Neue Räume für die Schnelle Hilfe

Seit 1989 hilft der Verein Schnelle Hilfe in Not unbürokratisch und rasch Menschen, die unverschuldet in eine finanzielle Schieflage geraten sind – seit Juli mit einem komplett neuen Vorstandsteam. Das vielleicht nicht über die Kontakte des alten verfügt, sich aber anschickt, die großen Fußstapfen seines Vorgängers gut zu füllen. Ein erster wichtiger Schritt ist seit Samstag mit einer neuen Geschäftsstelle jedenfalls getan.
Als Gerd Thomas, Birgitt Nickel, Werner Mest und Joachim Weith im vergangenen Frühjahr ankündigten, die Amtsgeschäfte der Schnellen Hilfe in Not abgeben zu wollen, gab es einen kurzen Moment der Panik. Denn die Frage war, ob sich Menschen bereiterklären würden, sich ehrenamtlich für andere einzusetzen, allerdings ohne auf das große Netzwerk von Fresenius und der Stadt zurückgreifen zu können. Denn im Rahmen der Gesundheitsmesse von Fresenius war der Verein 1989 gegründet worden. Ihre Geschäftsstelle hatte sie sozusagen im Vorzimmer des Oberbürgermeisters, in dessen Vorzimmer Birgitt Nickel saß. Vereinssitzungen konnten bei Fresenius stattfinden, denn das Unternehmen stellte die Sitzungsräume kostenlos zur Verfügung. Dafür sorgte Weith als Bereichsleiter Konzernkommunikation. Einem neuen Vorstand würden diese Annehmlichkeiten nicht mehr zur Verfügung stehen.
Renoviert in Eigenregie
Die Panik war trotzdem unbegründet: Es fanden sich schnell Menschen, die sich zutrauten, in so große Fußstapfen zu treten, und zwar Ingo Klamroth, Thomas Kirchner, Sigrid Metzler, Helmut Lewerenz und Peter Bolenz. Sie bilden seit einigen Monaten den neuen Vorstand des Vereins. Zunächst arbeiteten die Ehrenamtler von Zuhause aus – eine Geschäftsstelle gab es ja nicht mehr. Jetzt aber schon. Am Samstag wurden die neuen Räume in der Kaiser-Friedrich-Promenade 3 eingeweiht. Möglich machte es ein Deal mit der Stadt, die die Räume im städtischen Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Deutschen Roten Kreuz (DRK) kostenlos zur Verfügung stellt. Renoviert und gestrichen hat das Team das Büro in Eigenregie, mit Technik und hübscher Optik versehen mit Hilfe zahlreicher eigener Kontakte, wie Sigrid Metzler sagte und auf das IT-Unternehmen First Corner, die 91 kreativagentur und die Agentur Creatur verwies, die sich um die Installation von Computer- und Telefonanlagen, die Einrichtung der Website und die Inneneinrichtung des Büros kümmerten.
Bekanntlich hilft der Verein Menschen in Notsituationen mit einer einmaligen Geldspende. Dabei arbeitet der Verein eng mit sozialen Institutionen im Hochtaunuskreis.
DRK hat schon Pläne
Die Fäden laufen oft im Rathaus zusammen, oder eben auch im Landratsamt. Weswegen ein guter Kontakt zu Ombudsmann Waldemar Schütze, der am Samstag ebenfalls bei der Eröffnung der Geschäftsstelle dabei war, von großer Bedeutung ist. Schütze sagte: „Ursächlich für viele Probleme, deren sich die Schnelle Hilfe annimmt, ist das SGB II, also das Arbeitslosengeld.“ Dessen Beantragung oder Veränderung mitunter einfach langwierig ist. Gleich ob Stromkosten-Nachzahlung, bevor der Strom abgedreht wird, oder ein Zuschuss, der die Teilnahme der Kinder an einer Klassenfahrt ermöglicht: In den vergangenen 28 Jahren hat die Schnelle Hilfe in über 3500 Fällen mit rund 870 000 Euro Spendengeldern – von Sponsoren wie unter anderem dem Hotel Steigenberger, den Bad Homburg Sentinels oder Von Poll Immobilien, aber auch vielen, vielen Privatpersonen, Menschen aus ihrer Notlage geholfen. Und wird das, wie Lewerenz am Samstag betonte, „auch weiterhin tun“.
Ob das dauerhaft von den Räumen der Promenade aus geschehen wird, steht nicht fest. OB Alexander Hetjes (CDU) sagte: „Wir stellen die Räume zur Verfügung, wie lange, wissen wir aber nicht.“ Das hänge mit Umbauplänen des benachbarten DRK zusammen. Aber: „So lange wir das Gebäude haben, darf die Schnelle Hilfe es nutzen. Und wenn sich etwas am Gesamtkonzept der Immobilie ändert, werden wir sicher eine andere Lösung finden.“
Die muss vermutlich eher früher als später gefunden werden. DRK-Kreisgeschäftsführer Axel Bangert erklärte gestern auf Anfrage dieser Zeitung: „Das Gebäude ist fast 50 Jahre alt und müsste saniert werden. Wir sind derzeit im Entwicklungsstadium und schauen, wie wir künftig eine optimale Nutzung des Gebäudes erreichen können.“ Ob das mit einer Grundsanierung geschehe oder mit einem Neubau, sei noch völlig offen. „Die Sache muss ja auch finanziert werden.“ Tatsache sei allerdings: „Wir gehen davon aus, dass wir zum Jahresende verschiedene Projektideen auf dem Tisch liegen haben.“