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Wilde Jagd nach Mördern der Nazizeit

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Von: Anke Hillebrecht

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In seinem Arbeitszimmer in der Bad Homburger Altstadt ersann Oliver Schmitz eine Verfolgungsjagd, die bis nach Barcelona und Zürich führt.
In seinem Arbeitszimmer in der Bad Homburger Altstadt ersann Oliver Schmitz eine Verfolgungsjagd, die bis nach Barcelona und Zürich führt. © Priedemuth

Oliver Schmitz legt spannenden Thriller vor. Die Idee kam ihm bei der Arbeit.

Bad Homburg -Die sonore Stimme verrät gleich, welchem Beruf Oliver Schmitz nachgeht. Der Bad Homburger (56) arbeitet als Sprecher; er liest Hörbücher ein, und oft trägt seine Stimme die Fernsehzuschauer durch Dokumentationen zu aktuellen Themen. Darin ging es zuletzt auch um die Auschwitzprozesse und ihren Initiator, Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, nach dem jetzt mehr und mehr Straßen benannt werden.

Die Aufarbeitung der dunkelsten Jahre der deutschen Historie ist nach wie vor nicht abgeschlossen. Immer wieder kommen neue Erkenntnisse ans Licht. Schmitz hat sich ans Thema dran gewagt.

Nach dem Krieg war der Apparat durchsetzt

Als er gewahr wurde, „wie allein Fritz Bauer da stand und wie durchsetzt der Beamtenapparat der jungen Bundesrepublik noch mit Nazis war“, kam dem Homburger die Idee zu einem eigenen Buch, einem Roman, der ein Thriller werden sollte. Seinem Debüt „Das Buch der Mörder“, das kürzlich erschienen ist.

Ohnehin hatte Schmitz beim Einlesen der Hörbücher immer mal gedacht: „Etwas Eigenes wäre auch cool.“ Mit der zündenden Idee setzte er sich tatsächlich hin - und schrieb „drauf los“. „Ich hatte einen Anfang und ein Ende. Was dazwischen passierte, ergab sich beim Schreiben“, erzählt er. Das Buch hat zwei Zeitebenen. Zum einen wird die Geschichte von Arne und seiner Freundin Frida erzählt; sie leben im Frankfurt des Jahres 1971. Wir lernen Arne im Krankenzimmer kennen, als gerade sein Vater Conrad stirbt. Der beauftragt ihn, ein geheimnisvolles Notizbuch zu finden mit den Namen von Männern, die im Zweiten Weltkrieg einem geheimen Tötungskommando angehörten - im Auftrag der Nazis liquidierten sie unliebsame Gegner. Und nach dem Krieg bekleideten sie oft höhere Ämter.

Die zweite Zeitebene erzählt gleich zu Beginn, wie Conrad in Kriegszeiten in diese Tätergruppe hineingeriet - und schon kann man das Buch nicht mehr weglegen.

Empfindlich sollte man nicht sein bei „Das Buch der Mörder“; oft geht es ziemlich zur Sache, und Frauen treten im 1940er-Jahre-Part nur als Prostituierte auf. Doch die Lektüre ist sau-spannend. Und auch die Ebene von Arne, der mit der Journalistin Frida die Kladde zu suchen beginnt, wird zunehmend fesselnd - manchmal auch klamaukig wie in einem Actionfilm. Zumal das Pärchen von Spionen konkurrierender Mächte verfolgt wird, wobei sich die Agenten gegenseitig bekriegen und nicht immer die Hellsten sind. Auch hier fließt reichlich Blut. „Das ist krude Fantasie“, kommentiert der Autor.

Arne und Frida haben stets einen Vorsprung - aber so klein, dass man immer ein wenig Gänsehaut hat. Die Spur führt nach Barcelona und dort in den Untergrund, buchstäblich: Erfundene „Ratas“ geben Arne und Frida in den Kanälen sicheres Geleit. Oliver Schmitz kennt die katalanische Metropole, weil er dort studiert hat - er ist Wirtschaftswissenschaftler. Ein prächtiges Altstadt-Haus, in dem Arne und Frida nach dem Notizbuch suchen, existiere wirklich, erklärt der Bad Homburger - und auch dessen maroder Aufzug, in dessen Schacht eine unsympathische Figur des Buches fällt.

Auch das Frankfurter Westend wird man beim Lesen wiedererkennen - dort hat Schmitz 17 Jahre lang gelebt, bevor er mit seiner Frau 2012, nach Geburt der ersten Tochter, nach Bad Homburg zog. „Was ich nicht eine Sekunde bereut habe“, ergänzt Schmitz. Die Familie lebt in der Altstadt, „mit Blick auf den Hexenturm“. Dort entstand in den vergangenen zwei Jahren sein Roman. Es sei aber kein Pandemie-Buch - als die beiden Kinder zu Hause lernten, habe er am allerwenigsten Ruhe gehabt. „Man braucht zum Schreiben mal eine Vier-Stunden-Lücke“, sagt er. Die ersten Seiten seines nächsten Buches hat er schon geschrieben.

Das Buch

Oliver Schmitz, „Das Buch der Mörder“, ISBN 978-3-7546-4379-2, 12,99 Euro. Im Buchhandel erhältlich oder dort bestellbar.

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