Seit 65 Jahren die richtigen Töne angeschlagen
Familie, Beruf, ein großer Bekanntenkreis, ehrenamtliches Engagement und nicht zuletzt die Musik. Es gibt vieles, was Ingeburg und Klaus Deckert zusammenschweißt – und das seit heute 65 Jahren.
Sie müssen nicht lange überlegen, schnell ist sich das Ehepaar Deckert einig, was ihrer beider Lieblingslied ist: „I Did It My Way“ von Frank Sinatra. Unzählige Male hat es Klaus Deckert seiner Frau Ingeburg vorgespielt, unzählige Male ging ihr dabei das Herz auf: „Mein Mann ist unglaublich musikalisch. Er kann ohne Noten jedes Lied auf Zuruf spielen“, strahlt sie wie ein verliebter Teenager. Zum Beweis schlägt der gebürtige Homburger am heimischen Steinway-Flügel ein paar Takte an.
In Heidelberg, der Geburtsstadt der Braut, wo sie sich beim Tanzen kennengelernt hatten, gingen die jungen Leute am 1. April 1950 aufs Standesamt im Schloss. „Es waren ja ganz arme Zeiten; wir haben sehr, sehr bescheiden gelebt und trotzdem mit 38 Gästen groß gefeiert“, erinnern sie sich noch gut an diesen glücklichen Tag.
Viele weitere glückliche Tage folgten: Die Geburt der Kinder Ulrike und Joachim; im Jahr 1959 sind sie dann in ihr neu gebautes Haus im Hölderlinweg gezogen, wo sie bis heute leben. „Damals war hier weit und breit nichts außer Wiese und Wald“, erzählt die Jubilarin und erinnert daran, dass es später, als die Kinder Teenager waren, legendäre Partys im und ums Haus gegeben hat, von denen noch heute manch ein Bad Homburger erzählt.
Während Klaus Deckert als Professor für Elektrotechnik an der FH Frankfurt Karriere machte, kümmerte sich seine Frau nicht nur um die Familie, sondern war auch ehrenamtlich sehr rührig: „Grüne Damen, Diskussionskreis Taunus, International Women’s Club, Cosmopolitan Club – daraus hat sich ein großer Freundeskreis ergeben. Wir haben hier oft Gäste gehabt und hatten Kontakte in die ganze Welt, waren leidenschaftliche Skifahrer und sind auch sehr viel gereist“, erzählt die 85-Jährige.
Stolz und glücklich ist das Eiserne Hochzeitspaar auch, wenn es von den Kindern – Ärztin und Professor für Architektur – und den vier erwachsenen Enkelsöhnen erzählt.
Gemeinsam haben die beiden auch trübe Zeiten durchgestanden: „Ich fühlte mich zum Lehren berufen und habe das immer mit viel Vergnügen getan. Doch unter den Studentenunruhen der 68er habe ich erheblich gelitten, aber wir haben irgendwie weitergewurschtelt“, so der 87-Jährige. Seine Frau ergänzt: „Da sind deine Studenten, die kurz vor dem Abschluss standen, mit dem VW-Bus hier vorgefahren und du hast sie im Garten unterrichtet, weil an der Fachhochschule Chaos herrschte, daran erinnere ich mich noch gut.“
Mit der Pensionierung widmete sich Klaus Deckert wieder verstärkt seiner weiteren Passion, der Musik. Er gründete die Jazzband „Rotarhythms“ und engagierte sich ebenfalls sozial: Im Rind’schen Bürgerstift beglückte er zehn Jahre lang die Bewohner mit einem wöchentlichen Wunschkonzert.
Inzwischen gehen die beiden es ein bisschen ruhiger an; Krankheiten blieben nicht aus, doch Ingeburg und Klaus Deckert helfen, unterstützen und schätzen sich gegenseitig wie am ersten Tag. Und es würde die Schreiberin dieser Zeilen nicht wundern, wenn heute am Deckertschen Flügel „I Did It My Way“ gespielt wird.