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Hand aufs Herz

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Von: Katja Schuricht

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Jade (li) und Alexia üben das Verband-Anlegen.
Jade (li) und Alexia üben das Verband-Anlegen. © KATJA SCHURICHT

Ein Leben in Kinderhänden: Vorschulkinder lernen Reanimation und Erste Hilfe. So sind sie für den Ernstfall gewappnet.

Bad Homburg -Paul macht alles richtig: Der fünfjährige Junge kniet an der Reanimationspuppe und drückt immer wieder auf die Mitte der Brust. „Damit die Kinder im richtigen Rhythmus drücken, hören wir dazu den Reanimationssong“, erklärt Dr. Janina Lemmer-Etzrodt. „Ich bin beeindruckt, wie schnell und vor allem wie unbefangen die Kinder die nötigen Handgriffe machen“, schwärmt die Fachärztin für Anästhesie und Rettungsmedizin.

Lemmer-Etzrodt hat jetzt zum ersten Mal in der Kita am Bonhoeffer-Haus im Gluckensteinweg ein zweitägiges Erste-Hilfe- und Reanimationstraining für die Vorschulkinder der Einrichtung angeboten. „Das hat so viel Spaß gemacht und das Thema ist so wichtig, dass Janina Lemmer-Etzrodt ab sofort das Projekt regelmäßig bei uns anbietet“, sagt Erzieherin Natalya Schollenberger , die gemeinsam mit ihrer Kollegin Carmen Kostopoulos die Vorschulkinder betreut.

Lernen, Mimik zu deuten

Die Idee für einen solchen Kurs kam zustande, weil der Sohn der Ärztin die Kita besucht. Los ging das Training mit einem Film zum Thema Erste Hilfe. „Die Kinder haben gelernt, Gefahren zu erkennen und, ob jemand Hilfe braucht, damit sie trösten können“, erläutert die 37-Jährige.

Ein Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen ist der Bad Homburgerin besonders im Hinblick auf die Zeit jetzt nach Corona ein großes Anliegen. „Die Kinder haben monatelang Distanz zu anderen halten müssen, ihre Kita und auch Spielplätze waren zeitweise gesperrt. Die Mimik anderer zu deuten, war durch das Tragen der Masken lange nicht möglich“, meint sie. Deshalb ist es ihr wichtig, den Nachwuchs in dieser Altersgruppe dafür zu sensibilisieren: Wenn jemand weint, braucht derjenige Hilfe und Trost. „Das Training soll die Kinder darin bestärken, Hilfe zu leisten beziehungsweise Hilfe zu suchen“, betont sie.

Am zweiten Workshop-Tag dreht sich alles um das Thema Wiederbelebung. Lemmer-Etzrodt hat den Mädchen und Jungen erklärt, dass das Herz das wichtigste Organ ist, da es den Körper mit Sauerstoff versorgt. Lemmer-Etzrodt hat den Reanimations-Song vorgespielt und ihnen genau gezeigt, wo man bei der Reanimationspuppe drücken muss, um Erste Hilfe zu leisten. „Wir haben auch darüber gesprochen, wie man erkennen kann, ob eine Person bewusstlos ist“, sagt sie. Die Vorschulkinder haben gelernt, wie sie bei einer Person, die Hilfe braucht, die Atmung überprüfen kann. „Das könnt ihr durch Hören machen oder durch und Fühlen mit euren Händen. Auch die Person zu schütteln ist erlaubt“, erklärt sie den Kindern.

Wenn die Person nicht ansprechbar ist, sagt sie, seien auch schon Kinder in der Lage, Erwachsene in die stabile Seitenlage bringen. „Das ist kein Problem, selbst wenn die Person 200 Kilo schwer sein sollte“, meint sie.

Auch wie man Verbände anlegt, dürfen die Kinder üben. „Alle haben sich toll in die Situationen, die wir geübt haben, hineingefunden“, lobt Lemmer-Etzrodt am Schluss. „Ich hoffe sehr, dass sie alles behalten werden. Etwas falsch machen könne man beim Thema Erste Hilfe ohnehin nicht. „Das Schlimmste, was man machen kann, ist, einfach vorbeizugehen und nichts zu machen“, betont die Medizinerin. Ein Höhepunkt des zweitägigen Projekts war der Besuch des Deutschen Roten Kreuzes.

„Ich danke meinen Kollegen vom DRK, die extra mit einem Rettungswagen vorbei gekommen sind“, sagt Lemmer-Etzrodt. Die Kita-Kinder haben die Notrufnummer 112 gelernt und durften das Innere des Wagens genau unter die Lupe nehmen, auch Blaulicht und Martinshorn anzumachen war ausnahmsweise erlaubt.

Ärztin Janina Lemmer-Etzrodt zeigt den Kindern der Vorschulgruppe der Kita die richtigen Handgriffe zur Reanimation.
Ärztin Janina Lemmer-Etzrodt zeigt den Kindern der Vorschulgruppe der Kita die richtigen Handgriffe zur Reanimation. © KATJA SCHURICHT

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