Mit Gin gegen Corona: Manufaktur entwickelt eigenes Desinfektionsmittel
Inmitten der Coronakrise hat eine Spirituosen-Manufaktur aus Bad Homburg ein Desinfektionsmittel im Kampf gegen das Coronavirus entwickelt.
- Das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2* wütet auch in Hessen
- Desinfektionsmittel sind in der Coronakrise hoch im Kurs
- Eine Spirituosen-Manufaktur aus Bad Homburg hat ein Desinfektionsmittel entwickelt
Bad Homburg - Im Kampf gegen das Coronavirus sind Desinfektionsmittel hoch im Kurs - aber viele Hersteller haben Lieferschwierigkeiten. Einige Getränkeproduzenten wie etwa das Unternehmen Jägermeister aus Wolfenbüttel helfen mit reinem Alkohol zur Herstellung. Die Bad Homburger Spirituosen-Manufaktur "Reichs Post Bitter" macht's noch spezieller: Sie produziert eigenes Desinfektionsmittel. Auf Basis des von ihr produzierten Gins.
Corona: Manufaktur in Bad Homburg entwickelt eigenes Desinfektionsmittel
Wacholder, Kardamom, Süßholz - das sind nur einige der Zutaten, die im "Apotheker Dry Gin" von Stefan Alles und seiner Frau Heike Alles-Jung stecken. Die Apotheke im Namen ist berechtigt. Familie Alles fertigt den Gin nämlich nach einer Originalrezeptur der "Fritz Scheller Söhne Liqueur Fabrik".
Und Unternehmer Scheller wiederum hatte einen Apotheker Hoffmann als Helfer, gemeinsam haben sie viele Rezepte entwickelt. Auch den bekannten "Reichs Post Bitter", den Alles natürlich wieder herstellt und verkauft - und eben Gin. Pharma-Profis nennen ihn Spiritus Juniperi. Und der wurde früher für die Gesundheit produziert: Getrunken soll er gegen Verdauungsprobleme geholfen haben, am Körper eingerieben gegen rheumatische Schmerzen.
So weit, so bekannt.
Coronakrise: Manufaktur aus Bad Homburg stellt Desinfektions-Gin her
Inmitten der Corona-Krise hat Alles aber vor allem die hochprozentige Alkoholmenge des Gins im Blick. Denn die könnte an der einen oder anderen Stelle einen Engpass beheben, nämlich den von Desinfektionsmittel. Alles sagt: "Nachdem wir mitbekommen haben, dass Desinfektionsmittel an allen Ecken und Enden knapp wird, man ja aber weiß, dass zur Herstellung desselben hochprozentiges Ethanol gebraucht wird, haben wir ein bisschen getüftelt und ein neues Produkt entwickelt, nämlich unseren Desinfektions-Gin."
Was lustig klingt, ist purer Ernst. Denn Alles hat den Desinfektions-Gin nach der empfohlenen Rezeptur der World Health Organization (WHO) für Hand-Desinfektionsmittel erstellt - auf die, so Alles, "auch der Weltapothekerverband FIP verweist".

Demnach sind zur Handdesinfektion Ethanol-basierte Mittel mit einem Gehalt ab 62 Prozent Ethanol wirksam zur antibakteriellen und viruziden Behandlung. "Und unser Desinfektions-Gin enthält eine Ethanol-Wasser-Mixtur mit 71,7 Prozent Volumenalkohol und zusätzlich Kräuterauszüge und Zitrusaromen nach unserer altbewährten Rezeptur des Bad Homburger Apotheker Dry Gin", sagt Alles.
Coronavirus: Gin gegen Corona - Manufaktur aus Bad Homburg entwickelt Desinfektionsmittel
Damit sei man in der Lage, ein wirksames Hand-Desinfektionsmittel und zugleich ein aromatisches Mittel zur Mund- und Rachendesinfektion anzubieten. Alles: "Und lecker riecht es außerdem." Seitens des Gesundheitsamtes gibt es auch keine Einwände. Auf Anfrage dieser Zeitung erklärte das Gesundheitsamt, aus pharmazeutischer Sicht sei das Produkt so wie geschildert in Ordnung.
Angeboten wird der "Apotheker Dry Gin" der Posti-Manufaktur im 0,2-Liter-Klarglasfläschchen mit Bügelverschluss. Erhältlich ist es im Stammsitz im Gluckensteinweg 36 - Alles ist Getränkehändler, weswegen sein Geschäft derzeit auch geöffnet sein darf - oder auch in anderen Getränkehandlungen.
Alles sagt: "Ich habe meinen Job schon immer geliebt. Aber jetzt liebe ich ihn noch ein bisschen mehr. Denn dass ich mit meiner Arbeit etwas so Sinnvolles leisten kann, macht mich wirklich glücklich."
Von Sabine Münstermann
Die Hochtaunus-Kliniken in Bad Homburg sind gut für die Corona-Krise* gewappnet. Es wurde sogar extra eine zweite Intensivstation eingerichtet. Unterdessen droht in Deutschland aufgrund der Coronakrise eine Ausgangssperre*. Bisher herrscht in Deutschland nur ein Kontaktverbot*.
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