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Teures Pflaster: Quadratmeter in Bad Homburg kostet im Schnitt mehr als zehn Euro

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Eine Maklerin zeigt Interessierten in einem Mietshaus eine leerstehende, unsanierte Wohnung.
Eine Maklerin zeigt Interessierten in einem Mietshaus eine leerstehende, unsanierte Wohnung. © picture alliance / dpa Themendie

Erste vorläufige Zahlen des neuen Mietspiegels liegen für Bad Homburg vor. Es zeigt sich Erwartbares: Das Wohnen in der Kurstadt ist nicht gerade günstig.

Bad Homburg - Champagnerluft ist teuer. Mieter in Bad Homburg wissen das - oder glaubten zumindest eine Ahnung davon zu haben, dass sie in der Kurstadt nicht gerade günstig wohnen. Verbriefte Aussagen über das Preisniveau gab es bislang nämlich nicht. Das hat sich nun geändert, die ersten Zahlen des neuen Mietspiegels liegen vor: Im arithmetischen Mittel zahlen Mieter in der Stadt demnach 10,49 Euro (kalt) pro Quadratmeter.

Allerdings stehen diese „brandaktuellen Ergebnisse“ noch „unter Vorbehalt“, drückt es der langjährige Vorsitzende des Mieterbundes Bad Homburg und Umgebung, Jörg G. Grünberg, aus. „Es gibt noch ein, zwei Anmerkungen, die noch überprüft werden müssen“, sagte Grünberg jüngst auf der Mitgliederversammlung des Mietervereins, auf der er die Zahlen exklusiv vorstellte. Eine Sitzung der Mietspiegelkommission, die seit vergangenem Jahr tagt, gebe es noch. Danach werde der Spiegel in die politischen Gremien gegeben.

Quadratmeter in Bad Homburg kostet im Schnitt mehr als zehn Euro

Höchste Zeit, findet Grünberg. „Spätestens im Dezember muss der Mietspiegel in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden.“

Dann läuft nämlich die Frist ab, die der Gesetzgeber im Juli 2022 festgelegt hat. Im neuen Mietspiegelreformgesetz sind alle Gemeinden mit mehr als 50 000 Einwohnern verpflichtet, bis zum Ende dieses Jahres einen Mietspiegel vorzuweisen. Dieser dokumentiert die ortsübliche Vergleichsmiete für verschiedene Wohnungstypen. Auch Eigentümer können sich daran orientieren, wenn sie eine Wohnung vermieten wollen.

„Der Mietspiegel bietet Rechtssicherheit für beide. Der Mieter ist vor zu starken Erhöhungen geschützt, der Vermieter weiß genau, bis zu welchem Wert er die Miete erhöhen darf“, so Grünberg. Er forciert das Thema bereits seit Jahren. „Das Wichtigste am Mietspiegel ist, dass er justiziabel ist.“ Er soll dabei helfen zu prüfen, wie hoch oder niedrig die aufgerufene Miete für ein Objekt im Vergleich zu vergleichbaren Wohnungen in der Umgebung ist, und kann bei Streitigkeiten zwischen Mieter und Vermieter herangezogen werden.

Bad Homburg: Große Spreizung von Neu und Bestand

Bad Homburg hat sich für einen sogenannten qualifizierten Mietspiegel entschieden, der mittels anerkannter wissenschaftlicher Grundsätze erstellt wird. Im März und April hatte das Hamburger Institut ALP dazu 3000 zufällig ausgewählte Mieter und Vermieter befragt. Verwertbar waren 1185 Antworten - das entspricht einer Rücklaufquote von 41,8 Prozent.

Auffällig an den Zahlen aus der jüngsten Sitzung der Kommission am 26. September - sie liegen dieser Zeitung vor - ist die große Differenz zwischen dem Mietniveau von Neuverträgen und solchen im Bestand. Wer in den vergangenen sechs Jahren einen neuen Mietvertrag unterzeichnet hat (57,6 Prozent), zahlt 11,65 Euro pro Quadratmeter. Bei Wohnungen, die bereits länger vermietet sind (42,4 Prozent), beträgt die Nettokaltmiete 8,93 Euro pro Quadratmeter. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass auch alle Neubauten der vergangenen Jahre in die Kategorie „Neuvertrag“ fallen.

Am teuersten wohnen Mieter in der Kategorie Zweifamilienhaus/Doppelhaushälfte/Reihenhaus: 12,90 Euro müssen sie berappen und damit deutlich mehr als Einlieger im Einfamilienhaus (9,58 Euro). Die größten Abschläge gibt es in Ober-Erlenbach (-2,07 Euro), die geringsten (0 Euro) in der Innenstadt. Im Grünen zahlen Mieter im Schnitt 0,48 Euro mehr, an einer Hauptverkehrsstraße 0,35 Euro weniger. Am günstigsten sind Wohnflächen zwischen 87 und 91 Quadratmetern (9,68 Euro) und dann wieder ab 198 Quadratmetern (9,66 - 9,59 Euro).

„Bad Homburg hat immer noch ein sehr stark gespreiztes Mietpreisgefüge“

„Bad Homburg hat immer noch ein sehr stark gespreiztes Mietpreisgefüge“, stellte Grünberg fest und verwies auf den ohnehin hohen Anteil, der in Deutschland fürs Wohnen ausgegeben wird: 36,8 Prozent der gesamten Konsum-Ausgaben. Die Tendenz sei steigend, gerade bei Rentnern und Menschen mit geringem Einkommen. Daher forderte Grünberg wie schon in den vergangenen Jahren: „Die Stadt muss bezahlbaren Wohnraum schaffen und auch erhalten.“ Hier geht es ihm zu langsam. „Es gibt Dinge, die die Stadt vor sich herschiebt. Die Realisierung dauert viel zu lange.“

Als Beispiel nannte er die geplante Bebauung auf dem ehemaligen Klinik-Areal, wo der Deal mit dem Investor auf der Kippe steht. „Das hätte eigentlich einen Aufschrei geben müssen“, findet Grünberg. Andere Projekte, etwa das Vickers-Areal, den Südcampus und das GKS-Areal, habe die Stadt zwar auf den Weg gebracht, aber die 1511 geplanten oder bereits errichteten Neubauwohnungen entsprächen lediglich 9,7 Prozent des aktuellen Bestandes von 15 656 Mietwohnungen. „Die Dämpfung des steigenden Mietpreisniveaus wird viel zu gering ausfallen“, prognostizierte er.

Für Grünberg sollte es die letzte Mitgliederversammlung als Vorsitzender sein. Nach zwölf Jahren an der Spitze des Vereins trat er nicht noch einmal zur Wahl an. „Eine erstaunlich lange Zeit. Meine Hochachtung“, dankte der Rechtsberater des Vereins, Hans-Werner Müller, Grünberg für die „stets konstruktive“ Zusammenarbeit. Nachfolger im Amt wird der bisherige Vize Erik Dannhof. Zu seinem Stellvertreter bestimmten die Mitglieder Hermann Schiebener. (Florian Neuroth)

Die Baubranche schwächelt und das merken auch die heimischen Handwerksbetriebe. Noch wird der Auftragsstau abgearbeitet, doch die Aussichten sind düster.

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