Nostalgie im Jahr des Lichts
Am 20. Dezember 2013 hat die UN-Generalversammlung das Jahr 2015 als „Internationales Jahr des Lichts“ ausgerufen. Es „soll an die Bedeutung von Licht als elementare Lebensvoraussetzung für Menschen, Tiere und Pflanzen und auch als zentraler Bestandteil von Wissenschaft und Kultur erinnern“. Nicht nur Letzteres spielt in Bad Homburg eine Rolle, wie Ralf Schroedter und Udo Braun von den Stadtwerken wissen.
Licht ist die Grundlage, auf der die Stadtwerke Ende des 19. Jahrhunderts ihr Geschäft aufgebaut haben. Denn sie hatten 1859 damit begonnen, den Kurpark und auch die Straßen mit Gas zu beleuchten. Das Gas wurde aus Kohle im ersten Gaswerk am „Gaskreisel“, erbaut von der „Anonymen Spielbankgesellschaft“, hergestellt.
Heute wird natürlich vornehmlich elektrisch beleuchtet, und darum kümmert sich im Stadtgebiet unter anderem der Energieversorger Süwag. Dass Homburg vielerorts mit LEDs leuchtet, das hat wiederum die Stadt selbst in die Hand genommen, und zwar aus gutem Grund: Die modernen Leuchtmittel sind sparsam und wartungsarm. Deswegen hat die Stadt, wie berichtet, 3650 Leuchten, die älter als 25 Jahre sind, durch LED-Leuchten austauschen lassen und ist jetzt dabei, weitere 1050 Leuchten umzurüsten, die zwischen 15 und 25 Jahre alt sind.
Investieren, dann sparen
Die Kosten für diesen Austausch belaufen sich auf rund 1,1 Millionen Euro. Auf Grund der Einsparungen bei Wartung und Verbrauch um jeweils etwa zwei Drittel erwartet die Stadt, dass sich die Investition innerhalb der kommenden zehn Jahre amortisieren wird.
Mit Blick auf das von der UN-Generalversammlung ausgerufene „Jahr des Lichts“ ist aber nicht nur der wirtschaftliche, sondern vor allem auch der ökologische Aspekt der LED-Lampen nicht zu unterschätzen: Gerechnet auf die erwartete Lebensdauer von 25 Jahren sparen die neuen Leuchtmittel im Betrieb rund 5000 Tonnen CO2 ein.
Nun ist das Einsparen von Energie und auch von Kosten durch elektrische LED-Lampen natürlich eine ganz wichtige Sache für eine Stadt. Zum Glück ist sich Bad Homburg aber auch seines kulturellen Erbes bewusst und setzt im „Jahr des Lichts“ auch auf Lichtkultur und historische Ästhetik, sprich, auf Gaslaternen. Und das wiederum ist Sache der Stadtwerke.
„Wir haben derzeit 37 Gaslaternen in der Kurstadt in Betrieb, nämlich in der Ferdinandstraße, in der Trappstraße, Am Elisabethenbrunnen, im Schwedenpfad, in der Schellingstraße, in der Schillerstraße, Hinterm Englischen Garten und in der Tannenwaldallee“, sagt Udo Braun, der bei den Stadtwerken für die Gaslaternen und auch für Mess- und Regeltechnik zuständig ist. Natürlich seien die wartungsintensiver und pflegebedürftiger als die modernen Leuchtmittel, und „die Lichtausbeute ist auch geringer“. Aber „sie machen es heimelig und warm und die Anwohner in den genannten Straßen sind begeistert“, weiß Braun.
Aber nicht nur die: Auch für den Förderverein Kleiner Tannenwald, der es sich bekanntlich zur Aufgaben gemacht hat, die Landgräfliche Gartenlandschaft zu rekonstruieren, gehören die historischen Lichter dazu. So dürften sich denn einige über die Bestrebungen von Stadt und Stadtwerken freuen, entlang der Tannenwaldallee künftig alle Leuchten wieder als Gaslaternen zu bestücken, denn diese Gedanken macht man sich laut Braun in der Stadt. „Aktiver Denkmalschutz“ wäre so etwas, wie Bundespräsident Joachim Gauck das 2014 zum Tag des offenen Denkmals formulierte und wie es auf der Homepage des Vereins Pro Gaslicht zu lesen ist.
„Smart Home“-Konzept
Im „Jahr des Lichts“ müssen die Stadtwerke aber mehr tun, als sich allein um die Bewahrung des Schönen zu kümmern. Stadtwerke-Chef Ralf Schroedter weiß das. Derzeit tüftelt er deswegen mit einigen anderen Stadtwerken im Rhein-Main-Gebiet an einer großen Sache, und zwar einem „Smart Home“-Konzept. Dabei geht es um intelligente Haustechnik – Einbruchschutz und natürlich auch Beleuchtungstechnik inklusive. „Wir stellen uns ein System vor, mit dem man, am besten vom Smartphone aus, Lichter und Rollläden im Haus steuern kann, unter anderem, um den Eindruck zu erwecken, es sei jemand im Haus“, erklärt Schroedter und fügt hinzu: „Das zielt natürlich in Richtung Schutz vor Einbrechern.“
Schroedter stellt sich vor, dass „wir als Stadtwerke die Energie liefern würden und obendrein eine Art Starterset mit Heiz-Thermostat, Lichtsteuerung und Fenster-Sensoren“. Vor allem wäre es den Stadtwerken ein Anliegen, die Plattform zu liefern, von der aus das System gesteuert werden kann.
So etwas Komplexes zaubert man natürlich nicht einfach mal schnell aus dem Ärmel. „Derzeit sind wir noch auf der Suche nach dem passenden Geschäftsmodell“, sagt Schroedter.
Aber angepeilt hat Schroedter, dass die Stadtwerke mit ihrem neues Produkt 2016 an den Markt gehen. Dann ist zwar nicht mehr das „Jahr des Lichts“, sondern das von der Unesco-Generalkonferenz ausgerufene „Jahr der Wissenschaft“. Aber das würde da sicher auch hervorragend passen. Denn „Smart Home“ ist definitiv eine Wissenschaft für sich.