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Etwas bieten, das »anders« ist: Diese Ideen gibt es für den Tourismus im Usinger Land

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Das Usinger Land hat aus touristischer Sicht einiges zu bieten - die Potenziale müssen von den Kommunen nur gehoben werden. © Imago Sportfotodienst GmbH

Wie gut ist das Usinger Land touristisch erschlossen? Die Antwort ist einfach: So gut, wie die einzelnen Kommunen agieren. Schaut man genauer hin, bleibt vieles auf der Strecke, denn das Usinger Land ist mehr als Hessenpark, Lochmühle, Wandern und Radfahren. Doch noch scheitert es an den Strukturen.

Hochtaunuskreis. In einigen Rathäusern im Usinger Land sind spezielle Mitarbeiter für den Bereich Tourismus zuständig, andere haben ihn aus Kostengründen in andere Themenbereiche reingepackt. Aber: Alle wollen mit Tourismus Geld verdienen. Den Zahn zieht, wie so manchen anderen, Roland Seel als Chef des Taunus-Touristik-Service (TTS) mitsamt Wurzel. »Mit Besuchern in ihren Ortschaften verdient keine Gemeinde Geld. Da müssen schon Ströme die Gastronomie oder die Freizeiteinrichtungen überlaufen, dass sich dies etwa bei der Gewerbesteuer bemerkbar machen würde.«

Taunus-Touristik-Servic künnert sich um Vermarktung und Werbung

Und dass der TTS als Verein - die Kommunen sind wie viele andere im Rhein-Main-Gebiet Mitglieder - Konzepte erstellt, das sei schon gar nicht die Aufgabe der in Oberursel ansässigen Einrichtung. »Wir vermarkten und bewerben die Angebote der Mitgliedskommunen. Aber was sie anbieten oder organisieren, das liegt alleine in deren Hand«, sagt die stellvertretende Geschäftsführerin Sarah Menzebach.

Nun können natürlich die kommunalen Kassen über Besucher Geld einspielen - die großen Touristenzentren machen es vor. Sei es durch Verpachtung von Einrichtungen oder sogar gastronomischen Angeboten, durch Gebühren wie etwa für Parkflächen - oder eben über die sogenannte Kurtaxe, auch Aufenthaltsabgabe, die der Besucher zahlt. Auch die heiß diskutierte und beerdigte Sommerrodelbahn am Feldberg hätte Geld gebracht. Oder die noch immer als Vorschlag im Raum schwebende Seilbahn auf den höchsten Gipfel des Taunus. Sprich: Es kann mit Tourismus Geld verdient werden, wenn dies durch Ideen angestoßen wird. Aber eben nicht vom TTS.

Politische Gedankenspiele, um Taunus-Touristik-Service zu verändern

Oder doch? Denn dort gibt es inzwischen politische Gedankenspiele, den Verein auf andere rechtliche Füße zu stellen und damit möglichst auch eine andere finanzielle Sicherheit zu erreichen. Derzeit zahlen die Kommunen für den Service nur 25 Cent pro Einwohner im Jahr - die große Summe kommt also nicht in die Kasse. Was aber, wenn Ideen, die gemeinsam mit dem TTS und den Kommunen ausgearbeitet würden, im Usinger Land mehr Menschen über die Kuppe locken würden? Denkbar ist vieles, neben Wandern und Radtouren, die kein Alleinstellungsmerkmal des (Hinter-)Taunus sind. Die Orte, Menschen und Vereine dagegen schon.

Ein Wochenende mit Orgelführungen etwa - denn im Usinger Land gibt’s eine ganze Reihe Instrumente bekannter Orgelbauer. Oder ein Reiterwochenende. Man könnte auch Clubs und Vereine mit ins Boot nehmen - etwa eine Oldie-Woche in alten Autos mit ausgeklügelter Tour und Besuchen der Gastronomie.

Sprich: Pakete schnüren, die »anders« sind, die Menschen interessieren könnten. »Dann wäre aber beim TTS einiges umzubauen, wenn wir dies noch mit leisten sollten«, überlegt Seel. »Aber richtig ist, dass es im Usinger Land ein großes Potenzial an Angeboten gibt, die man eigentlich nur nutzen muss und organisieren.« Mehrtägige Kochschulungen etwa - denn Restaurants mit gutem Ruf gibt’s einige.

Zusammenarbeit zwischen den Kommunen wäre das A und O

Oder sportliche Themen - neben dem Weiltalmarathon einen Triathlon. Alles in ein Paket gepackt - das könnte eine ganze Woche füllen - und entsprechend auch Betten und Gasthöfe. Und wer hat schon noch so etwas wie eine Taunusbahn zu bieten: Also eine Schmaustour durch den schönen Taunus - mit Stopps an Sehenswürdigkeiten. Ein historisches Wochenende - oder eine Krimi-Tour.

Seel und Menzebach sind recht aufgeschlossen, wenn es um neue Konzepte geht, die aber von den Kommunen selbst kommen müssten. Und: Die natürlichen Grenzen der Orte überschreiten - Zusammenarbeit wäre angesagt.

»Gerade durch die Pandemie hatten wir sehr viele Tagesgäste in den vergangenen beiden Jahren. Den Schwung könnten wir mitnehmen. Aber, wie gesagt, mit der momentanen Organisation ist dies beim TTS nicht leistbar.«

Menzebach und ihr Team sind derzeit sozusagen das Taunus-Marketing. Und sie haben gerade in der Pandemie mit ihren Broschüren zum Wandern sowie Radfahren ins Schwarze getroffen - die gingen beim TTS an der Hohemark weg wie warme Semmeln. »Was uns an Terminen oder Angeboten gemeldet wird, vermarkten wir übers Internet. Das können die Mitgliedskommunen natürlich noch viel mehr nutzen«, erklärt Menzebach. Sie setzt auch auf das neue LEADER-Projekt, das gerade im Usinger Land startet.

Welness-Hotel, Ferienpark oder Campingplatz?

Hier können die Bürger selbst an der Zukunft der Heimat mitarbeiten und Vorschläge in vielen Bereichen machen. Und Menzebach hat selbst auch Ideen: »Das Usinger Land würde sicher auch noch ein Hotel vertragen - etwa für den Wellnessbereich. Oder einen richtigen Campingplatz. Sogar ein kleiner Ferienpark wäre denkbar, natürlich nicht in den Dimensionen wie etwa ein Center-Park.«

Seel und Menzebach nehmen auf jeden Fall viele ihrer Ideen mit in die nächste Diskussion, wenn es darum geht, den TTS neu aufzustellen. »Aber, schränkt Seel ein. »Das müssen die Kommunen dann auch wollen.«

Besucherzahlen gehen (fast) überall nach oben

Als Dachverband ist der Taunus-Touristik-Service (TTS) mit Sitz im Sitz im Taunus-Informationszentrumin Oberursel zuständig für die Werbung der Tourismusregion. Das TTS-Gebiet reicht in sechs Landkreise: Hochtaunus, Main-Taunus, Rheingau-Taunus, Limburg-Weilburg, Lahn-Dill und Wetterau. Kommunen zahlen als Beitrag 25 Cent je Einwohner im Jahr, ist der Landkreis der Kommune kein Mitglied, sind es 35 Cent. Sechs Mitarbeiter fassen die Angebote der Mitgliedskommunen zusammen und bewerben sie digital oder in Broschüren. Hauptträger des Vereins sind die beiden Gründer Hoch- und Main-Taunus-Kreis, die auch den Vorsitz stellen.

Corona hat auch dem Taunus ein Plus an Besuchern beschert – aber nicht an Übernachtungen. In den einzelnen Kommunen sieht’s dabei unterschiedlich aus: Bei den Tagestouristen hatte Neu-Anspach im Vergleich zu 2020 2511 Gäste mehr, ein Plus von 41 Prozent. Schmitten legte um 30,4 Prozent auf 15 019 Besucher zu. Wehrheim hatte 2716 Besucher, ein Plus von 24 Prozent. Weilrod 3618 und ein Plus von 24,9 Prozent. Nach Usingen-Stadt kamen 3451 Besucher, ein Minus von 5,6 Prozent.

Ein Blick auf die Übernachtungen: Anspach 6419, plus 47,9, (in Klammern die durchschnittliche Aufenthaltsdauer, 2,6 Nächte). Schmitten 49 128, plus 25,7 (3,3). Usingen legte hier zu, nämlich um 10,7 Prozent auf 11 423 Übernachtungen (3,3). Wehrheim: 5581, plus 25,4 Prozent (2,2), Weilrod 8572, plus 22,1 Prozent (2,4).

Bei den geöffneten Betrieben, also Häusern mit mehr als zehn Betten, ergibt sich ein ähnliches Bild. Grävenwiesbach: null. Anspach: drei, zwei mehr als 2020. Schmitten 15, plus 50 Prozent. Usingen sechs, gleich geblieben, Wehrheim drei, ebenfalls keine Veränderung zu 2020. Weilrod bietet nun sieben Häuser, eine Zunahme zu 2020 von 75 Prozent.

Schauen wir noch zum Schluss auf die angebotenen Schlafgelegenheiten. Neu-Anspach bietet 163 und bleibt damit eine unveränderte Anzahl. Schmitten hat 823, ein Plus von 91 Prozent im Jahr 2021. Usingen nimmt auf 113 Angebote um 0,9 Prozent ab. Wehrheim hat unverändert 82 Betten, Weilrod dagegen mit 313 nimmt um stolze 37,9 Prozent zu.

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