„Der reinste Witz“: Baustelle auf dem Feldberg sorgt für großen Ärger

Zu jeder Jahreszeit ist der Große Feldberg im Taunus ein beliebtes Ausflugsziel. Doch eine Baustelle lässt die Ausflügler wütend zurück.
Schmitten - Noch immer ist der Feldberghof von einem Bauzaun umgeben. Bauschutt liegt neben dem Eingang und vor der Vorderfront. Die neue Außenterrasse an der Westfassade ist noch im Rohbau. Die komplette Fassade sieht auch nicht danach aus, als ob hier nach den ersten Corona-Lockerungen wenigstens Außengastronomie möglich wäre.
"Was hier oben passiert oder eigentlich eben nicht passiert, ist der reinste Witz", ärgert sich Janine Köhler aus Villmar. Sie besucht regelmäßig Verwandte in der Feldberggemeinde und fährt dann gerne auf den Gipfel. "Wenn Gaststätten wieder geöffnet werden dürfen, wäre es gut, das wäre auch hier oben endlich wieder möglich", sagt sie und begründet warum: "Mit zwei Kindern ist es schön, wenn man sich mal gemütlich setzen kann, es wäre super, wenn wenigstens der Biergarten und die neue Terrasse fertig wären."
Großer Feldberg: Feldberghof-Öffnung im Sommer schwer vorstellbar
Auch Josef Häuser aus Niederreifenberg vermisst die Gastronomie am Feldbergplateau. Der Rentner genießt hier oben öfter die gute Luft und die Sicht. "Damit die Kioskbetreiber ein bisschen was verdienen, hole ich mir Kaffee und Schmalzbrot", erzählt er. Deshalb weiß er auch, dass viele Besucher bedauern, dass nicht mehr angeboten wird, und sagt: "Es ist eine Schande, dass am Wahrzeichen für die ganze Region seit über zwei Jahren eine solche Bauruine steht." Von Corona einmal abgesehen, ist seit März 2019 im Feldberghof wegen umfangreicher Sanierungs- und Umbauarbeiten überhaupt kein Gastronomiebetrieb möglich.
Martin Donnerer und Roland Müller sind gerade mit dem Fahrrad auf den höchsten Gipfel im Taunus gestrampelt. Sie kommen mindestens zwei bis drei Mal im Jahr hierher und meinen übereinstimmend: "Es wäre schön, wenn man mal wieder an einem Tisch sitzen und etwas essen und trinken kann." Am Kiosk gebe es nur Getränke und Kleinigkeiten, die man im Stehen aus der Hand verzehren kann. "Im vergangenen Sommer war ich mit meinen Eltern hier oben, und wir sind dann dahin gefahren, wo Gaststätten offen waren", erzählt Donnerer.
Großer Feldberg im Taunus: Umplanungen und Wintereinbruch
Die beiden können sich nicht vorstellen, dass der Feldberghof für die Sommersaison öffnen wird. "Wenn die Betreiber der Gaststätte eine Chance haben, dann doch im Sommer mit Außenbewirtung", meint Donnerer und befürchtet: "So wie das hier aussieht, dauert das mindestens noch ein Jahr". Ohne zu wissen, wer für den Umbau verantwortlich ist, sprechen die beiden von einem "Armutszeugnis" und ziehen Vergleiche mit dem Bau des Berliner Flughafens, der über 14 Jahre gedauert hat, und dem Bahnprojekt Stuttgart 21, das wohl frühestens 2025, also nach 15 Jahren, in Betrieb gehen wird. Bei beiden Großprojekten wurde die Eröffnung ebenfalls immer wieder verschoben. Dabei sei das hier oben doch eine überschaubare Maßnahme.
Der Hochtaunuskreis und die Gemeinde Schmitten hatten am 26. Mai 1987 den Zweckverband Feldberghof gegründet und sind als Gesellschafter für seine Unterhaltung und dessen Betrieb und Verpachtung zuständig. Die Kommunikation läuft ausschließlich über die Kreis-Pressestelle. Dass die Wiedereröffnung mehrfach verschoben wurde, weil die Entkernung aufwendiger war als vermutet, ließ sich für Außenstehende nachvollziehen. Im Dezember stellte die Pressestelle die Fertigstellung der Arbeiten am Feldberghof für das zweite Quartal 2021 in Aussicht. Im vergangenen Jahr war das Nutzungskonzept um eine Verkaufsstelle für regionale Produkte erweitert worden, was Umplanung und Neukalkulation sowie neue Brandschutzauflagen nach sich zog. Die neue Außenterrasse an der Westfassade ist seit Weihnachten betoniert. Weitere Außenarbeiten fielen dem Wintereinbruch zum Opfer. Der Innenausbau ging auch nicht voran, weil die Zufahrt zum Berg einige Wochen gesperrt war.

Großer Feldberg: Bauarbeiten vom Feldberghof kommen ins Stocken
Jetzt ist der Winter längst vorbei, und die Besucher wundern sich immer noch, dass die Bauarbeiten nicht weitergehen. Seit Anfang April gibt es keine Antworten auf Anfragen der Taunus Zeitung, wie weit der Zweckverband Feldberghof mit der Sanierung ist. Erst sollte ein Runder Tisch am 13. April abgewartet werden. Nach weiteren Anfragen am 6. und 11. Mai wurde auf eine zeitnahe Pressekonferenz mit der Radeberger-Gruppe, der größten Brauereigruppe in Deutschland, zu der auch die Frankfurter Binding-Brauerei gehört, verwiesen. Pächter des Feldberghofes ist die Binding-Brauerei, und die hat als Betreiber der Gaststätte Hedmar Schlosser unter Vertrag, der wiederum Carolin und Jens Fischer in den Feldberghof geholt hat.
Auch die können jetzt nur abwarten. Dabei ist es auch von öffentlichem Interesse, ob unter Corona-Bedingungen Außengastronomie hier oben möglich oder gewollt ist. (Evelyn Kreutz)