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Kultur auf 100 Jahre alten Dielen

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Von: Anke Hillebrecht

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Im Erdgeschoss lässt sich die einstige Pracht der Villa Wertheimber erahnen. Kerstin Lautenschlager, Projektleiterin beim städtischen Hochbau, zeigt OB Michael Korwisi im Foyer die prächtige Stuckdecke.
Im Erdgeschoss lässt sich die einstige Pracht der Villa Wertheimber erahnen. Kerstin Lautenschlager, Projektleiterin beim städtischen Hochbau, zeigt OB Michael Korwisi im Foyer die prächtige Stuckdecke. © Matthias Reichwein

Die Villa Wertheimber ist künftig ein repräsentativer Veranstaltungsort der Stadt. Bis Ende 2016 soll die Sanierung abgeschlossen sein. Oben wird zweier Literaten gedacht.

Die Augen sehen Alt, die Nase riecht Neu. Die Wände im Eingang zur Villa Wertheimber wurden in jenen naturweißen Farbtönen gestrichen, die auch einst den Bankier umgaben. Durch eine moderne Glastür mit Bad-Homburg-Wappen geht es ins Foyer. Der Schauspieler Dominique Horwitz wird den großzügigen Raum am 12. Juni beim Poesie- und Literaturfestival als neuen repräsentativen Veranstaltungsort einweihen – die Lesung bei Kerzenlicht ist schon ausverkauft.

Das mehr als 100 Jahre alte Parkett wurde abgeschliffen und geölt. Die Holztäfelung wurde gereinigt, die in den 70er Jahren pastellfarbene Stuckdecke wieder weiß gestrichen wie einst. Zwei Figuren rechts und links des Kamins wurden aufpoliert. Von Hand wurden Kabel in die komplizierte Deckenkonstruktion eingezogen. Eine nachträglich errichtete Wand, die zu Klinikzeiten das Chefarzt-Zimmer vom Foyer abtrennte, wurde entfernt. Ähnlich großzügig dürfte der Bankier die Räume empfunden haben, als hier noch ein Billardtisch stand.

Lesungen, Vorträge und städtische Empfänge werden hier stattfinden. Ansonsten bleiben die Räume leer. Privat vermietet werden sie nicht. „Die Einnahmemöglichkeit wäre verlockend“, räumt OB Michael Korwisi (Grüne) ein – „aber dies ist kein Vereinshaus.“ Hochzeits- oder Geburtstagsfeiern wolle man hier nicht – das frisch renovierte Inventar der denkmalgeschützten Villa würde bei intensiver Nutzung leiden. Außerdem könne man die Räume im Obergeschoss, in die nächstes Jahr das Stadtarchiv einziehen soll, nicht vom Erdgeschoss abtrennen.

Anbau bekommt Fassade

Die erste Veranstaltung in und vor der Villa wird aber das Chorfest am 31. Mai (Beginn: 14.30 Uhr, Eintritt frei) sein, bei dem ein Dutzend Homburger Chöre Haus und (bei gutem Wetter) Park zum Klingen bringen werden. Dank eines abgeschichteten Bauantrags ist das Erdgeschoss schon jetzt nutzbar.

Denn in den oberen Räumen sieht es noch so aus, als wären die Schwestern der Neurologischen Klinik gerade erst ausgezogen. Tapeten aus den 70er Jahren, Linoleumboden und Türschilder erzählen noch von der jüngsten Nutzung der Villa (siehe „Zum Thema“). Im verbleibenden zweiten Bauabschnitt sollen die oberen Stockwerke bis Ende 2016 so umgebaut werden, dass das Stadtarchiv von seinen beengten Räumen im Gotischen Haus hierher umziehen kann.

Um die Archivalien klimatisch gut lagern zu können, wird der nicht denkmalgeschützte Anbau erhalten. Eine zur Villa optisch passende, wenngleich nicht historisierende Fassade soll an die Betonwand geschraubt oder geklebt werden und diese damit verschatten. So werde der Feuchteprozess von innen nach außen unterstützt, erläutert Stefan Wegfahrt vom städtischen Hochbauamt. Mit der Fassade verschwindet auch das Graffito.

Oben im Altbau werden zudem Gedenkstätten für die Dichter Friedrich Hölderlin und Heinrich von Kleist untergebracht – Letzterer hat in seinem Drama „Prinz von Homburg“ den Landgrafen Friedrich II. „dichterisch überformt“, was nach Ansicht Korwisis zu wenig bekannt sei. Kleist selbst war allerdings nie in Homburg.

Den Nutzern des Archivs und des Hölderlin-Kabinetts sollen die Räume im Erdgeschoss später offenstehen. Korwisi: „Dort wird man gut schmökern können.“

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