Nicht nur die Leuchttürme strahlen

Nach den harten Kürzungen wegen der finanziellen Probleme der Stadt Bad Homburg will die Lokalpolitik jetzt mehr über die Situation der Kulturschaffenden erfahren
Bad Homburg -Am kommenden Wochenende strahlen gleich zwei der großen kulturellen Leuchtfeuer Bad Homburgs: Der Friedrich-Hölderlin-Preis wird vergeben und feiert mit einer Doppel-Veranstaltung sein 40-Jähriges (siehe Box). Und bereits am Samstag geht das 14. Bad Homburger Poesie- und Literaturfestival in seine heiße Phase. Am Horizont tauchen derweil mit dem Bad Homburger Sommer und der Kulturnacht weitere Höhepunkte des Kultur-Jahres auf, während die ersten Blickachsen seit Corona in die Parks locken . . .
Doch es ist beileibe nicht alles eitel Sonnenschein. Die Kultur, Inbegriff der freiwilligen Leistungen einer Kommune und damit eines wirtschaftlichen Zuschussgeschäfts, musste im Rahmen der Haushaltsaufstellung reichlich Federn lassen.
Wie stark das Huhn gerupft wurde und ob das verbliebene Federkleid noch wärmt, will die Politik nun genauer wissen. Und so soll Kulturamtsleiterin Dr. Bettina Gentzcke am morgigen Donnerstag im Kulturausschuss einen ausführlichen Bericht über die Arbeit des Fachbereichs Kultur vortragen und informieren, was der Bereich für die Zukunft plant. Die BLB hatte einen entsprechenden Antrag - in etwas schärferer Form - in der jüngsten Sitzung des Ausschusses eingebracht, hatte jedoch dem Kompromiss zugestimmt.
Runder Tisch ist nicht gleich Runder Tisch
Dass es Redebedarf und Unklarheiten gibt, war auch bei einem weiteren Tagesordnungspunkt aufgefallen. So hatte die CDU-SPD-Koalition beantragt, einen „seit langem geforderten und erwünschten ,Runden Tisch‘ unter Federführung des Kulturdezernats fest zu etablieren und regelmäßig durchzuführen“. Tobias Ottaviani begründete dazu, dass eine Plattform, auf der sich Vereine, Verbände und Privatpersonen zum Austausch treffen, auch nach Corona benötigt werde. Ziel sei es, Synergien zu nutzen und Kooperationen zu ermöglichen. Ingrid Hamer (CDU) erinnerte jedoch daran, dass es eine solche Plattform längst gäbe, die in der Öffentlichkeit vielleicht etwas bekannter gemacht werden könnte.
Gentzcke führte aus, dass die großen Institutionen, also Stadt, Kur, Sinclair-Haus, Kirchen, Artlantis und die Organisatoren des Literatur- und Poesie-Festivals, sich schon seit 2020 - geplant noch vor der Corona-Pandemie - zusammensetzen und das Jahresprogramm abstimmen.
Quasi ein Leuchtfeuer-Verbund, um zu vermeiden, dass man sich gegenseitig in den Schatten stellt. Doch was ist mit den kleinen Vereinen und einzelnen Künstlern, die in der Kurstadt aktiv sind und das Leben bereichern? Die könne man in solch eine Planung nicht mit einbeziehen. „Wir geben allein an 80 Vereine Zuschüsse - von Musik bis Karneval“, erinnerte Gentzcke und betonte: „Das ist für solch eine Plattform zu viel, die können sich untereinander abstimmen.“ Es gehe ja nicht um alle Vereine, schränkte Ottaviani ein. So hätten die Karnevalisten als Plattform ihren Narrenrat. Aber man solle schon auf die zugehen, die Kulturpflege betreiben. „Es wäre sinnvoll, die Kugel politisch ins Rollen zu bringen.“
Philipp Herbold (FDP) war das zu unscharf. „Je länger wir reden, desto unklarer wird, was das eigentliche Ziel des Antrags ist. Vielleicht sollte man erst mal schauen, wer sich noch nicht abgeholt fühlt, und das Thema um eine Runde schieben. Oberbürgermeister Alexander Hetjes (CDU) ging einen Schritt weiter. „Braucht es einen zweiten Runden Tisch? Es müsste schon was Sinnvolles rauskommen für die Stadtgesellschaft . . .“ Hetjes nannte als Beispiel für die Heterogenität der Szene die Gesangsvereine. „Einige planen ihre Konzerte langfristig, andere kurzfristig - und wieder andere machen gar keine Konzerte mehr.“
Vernetzung ist bereits gegeben
Peter Braun (PfB) unterstrich, dass es in den Stadtteilen Vereinsringe gebe, eine Vernetzung also gegeben sei. „Die meisten Vereine sind gut vernetzt“, erklärte auch Okan Karasu (BLB). Er warb dafür, dem Vorschlag von Dr. Simone Farys-Paulus (SPD) zu folgen und (zunächst) um einen Bericht über den bestehenden Runden Tisch zu bitten.
Dem schloss sich das Gremium letztlich einstimmig an. Zumal Daniela Kraft (Grüne) mahnte, die Kulturschaffenden nicht zu unterschätzen. „Das Kulturamt bekommt viele Anfragen, das klappt alles wunderbar.“
Zuvor hatte Ottaviani eingeschränkt, dass man das Thema „nicht an den Vereinen aufhängen“ solle, sondern die Plattform eher ein Angebot für diejenigen sein solle, die bereit seien, Kultur in Bad Homburg anzubieten. „Die sollten die Möglichkeit bekommen, sich zu vernetzen.“