Joerg hat immer eine Überraschung im Köcher

Klein, aber um so feiner präsentierte sich das Württembergische Kammerorchester Heilbronn zum Abschlusskonzert der Jubiläumssaison am Freitagabend in der Schlosskirche. Und das mit einem besonderen Programm.
Nach 15 Jahren Schlosskonzerte stand das einst als erstes aufgeführte Werk am Ende des Jubiläumsabschlusskonzertes – der Kreis schloss sich sozusagen, doch beileibe nicht für immer. Veranstalter Carl-Werner Joerg – der in seiner Begrüßungsrede diesmal kürzer und dafür schneller sprechen wollte, gut drei Minuten wurden es dennoch – hat stets neue Ideen, um das vor 15 Jahren Begonnene weiter auszubauen. So nahm er neben aufstrebenden Talenten als Solisten die Meisterpianisten und eine Kammeroper in seiner Reihe auf. Für die kommende Saison sind weitere Überraschungen geplant.
Wer kennt sie nicht, die Divertimenti von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791), die jubelnd beschwingte Musik voll Leichtigkeit und prallem Leben? Zwei davon – das in F-Dur und am Ende in D-Dur – rahmten das hochkarätige Konzert ein. Die Musiker spielten so virtuos, mit so viel Freude und Konzentration, dass auch die transparentesten Stellen perfekt und erfrischend überzeugten. Die ersten Bravo-Rufe kamen dann für die von Mareike Braun in warmem Mezzosopran voll Innigkeit und Leidenschaft gesungenen Wesendonck-Lieder.
Richard Wagner (1813 - 1883) hatte sie nach Gedichten seiner Muse Mathilde komponiert, der Frau seines großzügigen Gönners Otto Wesendonck. Die fünf Lieder weisen Parallelen zu Tristan und Isolde auf und werden als das kleine Pendant dazu betrachtet; Wagner sah in dem Drama sich selbst als Tristan, Mathilde als Isolde und deren Gatten als König Marke. Minna Wagner führte schließlich das Ende dieser Beziehung herbei, vermutlich war ihr die Schwärmerei doch zu viel geworden. Die Lieder zeugen von Schmerz und der Sehnsucht nach Erlösung.
Innerhalb von zwei Jahren waren bei dem zunächst noch 12-jährigen Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 -1847) die 12 Streichersinfonien entstanden, knifflige Kompositionsaufgaben von seinem Lehrer Carl Friedrich Zelter, der den Knaben über Carl Philipp Emanuel Bachs Musik an die Komposition heranführte. Das außergewöhnliche Talent zeigte sich bereits früh, die Werke werden noch heute gerne aufgeführt. Höchste Ansprüche werden an die Virtuosität der Interpreten gestellt – schon mit der Nr. 1 in C-Dur.
Meisterhaft war die Darbietung des Orchesters aus Heilbronn unter seinem Dirigenten Aurélien Bello, bei dem die Begeisterung am Musizieren stets präsent ist. Ebenfalls in C-Dur steht die Streichersonate Nr. 3 von Gioacchino Rossini (1792 - 1868), die weitere Parallele: Auch er schrieb diese Musik mit 12 Jahren – allerdings ohne Kompositionsunterricht erhalten zu haben – für sich und seine Cousins. Auch diese Musik, voll Leben und Temperament, begeisterte die Zuhörer außerordentlich und nach dem eingangs bereits erwähnten Mozart- Divertimento kannte die Begeisterung keine Grenzen. „Bravo“, erklang’s von überall.