Pianistin und Flügel im perfekten Einklang
Sanfter Waldespfad, Walzer und eine großartige Klaviersonate. In der Reihe „Meisterpianisten“ gab die Japanerin Nami Ejiri in der Schlosskirche ein Benefizkonzert für den Kinderschutzbund.
Der Klavierabend beginnt mit einem Spaziergang „Auf stillem Waldespfad“. Es muss ein lichter Wald sein, mit frischem Grün ersten Laubs in einer leichten Sonne, den Richard Strauss im Sinn hatte. Es ist ein sachtes, philosophisches Gehen auf weichem Pfad in gemütvoller Stimmung. Die japanische Pianistin Nami Ejiri folgt ihm mit minimaler Körpersprache. Sie versteht sich prächtig mit dem erdigen Klang des Schimmel-Flügels K 230 T, der sich ideal mit der Hörsamkeit der Schlosskirche verbindet. Sie entlockt ihm berückenden Gesang, lässt das Wasser „An einsamer Quelle“ perlen und die Zuhörer am Freitagabend teilhaben an der Schönheit der Welt.
Kein Wort zu viel
Wie selbstverständlich schließen sich diesem Konzert aus der Reihe „Meisterpianisten“ des Veranstalters Karl-Werner Joerg Robert Schumanns quirlige „Bunte Blätter“ op. 99 aus den „Albumblättern“ an. Kein Wort zu viel, keine aufgesetzte Dramatik, auch dann nicht, als dem Flügel ein ganzes Orchester zu entströmen scheint. Blitzschnell prescht die Pianistin bei Franz Schuberts „Impromptus Es-Dur und Ges-Dur“ aus der Versunkenheit hervor, erbringt vornehm den Beweis ihrer Technik, um sodann Enrique Granados gemäldehafte Goyesca Nr. 4 erzählen zu lassen.
Hübsch artikuliert der „Valsa Caprichosa“ aus „Genas portuguesas“ op. 9 von José Vianna da Motta, ein kurzer Sprung ins 20. Jahrhundert, bevor es mit Chopins Walzer F-Dur op. 34,3 in Transrapidtempo in die Pause geht.
Die Liebe und der selbstverständliche Zugang zur europäischen Musik der in Tokio geborenen Pianistin rühren aus ihrer frühen Kindheit. Der Großvater besaß eine klassische Schallplattensammlung, ihr Klavierlehrer hatte mit Karajan und Celibidache zusammengearbeitet. Später studierte Nami Ejiri bei Lev Natochenny an der Musikhochschule Frankfurt, an der sie seit 2006 auch lehrt. Die Liste internationaler Auszeichnungen und Auftritte mit großen Orchestern beeindruckt. Die Pianistin hat zwei Kinder; das Engagement für den Kinderschutzbund, dem dieses Benefizkonzert zugutekommt, fügt sich in ihren sozialen – und musikalischen Einsatz für die Jüngsten in der Gesellschaft. Dem langjährigen Unterstützer Wolfgang Steubing wird an diesem Abend die Ehrenmitgliedschaft im Kinderschutzbund zuteil.
Die viel interpretierte Klaviersonate Nr. 21 B-Dur D 960, die letzte Franz Schuberts, spielt Nami Ejiri mit dem Gestus einer klugen Frau, die zu wissen scheint, was sie kann und dass doch im Leben nichts gewiss ist. Herrlich das dem herzlichen Beifall angefügte Nocturne und der wie im Gehen dahinsprudelnde Walzer.