Frischekur für Bad Homburgs die Krippe

Weil sich über die Jahre viele Risse in den lebensgroßen Holzfiguren gebildet haben, legt nun Fachmann Johannes Bender Hand an
Bad Homburg -Johannes Bender hofft, mit der Arbeit morgen fertig zu sein. Es wäre ein symbolisches Datum - 100 Tage vor Heiligabend hätten die lebensgroßen Krippenfiguren ihre Frischekur hinter sich. Nicht die einzige „runde“ Sache: Heute in zehn Wochen, am Donnerstag, 23. November, soll die Weihnachtsstadt Bad Homburg und damit auch die Krippe auf dem Kurhausvorplatz die Besucher in vorweihnachtliche Stimmung versetzen.
Bis dahin haben die Figuren ihren Platz im neuzeitlichen Äquivalent des Stalls von Bethlehem - eingerahmt von Halteverbotsschildern, Starkstrom-Verteilern und den säuberlich sortierten Lichterketten der städtischen Festbeleuchtung warten sie in einem eher tristen Lager in einem Hof in der Obergasse auf ihren großen Auftritt. Damit haben die zwölf zum Teil mannshohen und mehr als 100 Kilogramm schweren Figuren schon reichlich Erfahrung: Zwischen 2006 und 2012 hat der Künstler Tadek Golinczak die Krippenszene für die Stadt geschnitzt. Bender ist von der Qualität der Arbeit begeistert. „Der Bildhauer hat was drauf - das ist hochwertig und gut!“ Auch Pfarrer Werner Meuer ist von den Krippenfiguren angetan. „Sie haben so ausdrucksstarke Gesichter und wirken lebendig. Maria als starke Frau mit der innigen Haltung.“ Der Hirte, der lächelnd nach vorne in die Zukunft blickt. Josef mit krummem Rücken, der dient und Licht gibt, während das Kind die Arme ausbreitet. Meuer ist froh, dass die Krippe seit 2020 nicht mehr im Schlosshof, sondern am Kurhausvorplatz steht - und das bis zum 6. Januar. „Sie löst bei vielen Menschen ein Lächeln aus, vor allem Christen aus Südeuropa beten dort auch“, hat Meuer beobachtet. Dabei sei die Krippenszene „eine Idylle, die eigentlich gar keine ist - für Maria und Josef ist es eine harte Wirklichkeit, die die beiden dort erleben.“
Auch die Figuren haben im Laufe der Zeit einiges mitgemacht. Das Holz hat gearbeitet: Das Wechselspiel von Hitze und Kälte, Nässe und Trockenheit hat teils tiefe und lange Risse entstehen lassen. Bender arbeitet diese Woche daran, die Risse zu schließen. Aus Lindenholz sägt er mit einer Kettensäge kleine Keile, die er sanft in die Lücken einbringt, bevor er die Oberfläche angleicht. „Für kleine Risse nehme ich Sägespäne und Holzleim“, verrät der bildende Künstler, der in Frankfurt studiert hat und im Wispertal lebt.
Die Risse sind nicht die einzigen Schäden. Das Jesus-Kind hat zwei geklebte Finger, der Mutter Gottes fehlten gar drei Fingerglieder. Dafür spitzt der 58-Jährige Nägel an beiden Seiten an und schlägt jeweils einen in die hölzerne Hand, bevor er den passenden und an der Bruchstelle geleimten Finger aufsetzt und durch sanftes Klopfen befestigt.
Am Ende werden die Arbeiten noch optisch kaschiert. „Der Künstler hat ursprünglich mit viel Sprühfarbe gearbeitet“, verrät Bender, der sich auf den Job in Bad Homburg gut vorbereiten konnte: Er hatte sich die Figuren und die bestehenden Schäden bereits im vergangenen Dezember angeschaut und konnte sich überlegen, welche Schäden er wie angehen würde.
Bis zur nächsten Sanierung könnte es Jahrzehnte oder sogar noch länger dauern. „Nach 17 Jahren ist das Holz durchgetrocknet, da entstehen keine neuen Risse mehr“, ist sich Bender sicher. „Solche Figuren können uralt werden.“ Dass Bad Homburg eine solch markante Krippe hat, erinnerte der Chef der Aktionsgemeinschaft, Eberhard Schmidt- Gronenberg, sei vor allem seinem Vorgänger Jörg Hölzer zu verdanken. „Der brachte die Idee in Form von Fotos aus Chicago mit und sagte: Das brauchen wir auch.“ Allerdings wurde die dortige Krippenlandschaft hinter Plexiglas gezeigt - für Bad Homburg keine Option. So präsentiert sich die Heilige Familie in der Kurstadt den Bürgern ganz nah.
Wachsen soll die Szenerie übrigens nicht mehr. „Sie ist gut, wie sie ist“, findet unter anderem Stadtmarketing-Chefin Nina Gerlach. Zu viele Figuren würden vom eigentlichen Thema ablenken. „Die Krippe soll nicht überladen sein“, so Gerlach.