird der Außenbereich zwischen Halle und Sportplatz gestaltet.
