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„Die Marke ist einfach ein Mythos“

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Zum 100-jährigen Bestehen von Horex haben die Bad Homburger Oldtimer-Fans am Pfingstsamstag einen großen Corso zum Kurhaus organisiert, der von den Passanten mit großen Augen bestaunt wurde.
Zum 100-jährigen Bestehen von Horex haben die Bad Homburger Oldtimer-Fans am Pfingstsamstag einen großen Corso zum Kurhaus organisiert, der von den Passanten mit großen Augen bestaunt wurde. © Matthias Kliem

Großes Horex-Treffen zum 100-Jährigen der Kultmarke - Altersschnitt der Fans ist hoch

Bad Homburg -Imposante Maschinen, das laute Knattern der Motoren und viele intensive Fachgespräche: Das alljährliche Treffen der Horex-Fahrer wirkte wie ein großes Klassentreffen. „Wir sind eine Art Familie“, sagte Thomas Möller, der seit über 20 Jahren für die Maschinen fiebert und Ersatzteile verkauft.

Am Pfingstwochenende waren mehr als 200 Horex-Liebhaber sind mit ihren historischen und liebevoll gepflegten Maschinen zum Sportzentrum Nord-West gefahren und zelebrierten die 67. Internationale Horex-Sternfahrt, das 100-jährige Bestehen der Kultmarke und die Museumseröffnung im Hessenpark. „Der Standort mit Mittelpunkt Bad Homburg hat gezogen“, erklärte Chef-Organisator Frank Böttcher. Normal kämen 80 bis 100 Fans, dieses Mal seien es mehr als doppelt so viele. Dies löste Freude und Erleichterung beim Organisationsteam aus. Mehr als 1500 Mails sind während der Vorbereitungen geschrieben und beantwortet worden. „Seit Januar haben wir jeden Tag kommuniziert“, sagte Böttcher und verwies auf seinen „zweiten Mann“ Rene Scheck.

Ein Kunstwerk aus 1000 Einzelteilen

Beide hat das Virus für die Kultmarke schon früh gepackt. „Ich bin quasi damit aufgewachsen“, so Scheck (56). Die Maschinen hätten alle einen besonderen Klang. Die Marke sei einfach ein Mythos, ergänzte Böttcher - er stehe „mit Leib und Seele für Horex“. Zu seinen größten Touren zählt eine 3740 Kilometer lange Fahrt zu einem Treffen nach Norwegen. Aber zum Horex-Mythos gehört nicht nur das Fahren der Motorräder, sondern auch das Restaurieren, Reparieren und Präsentieren. Man müsse den „Spirit für die Schrauberei“ besitzen. „Es ist wie bei einem Kind mit einer Legokiste: Es stürzt sich drauf, baut und ist danach stolz.“

Zu den ältesten noch Aktiven zählt Willi Wagenknecht. Der 81-Jährige aus der Nähe von Nürnberg hat seit 70 Jahren mit den legendären Maschinen zu tun. Früher schraubte er beruflich, heute steht er noch mit Rat und Tat zur Seite. Und dies ist wichtig, schließlich besteht eine Horex aus über 1000 Einzelteilen, die alle bekannt sein müssen. Deshalb vertreibt der Rentner passende Ersatzteile. Selbst besitzt Wagenknecht zwei Gespanne, aus gesundheitlichen Gründen kann er derzeit nicht selbst fahren, hofft aber, nochmals auf eine der Maschinen aufsteigen zu können.

Doch nicht nur am Sportzentrum war an Pfingsten einiges los. Bereits am Freitagabend trafen sich die Motorrad-Fans zum regen Austausch und Begutachten der Maschinen. Am Samstag feierten sie am Kurhaus und am Bahnhof, ehe am Sonntag die Ausfahrt in den Taunus auf dem Programm stand. Abgerundet wurde das umfangreiche Programm mit Ausstellungen, Infoständen und natürlich einem kleinen Teilemarkt für „Horex & Co.“ zur Ersatzteilversorgung. Am Montag traten alle wieder die Heimfahrt an. Und die hatte es teilweise in sich. So kamen Fans auch aus Augsburg oder Braunschweig und sogar aus dem Ausland.

„Wir haben Gäste aus Österreich, der Schweiz, Dänemark und den Niederlanden“, sagte Böttcher, der selbst in Friedrichsdorf wohnt. Diese übernachteten entweder bei Freunden oder in einem der über 40 Wohnmobile oder einem der rund 30 Zelte. Organisiert wurde das umfangreiche Treffen von den „Horex-Columbus-Freunden“, darunter Böttcher und Scheck. In einer Gruppe aus zwölf Leuten, quer durch Deutschland verteilt, tauschten sie sich aus, berieten das Programm und holten Genehmigungen ein - alles ehrenamtlich. Dort war es wichtig, dass die Zusammenarbeit mit den Behörden und der Stadt stets reibungslos verlief.

Mit einem Problem haben die Horex-Liebhaber aber zu kämpfen: Es fehlt der Nachwuchs. Der Altersschnitt in den wenigen verbliebenen Clubs ist hoch, neue Enthusiasten finden sich nicht leicht. Dies liegt zum einen an der schon lange zurückliegenden Hochzeit der Maschinen in den 50er Jahren, zum anderen am hohen Kaufpreis: Eine Maschine kann um die 14 000 Euro kosten, da seien andere Marken wesentlich günstiger. Böttcher und sein Team jedenfalls freuen sich schon auf das nächste große Treffen 2024, dann in Bad Bramstedt. Doch zunächst heißt es erstmal abschalten.

Beeindruckener Corso am Samstag vorm Kurhaus

Schon am Pfingstsamstag war Bad Homburg fest in Horex-Hand. In einem beeindruckenden Corso fuhren gegen 11.15 Uhr unzählige blitzblank geputzte Oldtimer vor dem Kurhaus vor und boten den Passanten ein prächtiges Bild von einem einzigartigen Produkt der Homburger Industriegeschichte. Mit von der Partie war auch Bad Homburgs OB Alexander Hetjes (CDU), den Saskia Kothe in ihrem Horex-Gespann in die City chauffierte. Der Rathauschef dankte den Organisatoren für und allen, „die den Mythos Horex pflegen“.

Frank Böttcher (links), Chef-Organisator des Treffens für Fans der Motorrad-Kultmarke, und sein Kollege Rene Scheck hat selbst schon früh das „Horex-Virus“ erfasst.
Frank Böttcher (links), Chef-Organisator des Treffens für Fans der Motorrad-Kultmarke, und sein Kollege Rene Scheck hat selbst schon früh das „Horex-Virus“ erfasst. © hahn

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