Stadt zieht die Stecker

Seedammbad nur noch eingeschränkt geöffnet. Keine Eisbahn im Winter, selbst alte Kühlschränke fliegen raus.
Bad Homburg -Die Stadt Bad Homburg macht Ernst: Angesichts der Energiekrise und einer nicht auszuschließenden Mangellage habe die drei hauptamtlichen Dezernenten um Oberbürgermeister Alexander Hetjes (CDU) gestern ein umfangreiches Maßnahmenpaket aus kleinen und großen Änderungen vorgestellt, die den städtischen Energieverbrauch senken sollen. „Herbst und Winter werden nicht einfach werden, das wird einen gemeinsamen Kraftakt für alle bedeuten“, unterstrich der OB, der auch klar machte, dass der Stadtkonzern bei den Einsparungen mit gutem Beispiel vorangehen müsse. Der Energie-Krisenstab hat das Maßnahmenpaket bei seiner zweiten Sitzung beschlossen.
Größter Einzelposten ist das Seedammbad. Das wird nach Ende der Freibadsaison - je nach Wetter schon am Sonntag - nur noch sehr eingeschränkt geöffnet sein. „Bis auf das 25-Meter-Becken und das Lehrschwimmbecken bleibt alles andere zu“, also Außenbecken, Abenteuerbad und Saunen, fassten Hetjes und der für die Stadtwerke zuständige Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak (CDU) zusammen. Der Schritt falle zwar nicht leicht, sei aber alternativlos. Das Außenbecken, normalerweise auf 26 Grad geheizt, ist ebenso ein großer Energiefresser wie der Bereich unter der nicht gedämmten Glaskuppel. „Alleine durch diese Maßnahme sparen wir rund 3,3 Millionen Kilowattstunden Gas - ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht im Jahr rund 20 000 Kilowattstunden“, so Jedynak. Außerdem würden 631 000 Kilowattstunden Strom gespart - so viel wie rund 310 Haushalte im Jahr verbrauchen.
„Die beiden Becken im Obergeschoss wollen wir offenhalten, vor allem um das Schulschwimmen zu sichern, auch unter dem Aspekt des langen Ausfalls in der Corona-Pandemie“, so Jedynak. Auch wenn Schwimmer dadurch weniger Möglichkeiten haben, bleiben die Preise gleich. „Die müssten wir angesichts der galoppierenden Preissteigerungen eigentlich massiv erhöhen . . .“, so Hetjes, der angesichts der Dynamik auf den Märkten keine genauen Zahlen für die Stadt nennen kann, aber erklärte: „Wir haben den Ansatz für den nächsten Haushaltsentwurf durch die Bank in allen Bereichen um 50 Prozent erhöht - aber schon jetzt ist klar, dass das bei weitem nicht reichen wird.“
An möglichst vielen Stellschrauben drehen
Deswegen wird an möglichst vielen Stellschrauben gedreht, die über die bundesweit vorgegebenen Maßnahmen wie die Absenkung der Temperatur in den Büroräumen auf 19 Grad oder Warmwasser-Abschaltungen hinausgehen. So sollen die städtischen Sporthallen nur noch auf 15 Grad geheizt werden, ebenso hoch ist künftig die Maximaltemperatur von Feuerwehr-Fahrzeughallen (ausgenommen Umkleiden und Arbeitsplätze). Büroräume werden bei Abwesenheit der Mitarbeiter auf 16 Grad abgekühlt, in den Werkstätten des Betriebshofs wird es maximal 14 Grad warm. Ausgenommen bleiben tagsüber die Gruppenräume der Kitas - hier wird die Temperatur erst nach 17 Uhr abgesenkt.
Dem Hessischen Städte- und Gemeindetag folgend wird man auf die Eisbahn auf der Brunnenallee verzichten. „Ob und wie ein Ersatz kommt, müssen wir schauen“, so Hetjes. Zwar gebe es Alternativen bei denen auf Plastik gerutscht werde, das sei aber teuer. Während an den Planungen für den Weihnachtsmarkt festgehalten werde, soll über die Weihnachtsbeleuchtung je nach Lage entschieden werden.
Das Vorziehen der beschlossenen Nachtabsenkung der Straßenbeleuchtung auf 20 Uhr sei bereits umgesetzt, sogenannte Aktionsbeleuchtung wie etwa das orangefarbene Anstrahlen von Gebäuden anlässlich der Aktion „orange your city“ als Zeichen gegen Gewalt gegen Frauen, bleibt aus, genauso wie die Beleuchtung von Denkmälern und Gebäuden. „Falls Bürger im Stadtgebiet noch öffentliche Gebäude sehen sollten, die beleuchtet sind, bittet die Stadt um Meldung über den Mängelmelder der Bad-Homburg-App oder bei Angela Bajorat unter (0 61 72) 1 00 66 14“, heißt es in einem entsprechenden Aufruf der Stadt. Auch die Werbebeleuchtung der vermieteten Stadtreklame soll, so weit möglich, nachts ausgeschaltet werden.
Ganz klar sind die Grenzen nicht, denn Licht bedeute auch Sicherheit, wie Lewalter-Schoor betont. So würde das Licht an der Spielbank zwar reduziert, aber nicht abgeschaltet. Auch in Parkhäusern wird bei Werbetafeln geprüft, ob durch deren Abschaltung dunkle Ecken entstehen.
„Die sicherheitsrelevanten Auswirkungen werden durch die Stadtpolizei fortlaufend beobachtet und ausgewertet“, verspricht Lewalter-Schoor.
Weil wirklich jede Kilowattstunde zählt, hat die Verwaltung auch die Bürger- und Vereinshäuser, Sporthallen, Kitas und Kultureinrichtungen genau unter die Lupe genommen. So sei die Anzahl der Kühlschränke reduziert worden - „einige energieintensive Altgeräte haben wir direkt entsorgt“ (Hetjes) - und auch etwaige private Elektrogeräte abgeschaltet.