Richter: „Je mehr Zeugen wir hören, desto schlimmer wird es“

Zeugen schwänzen, Opfer liefert verschiedene Versionen: Prozess um Attacke in Flüchtlingsunterkunft eingestellt
Bad Homburg -Ein aufwendiger Prozess um einen handfesten Streit in einer Flüchtlingsunterkunft in Bad Homburg hat unspektakulär geendet. Letztlich konnte das Geschehen nicht aufgeklärt werden, das Verfahren gegen den Angeklagten wurde ohne Auflagen eingestellt. „Je mehr Zeugen wir hören, desto schlimmer wird es“, hatte der Richter zuvor noch geseufzt. Laut Anklage waren in der Flüchtlingsunterkunft vor rund einem Jahr zwei Zimmergenossen in Streit geraten, als sich der nun Angeklagte ungefragt auf die Couch des Kontrahenten legte. In der anschließenden Auseinandersetzung soll er den anderen Mann mit einem Messer bedroht und einem Hammer geschlagen haben, angezeigt wurde er wegen gefährlicher Körperverletzung.
Der Prozess im Bad Homburger Amtsgericht schleppte sich mühsam dahin, immer wieder kamen Zeugen nicht, einmal fehlte auch der Angeklagte. Der Richter machte daraufhin - allerdings nur im übertragenen Sinne - kurzen Prozess. Den Angeklagten ließ er von der Polizei festnehmen und 14 Tage bis zum nächsten Termin im Gefängnis warten. Einer der Tatzeugen wurde in seinem Auftrag am frühen Morgen des letzten Verhandlungstages von der Polizei abgeholt und zum Gericht gebracht. Erhellend war dessen Aussage jedoch ebenfalls nicht. Auch die Darstellungen des Opfers hatten dem Gericht nicht geholfen, zu unterschiedlich waren seine Aussagen. „Was er sagt, kann man getrost vergessen“, sagte der Verteidiger, der bei seinem Mandanten eine „Notwehrlage“ sah. Denn das mutmaßliche Opfer habe diesen an dem Tattag am Weggehen gehindert, dagegen habe dieser sich gewehrt. Die Amtsanwältin meinte jedoch, wenigstens das Kerngeschehen der Tat könne schon bewiesen werden. Einer Einstellung des Verfahrens stimmte sie jedoch zu.