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Mit den Frauen kam die Zukunft

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Von: Monika Melzer-Hadji

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Heute zählt der Verein unter der Leitung von Bettina Kaspary 40 aktive Sängerinnen und Sänger.
Heute zählt der Verein unter der Leitung von Bettina Kaspary 40 aktive Sängerinnen und Sänger. © Stefanie Wassermeier

Der Gesangverein Liederkranz Dornholzhausen feiert in diesem Jahr sein 175-jähriges Bestehen. Dass die Sänger auf so eine lange Tradition zurückblicken können, ist Mitgliedern zu verdanken, die sich auch in schwierigen Zeiten für ihren Verein eingesetzt haben.

Es scheint, als ob die Namensfindung seinerzeit die schwierigste Hürde gewesen ist. Denn vom ersten Treffen der jungen Männer am 7. Februar 1840 dauerte es noch bis zum 1. August, bis der „Gesangverein zum Liederkranz Dornholzhausen“ offiziell eingetragen wurde. Wenn die Sänger, die seit den 1970er Jahren einen gemischten Chor stellen, im Sommer mit vielen Aktionen ihr Jubiläum feiern, werden sie auch die abwechslungsreiche Geschichte des Vereins beleuchten.

In den ersten Jahren sang man im Gasthaus Hildmann, ab 1846 war das Hotel Scheller Vereinslokal des Chores. Als das am 1. Oktober bis auf die Grundmauern niederbrannte, verloren die Sänger nicht nur ihr Vereinslokal, sondern auch sämtliches Inventar. Bis das eigene Vereinshaus (heute in der Dornholzhäuser Straße 43) 1865 bezogen werden konnte, fanden die Übungsstunden im Privaten statt.

Hervorzuheben ist, dass die Sänger und die Gemeinde immer eng verbunden waren: Am 30. September 1867 fand die Weihe der von Dornholzhäuser Frauen gestifteten Fahne statt, die Friedensfeier zur Beendigung des Krieges 1870/71 richtete der Gesangverein aus, pflanzte eine Friedenseiche und errichtete im Jahr 1886 einen Friedensstein – das heutige Kriegerdenkmal auf dem Friedhof. „Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges war das Vereinsleben sehr rege und abwechslungsreich“, bescheinigt die Chronik des Traditionsvereins.

Weil viele Sänger zum Militärdienst eingezogen waren, konnten erst 1919 die Chorproben wieder aufgenommen werden, das Jubiläum zum 70-jährigen Bestehen wurde mit einem Fest begangen, der 90. Geburtstag im Jahr 1930 wurde aufgrund der allgemein schlechten Lage in kleinem Rahmen gefeiert.

Mit der „Machtergreifung“ Hitlers begann für den Liederkranz eine schwere Zeit; der Verein wurde genötigt, einen Dirigentenwechsel vorzunehmen, und selbst die Liedauswahl war vorgeschrieben. 1941 kam das Vereinsleben völlig zum Erliegen, da ein Großteil der Sänger als Soldaten im Krieg war.

Mit Genehmigung der US-Behörden fand am 30. März 1946 die erste Singstunde nach dem Krieg statt, die Zahl der Sänger stieg stetig an, der Verein konnte schnell an alte Erfolge anknüpfen, nahm an Wertungssingen teil und erhielt 1957 sogar die höchste Auszeichnung für Chöre, die „Zelter-Plakette“ aus der Hand des damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss.

Sein 125-jähriges Bestehen feierte der Gesangverein 1965 mit einem großen Fest. Doch mit dem Tod des Dirigenten Otto Schubert im Jahr 1967 begannen erneut schwierige Zeiten. Wie allerorts ließ auch in Dornholzhausen das Interesse am Chorgesang zugunsten anderer Freizeitaktivitäten nach, die Sänger verloren zwei Mal ihren Proberaum, es konnte kein Chorleiter gefunden werden. Im Jahr 1974 bestand der Gesangverein noch aus fünf Sängern, so dass sich die Frage nach einer Fusion mit dem Gesangverein Oberstedten stellte. Doch mit 3:2 Stimmen entschieden sich die Dornholzhäuser für die Eigenständigkeit und suchten nach alternativen Wegen: Wegweisend war, dass sich der Chor den weiblichen Stimmen öffnete und fortan zum gemischten Chor wurde. Fortan wurde im Gemeindesaal der Waldenserkirche geprobt, und es fand sich auch bald ein neuer Chorleiter.

Bei der Frage, ob aus dem Liederkranz ein Kirchenchor werden sollte, entschieden sich die Mitglieder 1979 für den Verbleib als Gesangverein „und bekannten sich damit zu den Idealen der Gründer, die stets auf Unabhängigkeit geachtet hatten“, so die Chronik.

Langsam trug die Aufbauarbeit Früchte: 1987 nahm der Chor wieder erfolgreich an einem Wertungssingen teil. Mit einem großen Konzert in seiner neuen Heimstatt, dem Vereinshaus Dornholzhausen, trat der Chor 1989 erstmals wieder öffentlich auf. Unter dem Vorsitz von Dieter Hett wurde 1990 der 150. Geburtstag gefeiert.

Heute zählt der Verein unter der Leitung von Bettina Kaspary 40 aktive Sängerinnen und Sänger, die montags von 20 bis 22 Uhr proben. Das Repertoire reicht von klassischem Liedgut bis zu moderner Pop-Literatur.

Dass der Gesangverein Liederkranz 1840 Dornholzhausen auch 175 Jahre nach seiner Gründung so gut aufgestellt ist, verdankt er damals wie heute weltoffenen Bürgern, die sich fürs Singen engagieren und wissen, dass es sich lohnt, auch einmal schwere Zeiten durchzustehen.

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