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Ehemaliger Dienststellenleiter der Polizei will Feldberg für Biker dicht machen

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Erwin Paske hat als Polizist genug tote Motorradfahrer gesehen. Er hat sie nicht gezählt, er will aber aus dem Ruhestand heraus dazu beitragen, dass es nicht noch mehr werden. Dafür gibt es für ihn nur ein Mittel: Der Feldberg muss für Biker gesperrt werden.

Der pensionierte Erste Polizeihauptkommissar Erwin Paske, zuletzt Leiter der Polizeidienststellen in Bad Homburg und Königstein, hat zahllose schwere Motorradunfälle auf dem Tisch gehabt und kennt das Feldberggebiet. Und er kennt die Unvernunft der Biker, ebenso wie die Vernünftigen unter ihnen, die einfach nur das Pech hatten, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein: „Der Unfall vor vielen Jahren, bei dem zwei Biker in einer Kurve frontal ineinander gerast sind, bleibt im Kopf – der eine konnte gar nichts dafür, eine Sekunde früher oder später, und es wäre nichts passiert – grässlich.“

Paske ist zwar in Pension, er hat aber das im Dienst selbst auferlegte Vermächtnis, gegen die Raserei am Feldberg vorzugehen, mit in den Ruhestand genommen. Seine Lösung: „Die Erziehungsmittel der Polizei und der Verkehrsbehörden sind ausgereizt, jetzt hilft nur noch die Sperrung.“ Natürlich weiß auch er, dass mit einem Fahrverbot wegen wenigen Unvernünftigen viele Vernünftige bestraft würden, glaubt aber, dass es nicht anders geht. Es habe eine ganze Kaskade immer strengerer Beschränkungen gegeben, die aber ausgereizt sei. Um den Motorradunfällen Herr zu werden, müssten nun wirklich zielführende Maßnahmen ergriffen werden. Dazu brauche es aber im Vorfeld eine offene und verantwortungsvolle Diskussion.

Wir treffen Erwin Paske am neuralgischsten Punkt im Feldberggebiet, in der Applauskurve. Er ist nicht allein. Der Zufall will es, dass der Regionale Verkehrsdienst der Polizeidirektion Hochtaunus (RVD) zum selben Zeitpunkt dort eine Schwerpunktkontrolle durchführt; es geht um den technischen Zustand von Motorrädern, die mit der Kelle aus dem fließenden Verkehr herausgewinkt werden. Ausnahmsweise dürfen die Biker mal auf den ansonsten für sie gesperrten Parkplatz fahren.

Um der Applauskurve den Kick zu nehmen, gibt es dort ein Einfahrtverbot für Motorradfahrer. Dieses wird, so Romuald Koza, stellvertretender Leiter des RVD, nach Anlaufschwierigkeiten auch respektiert: „Anfangs haben sie die Schilder geklaut, jetzt sind sie mit Stahl verstärkt“, sagt Koza. Er schaut aber mit Stirnrunzeln auf die andere Straßenseite hinüber, wo der Wanderweg zum Fuchstanz beginnt. Die Claqueure, die ihren Biker-Kollegen Beifall für extreme Kurvenlagen spenden, sind umgezogen und drehen Koza und seinen fünf Kollegen „eine lange Nase“.

„Nicht mehr lange“, sagt Koza, „ab 10. September ist dort Halteverbot.“ Dass die „Beobachter“ die Kontrolle längst über Facebook weitergemeldet haben, ist Koza klar. Auch er rauft sich die Haare wegen der Unvernunft vieler Biker, die am Berg sogar mit „Wheelys“ (Fahren auf dem Hinterrad) prahlen oder mit auf dem Asphalt schleifenden, Funken sprühenden Stahlkappen an den Knien um die Kurve zirkeln. Auch Koza glaubt, dass nur eine Sperrung hilft – die dann aber auch kontrolliert werden müsste. Schwierig werde es da mit den Ausnahmegenehmigungen.

Erwin Paske: „Die passive Sicherheit der Motorräder ist heute top. Das Problem ist das Tempo, die Motorradfahrer suchen ihren Kick in den kurvenreichen Strecken, dabei gefährden sie und schädigen sich und andere.“ Er kritisiert, „dass sich Kommunalpolitiker und Fachämter zu sehr auf die Städte und Gemeinden konzentrieren, während übermütige Biker ihren Spaß in der Anonymität der Landstraße, wo es weniger Beschwerden, aber auch weniger Kontrollen gibt, suchen“.

Ein paar Schwellen reichten hier nicht aus, sagt Paske: „Mit den Sachschäden ist es nicht getan. Der volkswirtschaftliche Schaden nach Bikerunfällen ist immens. Krankentransport, Klinikaufenthalt, Reha, Witwen- und Waisenrenten – da kommen enorme Summen zusammen.“

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