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Bienen droht der Hungertod

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Die Biene ist das drittwichtigste Nutztier in Deutschland - nach Rind und Schwein. Sie ist für uns Menschen unersetzbar. Durch ihre Bestäubung sichern Bienen einen Großteil der pflanzlichen Nahrungsmittel.
Die Biene ist das drittwichtigste Nutztier in Deutschland - nach Rind und Schwein. Sie ist für uns Menschen unersetzbar. Durch ihre Bestäubung sichern Bienen einen Großteil der pflanzlichen Nahrungsmittel. © pixabay

Die Insekten leiden unter der Kälte und finden kaum Futter. Experten geben Tipps für Hobby-Imker, um da Abhilfe zu schaffen.

Hochtaunus -Die Honigbienen sind „im Prinzip nicht schlecht über den Winter gekommen“, sagt Gefion Brunnemann-Stubbe. Die Vorsitzende des Bienenzuchtvereins Obertaunus weist allerdings auf ein anderes Problem hin: „Die Völker drohen zu verhungern, weil es zu kalt ist.“ Die Obstbäume blühen zwar, doch die Honigbienen fliegen wegen der Kälte nicht aus. „Ab der Haselblüte legen die Bienen die Brut an“, erklärt Brunnemann-Stubbe den regulären Kreislauf. Das heißt, wenn die Hasel Ende Februar blüht, wird die Brut von März bis April angelegt, eigentlich. Zu diesem Zeitpunkt sollte die Bienenkönigin mit ausreichend Futter versorgt werden, damit sie Eier ablegen kann. Doch die angelegten Wintervorräte für die Bienen gehen nun zur Neige. „Etwa 14 bis 15 Kilogramm Futter braucht ein Bienenvolk zum Überwintern“, erklärt Reiner Haag, Imker aus Burgholzhausen. Doch der vergangene Herbst war zu warm, die Bienen waren noch am Brüten und hatten somit einen höheren Futterbedarf. Dass der Frühling jetzt so schlecht in die Gänge kommt, stresst die Bienenvölker zusätzlich, denn die Arbeiterinnen können nicht ausfliegen, um Nektar zu sammeln.

Richtige Pflege ist lebensnotwendig

Man könnte die Bienen notfüttern, sagt Brunnemann-Stubbe. Dazu rät auch der Bienenberater des Vereins, Uwe Stubbe. Auf der Webseite erhalten die Imker viele nützliche Tipps rund um die Bienenhaltung. Dem Verein gehören 245 Mitglieder an, die meisten davon sind aktive Mitglieder und halten Honigbienen, und zwar insgesamt gut 1000 Bienenvölker. Die Biene ist das drittwichtigste Nutztier in Deutschland - nach Rind und Schwein. Und: „Die Honigbiene hat eine starke Lobby“, ergänzte Brunnemann-Stubbe. „Die Honigbiene ist eine jahrhundertalte Züchtung“, ergänzte Haag, daher sei es wichtig, sich richtig zu informieren, bevor man in die Imkerausrüstung investiert, denn ohne richtige Pflege überlebe die Honigbiene nicht. „Die Zahl der Bienenhalter hat zwar zugenommen, aber die Zahl der Bienenvölker nur unwesentlich“, so Haags Beobachtung. Der Taunus-Imkerverein bietet „Probeimkern für Einsteiger“ an, um potenziellen Imkern die Arbeit rund um die Biene näherzubringen. Dann mahnte er davor, Imkern auf die leichte Schulter zu nehmen: „Manche halten Bienen wie Kanarienvögel und überlassen alles der Natur“, das seien die Honigbienen nicht gewöhnt. Er brachte die wichtigste Bedrohung für die Immen gleich auf den Punkt: Die Varroamilbe. Die „varroa destructor“, so lautet der lateinische Name des Parasiten, wurde in den 1970er Jahren aus Ostasien nach Deutschland über einen Bienenimport eingeschleppt. Die heimischen Honigbienen können sich im Gegensatz zu ihren Artverwandten in Asien dem Parasiten nicht zur Wehr setzen. Infolgedessen werden sie durch den Befall geschwächt und sterben. Zur Aufgabe der Imker gehört also die regelmäßige Milbenkontrolle sowie die entsprechende Behandlung der Bienen, um den Schädling abzutöten. „Hier gibt es unterschiedliche Verfahren“, erklärte Brunnemann-Stubbe: Über die rund fünf Jahrzehnte haben die Imker die Milbenbekämpfung den Anforderungen angepasst, sie behandeln die Bienenvölker entweder mit biotechnischen Verfahren oder mit organischen Säuren, wie der Ameisen- oder Oxalsäure: „Die Ameisensäure kommt in der Natur vor“, sagt Haag. Zu den biotechnischen Verfahren gehöre vor allem die regelmäßige Entnahme der Drohnenbrut, „alle zwei Wochen“. Man könne auch die Königin isolieren und die gesamte Brut behandeln oder sogenannte Ableger bilden. Um eine Behandlung kommen Imker jedenfalls nicht herum, „alle Bienen sind von der Milbe befallen“, weiß der Imker.

Die Säurebehandlung wird in der Regel nach der letzten Honigernte des Jahres, im Spätsommer, vorgenommen, und zwar dann, wenn die Bienen sich auf ihre Winterruhe vorbereiten. Was nach Routine klingt, scheint im Alltag anders zu sein: „Der Klimawandel macht den Imkern zu schaffen“, brachte die Imkervereinsvorsitzende neue Herausforderungen für die Imker auf den Tisch. Der Einsatz der Ameisensäure sei stark witterungsabhängig und wenn die Spätsommer zu heiß sind, können die Bienen nicht zur gewohnten Zeit behandelt werden.

Klimawandel macht Imkern zu schaffen

Außerdem brüten die Bienen bei den warmen Temperaturen, so dass die Winterpause viel kürzer wird. „Der Klimawandel beschäftigt die Imkerei sehr und die Imker werden umlernen müssen“, man müsse „ganz genau schauen, was gerade passiert, auch in diesem Frühjahr“, so Brunnemann-Stubbe. Perspektivisch gesehen werden sich die Imker den neuen Gegebenheiten anpassen müssen, „die Bienen passen sich an“. Doch neben der Milbenbehandlung treibt die Imker - und natürlich auch die Bienen - langanhaltende Hitze mit hohen Temperaturen um: „Wenn es zu heiß ist, gibt es keinen Nektar“, wissen die Experten. Eine Pflanze müsse sich selbst vor dem Austrocknen schützen und gebe nur wenig Nektar her. Dieser ist aber ebenso überlebenswichtig für die Bienen wie Wasser.

Das Wasser wird zum Durststillen benötigt, vor allem aber zum Kühlen des Bienenstocks an heißen Tagen. Wenn es zu heiß ist, so Haag, könne es passieren, dass die Bienen die Kühlung nicht mehr schaffen, „dann fängt das Wachs an zu schmelzen.“ Doch vorerst müssen die Sommerbienen in das Honigjahr starten und dazu sieht die Wetterprognose etwas freundlicher aus, der Frühling scheint nun endlich im Anmarsch zu sein.

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