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Ruine bekommt ein neues Gesicht

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Die nächste Baustelle am Schulberg: In der Louisenstraße 5 (mit grüner Plane) wird nach jahrelangem Leerstand gebaut. Das Fachwerkhaus mit Gebälk aus dem 17. Jahrhundert wird saniert.
Die nächste Baustelle am Schulberg: In der Louisenstraße 5 (mit grüner Plane) wird nach jahrelangem Leerstand gebaut. Das Fachwerkhaus mit Gebälk aus dem 17. Jahrhundert wird saniert. © ahi

Haus aus der Barockzeit in der oberen Louisenstraße wird endlich saniert

Bad Homburg -Gut’ Ding braucht Weil’. Dieses Sprichwort trifft ziemlich gut auf ein kleines, verfallenes Fachwerkhaus in der oberen Louisenstraße zu. Seit zehn Jahren steht es leer, lässt Touristen den Kopf schütteln - eine Ruine in solch prominenter Lage der schicken Kurstadt! - und Denkmalschützer Sorgenfalten entwickeln. Seit Kurzem wird hinter einer Bauplane an dem Haus gearbeitet, das laut Denkmalschutz bereits im Jahre 1685 erbaut wurde. Das Kleinod wird wohl doch noch gerettet.

Es wäre viel einfacher gewesen, die Ruine abzureißen und ein neues Haus zu bauen. Doch weil die Bausubstanz im Wesentlichen noch aus dem 17. Jahrhundert stammt und es sich damit um „eines der wenigen erhaltenen Häuser aus der frühen Phase der Homburger Stadterweiterung und von besonderer geschichtlicher Relevanz“ handelt, blieben die Denkmalschützer hart. Lange passierte gar nichts, bis sich Denkmalschützer und Eigentümer 2019 schließlich auf einen denkmalgerechten Umbau einigten.

Dann ging wieder Zeit ins Land - auch wegen der Pandemie. Es wurden Befürchtungen geäußert, dass das Häuschen in der Zwischenzeit in sich zusammenfällt. Vor allem die Löcher im seitlichen Sockel, die von der Straße aus gesehen ins Auge fielen, machten Angst. Nachdem die nicht denkmalgeschützten Anbauten hinter dem Haus abgerissen worden waren, wurde im vergangenen Winter im Garten eine Baugrube ausgehoben; inzwischen steht dort ein Neubau. Im historisch so wichtigen Vorderhaus geschah augenscheinlich nichts. Doch jetzt wurden Schaufenster und Tür, beides zur Louisenstraße hin gelegen, herausgenommen, und in der Ruine wird gearbeitet.

Ein Ladengeschäft soll entstehen, darüber zwei Wohnungen, erklärt Eigentümerin Elly Parandian. Auch ein Café oder anderes Lokal sei unten möglich: „Wir haben eine gastronomische Zulassung.“ Bei der Gestaltung der Fassade werde man sich von der Vergangenheit inspirieren lassen. „Wir geben dem Haus seine Symmetrie zurück.“ Das bedeutet, dass die Tür ins künftige Ladengeschäft versetzt wird - sie soll in die Mitte; jetzt ist sie am Rand. Dabei werde man sich an den Fenstern oben orientieren; mit ihnen in einer Linie werden auch unten Fenster eingebaut. Das nachträglich eingezogene Schaufenster verschwindet.

Bodenplatte wird tiefergelegt

Die Historie soll auch im Innern des Hauses zu sehen sein. „Wir wollen das alte Gebälk nicht nur erhalten, sondern auch visuell darstellen“ - es wird freigelegt, vielleicht sogar komplett. Schon seit einiger Zeit sind Bohrlöcher an der Außenfassade zu sehen: Spezialisten haben die Stütz- und Deckenbalken des mehr als 300 Jahre alten Fachwerks auf ihre Statik hin untersucht. „Das Gebälk ist weitestgehend gut“, so die gute Nachricht. Problem war aber die Deckenhöhe. Zu landgräflichen Zeiten war man mit zwei Metern zufrieden; heute wirkt dies leicht bedrückend. Doch woher nehmen, wenn die Kubatur des Hauses gleich bleiben muss und nicht Platz im ebenfalls niedrigen Obergeschoss abgezwackt werden soll? Die Lösung: Die Bodenplatte im Erdgeschoss wird abgesenkt - damit war die Stadt letztlich einverstanden. Um die 2,50 Meter soll das Erdgeschoss an Höhe künftig haben. Das Untergeschoss des ohnehin nur halb unterkellerten Hauses wird zum Kriechkeller. Dort soll die Technik hinein.

Vom Parterre in den ersten Stock führt jetzt eine gewundene Treppe mitten im Raum - Passanten mit guten Augen können sie, wenn die Baustelle in Betrieb ist, noch hinter der grünen Bauplane im Dunkeln erkennen. Sie wird abgebaut; der Zugang zu den Wohnungen oben wird künftig von hinten aus erfolgen. Apropos hinten: In dem Neubau, der dort entstanden ist, wurden drei barrierefreie Wohnungen auf drei Stockwerken errichtet. Alle fünf Domizile seien über ihre Firma Parandian Grundstücks-KG bereits in der Vermarktung, sagt die Homburgerin. Die Zufahrt für das Hinterhaus ist von der Orangeriegasse aus. Platz für einen Garten ist dort auch noch.

Bei der Stadt freut man sich „auf das zu erwartende Schmuckstück“, sagt Sprecher Marc Kolbe. Und auch die Eigentümerin ist überzeugt: „Es wird schön.“

Blick von der Orangeriegasse auf den Neubau hinter dem Fachwerkhaus.
Blick von der Orangeriegasse auf den Neubau hinter dem Fachwerkhaus. © ahi

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