Am Entenpfuhl entsteht ein „Abi-Wald“

Friedrichsdorfer Pflanz-Projekt soll an der größten Schule des Kreises zur Tradition werden
Friedrichsdorf -Jakob gefällt die Aktion: „Ich finde es gut, dass wir so einen Beitrag zum Naturschutz leisten können“, sagt der 13-Jährige. Auch Luisa ist mit Spaß am Werk. Gemeinsam mit zwei Freundinnen greift sie zum Spaten und beginnt, die Erde am markierten Pflanzloch auszuheben. „Es ist mal ganz was anderes und richtig schön, draußen was mit den Händen zu machen“, erklärt sie. Für die meisten der 24 Schüler der Klasse 7 G2 der Philipp-Reis-Schule (PRS) war es das erste Mal, dass sie einen Baum gepflanzt haben.
Gemeinsam mit ihrem Klassenlehrer Martin Herrmann, ihrer Biologielehrerin Miriam Maibach, die auch die gymnasiale Mittelstufe leitet, haben sie sich mit Revierförster Philipp Gerhardt zu einer besonderen Pflanzaktion im Spießwald getroffen.
Der Auftrag lautete, in Teamarbeit 150 Mini-Esskastanien auf eine Fläche in der Nähe des Entenpfuhls in den Waldboden zu setzen. Das kleine, aber feine Wiederaufforstungsprojekt hat einen besonderen Hintergrund. Die Siebtklässler pflanzen den symbolischen Abi-Wald für die Abiturienten, die im Sommer die Schule verlassen haben. „Das ist das Geschenk der Schule an unsere Abiturienten“, berichtet Miriam Maibach. Bereits im vergangenen Jahr hat die Schulleitung Abi-Bäume gestiftet und für diese Aktion den Revierförster ins Boot geholt.
Im vergangenen Jahr hat Gerhardt das erste Mal mit einer Gruppe Schüler die Aktion durchgeführt. Der Abi-Wald 2021 war in der Nähe der Saalburg entstanden. „In diesem Jahr sind wir näher an der PRS und haben eine Fläche im Spießwald in der Nähe des Entenpfuhls vorbereitet“, informiert der Revierförster.
Siebtklässler sind gefragt
Die Idee, den Abiturienten zu ihrem Abschied von der Schule symbolisch einen „Abi-Wald“ zu schenken, hat die Schulleitung umgesetzt und daraus ein Jahrgangsübergreifendes Projekt gemacht. „Diese Tradition wollen wir jetzt etablieren: Jedes Jahr schenken wir den Abiturienten einen Abi-Wald, den dann die jeweiligen Siebtklässler für sie Pflanzen“, berichtet Miriam Maibach. „Das Projekt passt super, denn im Biologieunterricht steht in der siebten Klasse das Thema Wald auf dem Lehrplan“, erzählt Maibach. „Im Frühjahr werden wir dann noch einmal kommen um zu schauen, wie die Bäume sich entwickelt haben“ ergänzt Klassenlehrer Herrmann.
150 Bäume hatte die Schulleitung beim Friedrichsdorfer Revierförster dieses Mal bestellt. „Es waren zwar nur 130 Abiturient, aber da es die Bäume nur im 50er Pack gab, pflanzen wir 150“, berichtet Gerhardt. Dieses Jahr hat sich der Forstexperte für die Esskastanie entschieden. „Mal schauen, wie die sich bei uns macht“, sagt er. „Der Vorteile, ist, dass die Esskastanie schnell wächst.“ So könnten auch die ehemaligen Abiturienten an der Stelle beim Entenpfuhl mal vorbeikommen und nach „ihren“ Bäumen schauen, hofft Gerhardt.
Bevor die Schüler, die in Gruppen eingeteilt waren, um die gut ein Jahr alten Setzlinge einen nach dem andern in die markierten Bereiche in den Waldboden zu setzen, gab es von Förster Gerhardt noch eine kurze Einweisung in den Umgang mit dem Spaten. „Ihr musst ihn einstechen, dann auf die Spatenkanten springen und die Erde herausheben. Ganz wichtig: Ihr müsst darauf achten, dass die Aushebung tief genug ist, um die komplette Wurzel aufzunehmen.“
Experiment für den Klimawandel
Damit die Stelle gut zu finden ist, haben die Siebtklässler nicht nur die 150 Baumsetzlinge in die von Forstarbeitern gut vorbereitete und gemulchte Fläche gepflanzt, sondern auch ein Holzschild mitgebracht. „Das Schild in Baumform ist in der Holzwerkstatt s von Schülern unter Regie von Lehrerin Monika Tylewski entworfen und hergestellt worden“, berichtet Herrmann. Das Schild zeigt einem Nadel- und einem Laubbaum, auf denen auf kleinen Fliesenstücken die Namen der Abiturienten 2022 verewigt sind.
Für Gerhardt ist die Kooperation mit der PRS eine gut Gelegenheit, um mit der Wahl der jeweiligen Baumarten ein Experiment zu wagen. „Es geht ja darum, neue, klimastabile Baumarten zu finden, die dem Klimawandel und den extremen Wetterbedingungen wie langer Trockenperioden oder auch Stürmen trotzen können“, schildert er. „Dieses Jahr habe ich die Esskastanie ausgesucht, für die Abiturienten 2023 überlege ich, wieder eine andere Baumart auszuprobieren“, verrät er.
Im Blick hat der Förster schon zwei Sorten: die Atlas-Zeder und die amerikanische Weiß-Esche. „Ziel ist es, einen Mischwald entstehen zu lassen“, betont er. Auf der Fläche, auf der die Schüler jetzt die Abi-Bäume gepflanzt habe standen früher Eichen, die aber 2021 kaputt gegangen sind“, erzählt er.
Rundherum wachsen Vogelkirsche, Ahorn und weitere Eichen. „Hoffentlich wachsen die Esskastanien gut an. Frost mag sie nicht so gerne“, meint er.