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Hugendubel-Filialleiterin Sabine Ceh (li.) empfiehlt „Going Zero“ von Anthony McCarten; Buchhändlerin Daniela Herbst favorisiert „Paradise Garden“ von Elena Fischer. „Sprachlich hat mich das umgehauen“, so Herbst.
Hugendubel-Filialleiterin Sabine Ceh (li.) empfiehlt „Going Zero“ von Anthony McCarten; Buchhändlerin Daniela Herbst favorisiert „Paradise Garden“ von Elena Fischer. „Sprachlich hat mich das umgehauen“, so Herbst. © Florian Neuroth

Buchläden behaupten sich auf Online-Markt und beklagt hohe Kosten

Bad Homburg -Die Buchmesse feiert in dieser Woche wieder die literarische Welt. Lesungen und Interviews, Begegnungen mit Autoren und deren Gedanken machen ihr Flair aus. Während in Frankfurt damit gerechnet wird, dass zur ersten Messe ohne Corona-Einschränkungen wieder Massen strömen, hat der stationäre Buchhandel mit Sorgen zu kämpfen.

Zwei Buchläden sind in Bad Homburgs Fußgängerzone verblieben - Supp’s und Hugendubel. Beide haben sich nach den gravierenden Umsatzeinbrüchen vor einem Jahrzehnt, als das Bestellen bei Amazon populär wurde und weniger Kunden kamen, mit der Situation arrangiert. Inzwischen mischen sie selbst beim Online-Buchhandel mit.

„Bei Hugendubel wird etwa jeder zehnte Euro für ein E-Book ausgegeben“, erklärt Cristina Herrmann, Sprecherin des Münchner Buchhandelskonzerns mit rund 90 Filialen. „Ungefähr jedes siebte belletristische Buch wird digital gelesen - Ratgeber, Reise- und Kinderbücher werden aber fast ausschließlich als gedruckte Bücher gekauft.“

Als in der Pandemie die Geschäfte schließen mussten, sahen auch die Filialbuchhändler rote Zahlen - dafür aber einen Zuwachs im Online-Geschäft. Davon konnte auch Supp’s-Chefin Martina Bollinger profitieren. „Amazon konnte ja lange nicht liefern“, erinnert sie sich. Sie selbst fuhr bestellte Bücher teils mit dem Fahrrad zu den Kunden. Die nutzen seither stärker den Online-Shop der Buchhandlung über dessen Homepage. Für die Buchketten wie Hugendubel hat sich der Trend mittlerweile umgekehrt, heißt es aus München - man habe „nicht nur Marktanteil zurück-, sondern auch leicht hinzugewonnen“.

Der Buchmarkt sei bei Hugendubel stabil, so Herrmann - auch in der Kurstadt. Ein Geschäft in der Louisenstraße gibt es seit genau 25 Jahren. Am 15. Oktober 1998 eröffnete die Filiale im dreistöckigen Neubau Louisenstraße 25. Dort residiert heute Woolworth. 2013 - Stichwort Amazon-Konkurrenz - musste sich Hugendubel verkleinern, blieb aber in der Stadt. „Bad Homburg ist eine Stadt voller Flair und spannender Historie“, so die geschäftsführende Gesellschafterin Nina Hugendubel zum Jubiläum. Der Filialist zog nach schräg gegenüber in die Nummer 30. Fachbücher wurden aus dem Sortiment gestrichen. Unterhaltung, Kinder- und Jugendliteratur sowie Ratgeber waren fortan die Schwerpunkte - eben jene Bereiche, in denen gedruckte Bücher noch „gehen“.

Erschwerend fürs Geschäft mit diesen sind die gestiegenen Herstellungskosten, wie Martina Bollinger betont. „Das Papier hat sich stark verteuert - es gibt kaum noch Bücher, die unter zehn Euro kosten“, sagt sie. Das resultiere aus den hohen Holzpreisen, die auch die Bauindustrie spürt. Im Buchhandel führe es dazu, dass selbst große Verlage gerade von älteren Titeln keine großen Auflagen mehr drucken lassen, daher viele nicht ad hoc lieferbar seien. Damit sparen die Verlage auch Lagerfläche. „Bei Bedarf werden einzelne Exemplare nachgedruckt“, so Bollinger.

Die höheren Papierpreise spürt die 65-Jährige auch im Laden - beim Kauf von Papiertüten oder dem Service, Bücher als Geschenk einzupacken. Die Geschäftsfrau setzt auf den Erlebnisfaktor: „Ich hoffe, dass wieder mehr Menschen zu unseren Lesungen kommen“, sagt sie. In Usingen hat sie einen neuen Lesesalon ins Leben gerufen.

Lesungen zur und nach der Buchmesse

Donnerstag, 19. Oktober, 19.30 Uhr, Stadtbibliothek: Ernst-Wilhelm Händler liest aus „Der absolute Feind“. Eintritt: 10, im Vorverkauf 8 Euro. Thema: Ein Mann wird nach Aufenthalt in der Psychiatrie Galerist. Warum?

Donnerstag, 19. Oktober, 19.30 Uhr, Buchhandlung Supp’s: Jarka Kubsova liest aus „Marschlande“. Eintritt: 8 Euro, Anmeldung: (0 61 72) 4 95 76 10 oder buch@supp-bollinger.de

Die Geschichte zweier Frauen: Die eine wurde um 1580 als „Hexe“ verbrannt; die andere lebt in den heutigen Marschlanden bei Hamburg.

28. Oktober, 19.30 Uhr, Buchhandlung Supp’s: Gourmetkrimiautor Martin Walker im Gespräch mit Angelika Linnemann. Es gibt auch zu essen, gekocht aus dem Kochbuch von Martin Walker.

29. Oktober, 17 Uhr, im Salon von Supp’s-Chefin Martina Bollinger, Westerfelder Weg 26, Usingen. Die gleiche Veranstaltung mit Martin Walker. Eintritt: 60 Euro. Anmeldung: (061 72) 4 95 76 10 oder buch@supp-bollinger.de.

9. November, 19.30 Uhr, Supp’s: Gisela Stelly Augstein präsentiert ihr neues Buch „Der Fang des Tages“. Eintritt: 12 Euro. Was eine Erbschaft mit der Familie macht.

10. November, 19 Uhr, Englische Kirche: Schauspielerin Anke Sevenich liest aus Joan Didions „Das Jahr des magischen Denkens“. Eintritt frei, Spende für den Bad Homburger Hospiz-Dienst erwünscht. Die Autorin beschreibt den Tod ihres Mannes und die Krankheit ihrer Tochter, ihre Trauer und ihre Empfindungen.

10. November, 20 Uhr, Galerie Artlantis: Konstantin Dressler liest aus „Es begann 1941“. Dornholzhausener Student hat Debüt aus den Tagebüchern seines Urgroßvaters geschrieben. Eintritt frei, Spenden erbeten.

13. November, 19.30 Uhr, Stadtbibliothek: Farnaz Nasiriamini liest Texte zu den Protesten im Iran. Eintritt: 5 Euro.

22. November, 19.30 Uhr, Supp’s: Eske Hicken liest aus „Homeless“ - es geht um Obdachlose.

22. November, 19 Uhr, Museum Sinclair-Haus: „Im Bann der Wüste“. Schauspielerin Anna Staab liest Texte von Reisen und Leben im Sand. Dazu spielt Rabii Harnoune traditionelle marokkanische Weisen auf der Gimbri und singt. Eintritt: 15 Euro.

Martina Bollinger vor ihrem Geschäft auf der Louisenstraße. „Homeless“ von Eske Hicken empfiehlt die Buchhändlerin derzeit gern, ein spannendes Debüt mit einem aktuellen Thema, findet sie.
Martina Bollinger vor ihrem Geschäft auf der Louisenstraße. „Homeless“ von Eske Hicken empfiehlt die Buchhändlerin derzeit gern, ein spannendes Debüt mit einem aktuellen Thema, findet sie. © Florian Neuroth

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