Da kommt nichts ins Rollen

Kurstadt bei E-Scooter-Anbietern bislang eher unbeliebt.
Bad Homburg -Die ursprüngliche Idee von E-Scootern war, dass Menschen in der Stadt ihr Auto stehenlassen und mit den elektrisch betriebenen Rollern leise und platzsparend an ihr Ziel kommen. So gaben Frankfurt und andere größere Städte diversen Anbietern die Möglichkeit, etliche Leih-Roller in der City abzustellen. Inzwischen sind die Geräte ob ihrer Masse zu einem echten Problem geworden. Sie werden irgendwo abgestellt, mitunter auch im Main versenkt, fallen leicht um und werden dann zur Fußangel. Zum Umweltschutz tragen sie eher nicht bei - in der Regel sind es Jugendliche, die auf den Scootern hin und her brausen, gerne auch verbotenerweise zu zweit. Beleuchtung haben die Roller selten, einen Helm trägt nie jemand darauf. Dabei fahren sie doppelt so schnell wie Fahrräder.
Grüne wollen Mustervereinbarung
Dass man in Bad Homburg erst gar keine Zustände wie in Frankfurt möchte, darüber waren sich alle Anwesenden in der jüngsten Sitzung des Mobilitätsausschusses einig. Die Grünen hätten aber gern - um dem vorzubeugen - einen Muster-Kooperationsvertrag für potenzielle Anbieter ausgearbeitet. Der wurde vom Rest des Gremiums (bei einer Enthaltung der BLB) abgelehnt, jedoch entwickelte sich eine längere Debatte über das emotionale Thema.
Es habe bisher kaum Anfragen von Verleihfirmen gegeben, erklärte Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak (CDU) - bis auf eine, und die sei wieder abgesprungen. Jedynak glaubt, dass der „Hype“ um die Roller schon wieder am Abebben sei. „Wir brauchen solch ein Gesetzeskonstrukt nicht“, sagte er in Richtung Grüne. „Auch wenn Sie sich beachtlich viele Gedanken gemacht haben.“
Der von Frauke Thiel (Grüne) eingebrachte Antrag sieht unter anderem vor, dass die Lebensdauer der Roller mehr als fünf Jahre beträgt und ihre Einzelteile zu mehr als 90 Prozent recyclebar sind. Die Akkus müssen austauschbar sein, so dass die Scooter nicht immer per Lkw abgeholt werden müssen, was komplett im Widerspruch zu dem Umweltgedanken steht. Sie müssen mit Ökostrom betrieben und dürfen nur an bestimmten Stellen geparkt werden - ansonsten muss der Nutzer weiter Miete zahlen. Weitere Kriterien: keine prekären Arbeitsverhältnisse in den Verleihfirmen und ein ordentliches Beschwerdemanagement für die Bürger.
Auch der Änderungsantrag der BLB, zunächst Berichte aus umliegenden Kommunen, die Erfahrung mit E-Scootern haben, zum Beispiel aus Frankfurt, einzuholen, wurde von der Mehrheit abgelehnt. Peter Braun (fraktionslos) berichtete von seinen Beobachtungen in Frankfurt, wenn er dort zum Blumen-Großmarkt fährt. „An der oberen Friedberger Landstraße stehen Massen dieser Scooter herum, und die Straßenbahn ist leerer als früher.“ Viele Leute nutzten die Scooter statt der öffentlichen Verkehrsmittel - somit werde also mitnichten Benzin eingespart. Er wolle sich nicht vorstellen, wenn früher oder später auch Unmengen von Rollern entlang des Kurparks abgestellt würden. „Wie können wir das verhindern?“ Die Stadtverwaltung werde mehr Polizei brauchen, um dies zu kontrollieren.
Blinde Flecken ohne Busverbindung
„Wir sollten abwarten, ob sich überhaupt weitere Anbieter melden“, sagte Dr. Roland Mittmann (CDU) mit Hinweis auf die begrenzten personellen Kapazitäten der Verkehrsbehörde im Rathaus. Dr. Thomas Kreuder (SPD) ergänzte, es brauche eine Satzung, die die Benutzung von E-Scootern genehmigungspflichtig macht. Doch zunächst hält die Stadt erst einmal die Füße still in Sachen Roller und hofft, dass weiterhin kein Anbieter die Kurstadt als E-Scooter-Standort für lohnenswert hält.
Einzelne Roller fahren aber dennoch in Bad Homburg umher - das hat auch Frauke Thiel beobachtet. „Es gibt Personen, die ihre eigenen Elektroroller haben und damit offensichtlich zur Arbeit fahren“, erzählte die Grünen-Politikerin am Rande der Sitzung - das habe die Kleidung der Fahrerinnen verraten.
Es gebe einige Zonen im Stadtgebiet, die von den Stadtbussen nicht angefahren werden. Die Gegend um den Oberen Reisberg in Dornholzhausen sei ein solch „blinder Fleck“. Deshalb könne die Erlaubnis von E-Scootern für die Mobilität von Menschen dort auch von Vorteil sein - aber nur unter den erwähnten Bedingungen.