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Weniger Logiergäste im Vogelhäuschen

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Eine Blaumeise schlüpft aus ihrem Nistkasten. Im Taunus ist 2017 die Zahl der brütenden Vögel zurückgegangen.
Eine Blaumeise schlüpft aus ihrem Nistkasten. Im Taunus ist 2017 die Zahl der brütenden Vögel zurückgegangen. © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)

Das Fazit der Mitglieder vom Naturschutzbund (Nabu) Erlenbachtal ist ernüchternd: Immer weniger Singvögel brüten in der heimischen Region. Lediglich 50 Prozent der Nisthöhlen waren in der Brutsaison 2017 belegt. Gründe für das Ausbleiben der Tiere sind unbekannt.

So manch Autofahrer hat sich in letzter Zeit wohl darüber gefreut, dass weniger Insekten an seiner Windschutzscheibe kleben. Was für sie jedoch positiv ist, macht Naturschützern große Sorgen. „In den letzten Jahren wurden weniger Insektenarten gezählt“, weiß Reiner Merkel, Vorsitzender vom Nabu Erlenbachtal. Nun musste er feststellen, dass auch weniger Singvögel in der Region brüten.

„Wir von der Nabu Erlenbachtal betreuen rund 80 Nisthöhlen in der Gegend“, erklärt Merkel. Bei der Reinigung der Vogelbehausungen Anfang März habe man jedoch festgestellt, dass lediglich 50 Prozent der Nisthöhlen für die Brutsaison 2017 belegt gewesen seien. „Normalerweise liegt die Belegung zwischen 80 und 85 Prozent, 20 bis 30 Prozent sind besorgniserregend. „50 Prozent ist erst einmal eine Zahl, man muss jetzt einfach schauen, wie sich das weiterentwickelt“, erläutert der Experte.

Sollte sich diese Zahl im kommenden Frühjahr bestätigen, dann müsse man sich Gedanken machen.

Geduld gefragt

Vorerst gelte es einfach, Geduld zu haben, ob Blaumeise, Kohlmeise oder Kleiber dauerhaft wegbleiben. Die Nisthöhlen dienen ihnen als Hilfe, da Naturhöhlen fehlten. „Wir hatten auch in der Vergangenheit vereinzelt mal ein Jahr mit geringer Belegung“, weiß Merkel. Meist hätten sich die Vögel in der darauffolgenden Saison davon erholt. Gründe für das geringe Aufkommen gibt es einige. Es könne etwa witterungsbedingt sein.

„Wenn das Jahr sehr kalt ist, dann kann schon mal eine Brut ausfallen“, führt der Naturschützer weiter aus. Einen Zusammenhang mit dem Insektensterben könnte es ebenfalls geben – eine Tatsache, die aber auch nicht bewiesen ist.

Auch das viel umstrittene Pflanzenschutz- beziehungsweise Pflanzenvernichtungsmittel Glyphosat könnte mit dem Ausbleiben der Vögel etwas zu tun haben. Erst Anfang der Woche hat die Stadt Oberursel im Parlament beschlossen, Glyphosat nicht mehr auf eigenen oder gepachteten Flächen einzusetzen.

Damit folgte sie dem Beispiel der Nachbarn Friedrichsdorf und Bad Homburg. Und auch der Nabu spricht sich bereits seit längerem gegen das Pestizid aus. „Durch die Vernichtung von Ackerwildkräutern und dem damit einhergehenden Verlust von Nahrungsquellen und Lebensräumen trägt Glyphosat zum Rückgang der biologischen Vielfalt bei“, heißt es in einem Nabu-Bericht. Ob das Ausbleiben der Vögel in den Nisthöhlen in Ober-Erlenbach mit dem Einsatz von Glyphosat in Verbindung steht, das vermag Reiner Merkel nicht zu sagen.

Denn man betreue die Nisthöhlen bereits seit rund 20 Jahren und in dieser Zeit habe man keinen Schwund aufgrund von Glyphosat gehabt. Das einzige, was man jetzt tun könne, sei abzuwarten.

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