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Fokus der Bürger liegt auf Radverkehr, Hauptachsen und Bussen

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Der Verkehrsraum auf den Hauptachsen soll neu verteilt werden, ohne den Autoverkehr negativ zu beeinflussen. Das ist einer der meist goutierten Maßnahmenvorschläge für das Mobilitätskonzept. Foto: hko
Der Verkehrsraum auf den Hauptachsen soll neu verteilt werden, ohne den Autoverkehr negativ zu beeinflussen. Das ist einer der meist goutierten Maßnahmenvorschläge für das Mobilitätskonzept. © hko

Die Online-Befragung zum Bad Homburger Mobilitätskonzept beendet. Viele Vorschläge können nicht begeistern.

Bad Homburg -Die Bürgerbeteiligung, bei der jedermann per „Daumen hoch“ bis Montagabend seine Zustimmung zu den Maßnahmenvorschlägen im Rahmen des Mobilitätskonzepts (Moko) signalisieren konnte, ist abgeschlossen.

Drei Wochen lang, vom 15. Mai bis 6. Juni, war die Stimmabgabe zu den 51 Überlegungen aus sieben Themenbereichen möglich - verbunden mit dem Appell: „Je mehr Bad Homburger bei der Befragung mitmachen, desto klarer ist für die Stadtplanung, welche Maßnahme als erstes angepackt werden soll.“

Auf der Homepage heißt es seit gestern Morgen: „Über 10 000 Daumen haben alle Maßnahmen insgesamt erhalten!“, verbunden mit der Aufforderung: „Schauen Sie sich jetzt an, welche Maßnahmen besonders häufig geklickt wurden.“ Doch auch wenn sich die Maßnahmen tatsächlich nach Anzahl der abgegebenen Stimmen sortieren lassen: Die genauen Zahlen blieb die Homepage zunächst schuldig.

Am Montagabend hatte - im Rahmen des Online-Votings - der Vorschlag zur „fahrradfreundlichen Gestaltung der Hauptverkehrsachsen“ - freilich ohne „die Nutzbarkeit für den Kfz-Verkehr zu beeinträchtigen - die meisten Stimmen bekommen: 615. Überhaupt war das Thema Radverkehr vergleichsweise stark nachgefragt: Mit der Forderung nach Rad(schnell)wegen in die Nachbarkommunen, weiteren Fahrradständern im öffentlichen Raum und in den Parkhäusern sowie dem Ausbau von Fahrradstraßen gab es drei weitere Vorschläge, die bis Montagabend mehr als 500 erhobene Daumen erhielten. Aus allen anderen Themenfeldern gelang das nur einem Vorschlag: Die „Erweiterung und Optimierung des Busliniennetzes“ unterstützten 511 Abstimmende. Ziel ist eine verbesserte Führung von Bestandslinien, die Schaffung separater Busspuren und die Optimierung von Ampelschaltungen. Auch sollen übergeordnete Maßnahmen wie der Ausbau regionaler Ring- und Querverbindungen geprüft werden.

Wenig Zuspruch für Lastenräder und Taskforce

Das Thema Radverkehr zieht, aber die Online-Abstimmung zeigt auch, dass nicht alle Rad-Vorschläge reflexhaft gehobene Daumen ernteten. Für ein städtisches Förderprogramm für Lastenräder sprachen sich nur 62 Teilnehmer aus, „einheitliche Ausbaustandards für Radwege, die auch die Bedürfnisse von E-Bikes, Lastenfahrräder etc. erfüllen“, wünschten 131 Teilnehmer. Selbst die immer wieder in der Politik thematisierten Maßnahmen „Öffnung der Brunnenallee“ beziehungsweise eine „frühere Öffnung der Fußgängerzone“ für Radfahrer konnten wenige Stunden vor Ende der Abstimmung nur 189 beziehungsweise 191 Nutzer der Homepage überzeugen. Mehr als doppelt so viele Stimmen (439) gab es für den Vorschlag, die Planungen für eine S-Bahn-Station am Bornberg voranzutreiben. Bessere („neue / breitere“) Fußwege und mehr Querungsmöglichkeiten an den Hauptverkehrsachsen (Hindenburgring, Urseler Straße, Hessenring), wobei der Autoverkehr nicht beeinträchtigt werden soll, wünschten sich 261 Menschen - der höchste Wert im Bereich Fußgänger-Maßnahmen, gefolgt von dem Wunsch, die Aufenthaltsqualität in den Ortsteilen und eine fußgängerfreundliche Straßengestaltung zukünftig bei jeder Baumaßnahme stärker zu berücksichtigen (234). Dass „der Straßenraum zugunsten des Fuß- und Radverkehrs neu aufgeteilt werden soll“ und „Möglichkeiten, die zum Verweilen einladen“, geschaffen werden sollen, unterstützen 433 Teilnehmer. Dafür, den ruhenden Verkehr in die Parkhäuser zu verlagern, gab es jedoch lediglich 209 erhobene Daumen.

Auffällig: Einige der vorgeschlagenen Maßnahmen (etwa Elektrifizierung der Busflotte, barrierefreie Haltestellen, Verlagerung des ruhenden Verkehrs oder auch der Bau von Radschnellwegen) sind schon in der Planungs-oder Umsetzungsphase oder sogar vom Gesetzgeber vorgegeben.

Eine weitere erste Erkenntnis: Zu bürokratisch wollen es die Bad Homburger nicht. Für die „Ausweitung von zielgruppenspezifischem Mobilitätsmanagement“ konnten sich online nur 20 Menschen erwärmen. Eine „Informationskampagne zur Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden“ mit den Schwerpunkten gegenseitige Rücksichtnahme, Regelkenntnis und Sichtbarkeit wünschten sich 28 Menschen.

Auch die Fortsetzung der „agilen Taskforce Neue Mobilität“ ist in den Augen der Bad Homburger offenbar kein Muss. Dass sich die „zuständigkeitsübergreifende Arbeitsgruppe aus Politik, Gesellschaft und Verwaltung (wie sie im Rahmen der Erstellung des Mobilitätskonzepts entstanden ist) auch zukünftig in regelmäßigen Abständen austauschen und die Umsetzung des Mokos unterstützen und vorantreiben soll“ befürworteten bis Montagabend lediglich 45 Nutzer.

Für einen Ausbau der Ladeinfrastruktur sprachen sich mit 460 Stimmen zehn Mal so viele Nutzer aus. Und auch die Forderungen nach einer Ausdehnung von Tempo 30 auf weitere Nebenstraßen kam mit 333 Stimmen über die 300er-Marke, ebenso wie die „Anpassung der Stellplatzsatzung“ an die „Anforderungen der Mobilität von heute“ (341) sowie die „Angebotsverdichtung E-Sharing“ und die „Förderung innovativer Konzepte für Sharing-Angebote“ (je 332).

Ergebnisse fließen in Entscheidungsfindung ein

Die Ergebnisse der Bürgerbefragung werden nun analysiert, sie sind jedoch kein Garant dafür, dass die Maßnahmen mit den meisten Stimmen auch schnell umgesetzt werden. Denn anschließend, so ist auf der Homepage www.badhomburg2030.de zu lesen, „werden die Ergebnisse der Befragung mit der fachlichen Priorisierung übereinandergelegt und abgeglichen. Darauf aufbauend werden die Expert*innen ggf. nötige Anpassungen bei der Zusammenstellung der relevanten Starterprojekte sowie der Gewichtung der Maßnahmen vornehmen.“ Heißt: Mit der Online-Umfrage soll die fachliche Beurteilung von möglichen Maßnahmen um ein möglichst breites Meinungsbild der Bürger ergänzt werden.

Außer der Online-Umfrage war es auch möglich, seine Meinung an zwei Tagen von 10 bis 14 Uhr am Stand der Stadt in der Louisenstraße mitzuteilen.

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