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„Bauern hindern Naturschützer“

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Der Bauernprotest in der vergangenen Woche hat die Umweltaktivisten der zeitgleich stattfindenden Gegendemonstration verärgert. Diese werfen den Landwirten unfaires Verhalten vor. Die Bauern wiederum kritisieren die Stadt.

Mit pinkfarbenen Pappschweinen vor dem Kurhaus hat die Umwelt-Organisation Campact während der Bauernproteste vor knapp zwei Wochen auf die „Gülleflut durch die Massentierhaltung“ aufmerksam gemacht. Nach eigenen Angaben hat Campact über das Internet bundesweit 1,6 Millionen Unterstützer mobilisiert. Aktive der Bürgerbewegung demonstrierten mit ihrer parallel zur Agrarministerkonferenz in Bad Homburg stattfindenden Aktion gegen Gentechnik in der Nahrung und für sauberes Trinkwasser.

„Wir haben bei der Aktion der Hessischen Landwirtschaftsministerin Priska Hinz 330 000 Unterschriften gegen eine Aufweichung des Gentechnikgesetzes überreicht. Leider wurde die Aktion durch das unfaire Verhalten des Bauernverbandes gestört“, so der Vorwurf von Claudia von Eisenhart Rothe, der Vorsitzenden des BUND-Kreisverbandes Hochtaunus.

Tatsächlich hatte die Stadt mit dem Bauernprotest und der Campact-Kundgebung vor dem Kurhaus gleichzeitig zwei Demonstrationen an einem Ort genehmigt. Die Landwirte demonstrierten vor dem Kurhaus gegen eine Verschärfung der Gülleverordnung durch die EU (wir berichteten).

Die Umweltgruppen hatten unter dem Motto „Tierfabriken den Güllehahn zudrehen“ für sauberes Wasser demonstriert (im Internet auf duengeverordnung). „Trotz klarer Absprachen wurde verhindert, dass die Landwirtschaftsministerin an der Aktion von Campact geordnet teilnehmen konnte“, bedauerte von Eisenhart Rothe.“

Ein Nebeneinander wäre durchaus möglich gewesen. Doch die Bauern hätten ihre „dröhnende Anlage“ laufen lassen. Die Ministerin habe die Bauern „laut- und nervenstark“ auffordern müssen, sich an die Absprachen zu halten.

„Ziehen den Stecker“

„Unsere Kundgebung war für den Zeitraum zwischen 12 und 14 Uhr genehmigt. Die Stadt Bad Homburg hat aber zwei Demonstrationen am gleichen Ort genehmigt. Der Zeitplan wurde nicht koordiniert“, teilte dazu der Sprecher des Hessischen Bauernverbandes, Bernd Weber, mit. „Die beiden Gruppen dann aufzufordern, sich selbst zu einigen, geht doch nicht.“

Als Priska Hinz bei Campact sprechen wollte, sei ein Mitarbeiter der Stadt auf die Landwirte zugekommen und habe diese unmissverständlich aufgefordert, die Kundgebung zu unterbrechen, so der Pressesprecher.

„Die Aufforderung seitens der Stadt lautete: ,Hören Sie auf, sonst ziehen wir den Stecker‘“, erklärte Weber. „Es war 13.15 Uhr; unsere Kundgebung war genehmigt und wir hätten dem Sprecher der Landjugend einfach den Ton abdrehen sollen.“

Die Landwirtschaftsministerin habe eingewilligt, dass der Redner seine Grußworte regulär beenden konnte. Dann habe Priska Hinz bei Campact sprechen können. Anschließend ging es auf der Bühne der Landwirte mit Reden weiter. „Dass die Stadt zwei Demonstrationen gleichzeitig genehmigt, ist eine Ausnahme“, sagte Rathaussprecher Andreas Möring auf TZ-Anfrage.

Da beide Gruppen mit ihren gegensätzlichen Anliegen die Agrarminister erreichen wollten, habe die Stadt beide Demonstrationen vorm Kurhaus genehmigt. In den Kooperationsgesprächen vor den Demonstrationen sei vereinbart worden, dass Priska Hinz bei beiden Veranstaltungen sprechen kann. „Mit welchen Worten unser Mitarbeiter beim Bauernverband um die Abschaltung der Lautsprecheranlage gebeten hat, kann ich natürlich nicht sagen“, sagte Möring. „Ich möchte den Vorwurf nicht kommentieren.“

Letzten Endes hatte die Ministerin gewartet, bis der Sprecher der Landjugend fertig war.

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