„Comedy ist Feinarbeit am Kunden“
Mit Zauberkunst und schnellem Witz unterhielt der Comedian Ingo Oschmann sein Publikum im Forum Friedrichsdorf.
Von Olivera Gligoric-Fürer
Ingo Oschmann wirkt wie ein netter Typ, mit dem man nächtelang Probleme wälzen kann. Ein Mensch mit einem kleinen Weltverbesserungs-Syndrom, aber auch einer, der gern und herzlich lacht. Zum dritten Mal gastierte er in Friedrichsdorf, jetzt mit seinem aktuellen Programm: „Wort, Satz und Sieg.“ Der Künstler hatte eine Mischung aus Stand-up, Improvisation und Zaubertricks angekündigt und das Versprechen gehalten: Rund 150 Zuschauer amüsierten sich königlich.
Der gebürtige Bielefelder hat die Comedy Schule in Köln besucht und verriet zuvor im Interview: „Auch Comedy muss gelernt sein. Was bei Opas 80. Geburtstag funktioniert, funktioniert nicht unweigerlich vor Fremden. Comedy ist Feinarbeit am Kunden.“ Dazu gehörte die Einbeziehung des Publikums, ohne einzelne Personen vorzuführen oder gar lächerlich zu machen. „Ich bleibe stets bei mir und rede nicht über andere. Das Publikum erkennt Parallelen, ohne direkt angegriffen zu werden. Das ist der Trick. Wir lachen gerne über andere und nicht über uns selber.“
Und so war es Oschmann selbst, der sich als Zielscheibe für die vielen Lach-Attacken präsentierte. „Es fließt immer Oschmann in die Stand-ups oder in die Zaubertricks ein“, verriet er noch. „Wenn meine Gäste denken: ,Woher kennt der Ingo denn meine Geschichte?‘, habe ich mein Ziel erreicht.“ Die meisten Gags testet er zuerst vor Freunden.
Nachts im Freibad
Die Friedrichsdorfer Zuschauer unterdessen mischten lachend Karten, wählten Begriffe aus, stellten Holzkisten vor Podeste, schrieben Notizen in Blöcke, kurzum, sie stellten die Weichen für Oschmanns Improvisations-Programm. Humor ist dem Wahl-Düsseldorfer quasi in die Wiege gelegt worden: „Ich habe lustige Eltern und Humor war immer Bestandteil in meiner Erziehung. Humor überwindet Grenzen. Ich habe gelernt, Defizite über Humor zu kompensieren.“ Er berichtete von Jugendsünden, etwa nächtlichen Besuchen im Freibad und Kussspielen im elterlichen Partykeller. Und er beichtete seine Marotte, Schlüssel zu verlegen, und seine Phobie vor peinlichen Partygesprächen.
Dann überraschte er mit seiner mental-magischen Gabe: Vier zuvor anonymisierte Aussagen konnte er den richtigen Personen zuordnen. Aber er wollte mit seinen Zaubertricks doch nur eines erreichen: die Sensibilisierung aller fünf Sinne. Es waren weniger Oschmanns Witze oder seine Wortgewandtheit, die mitrissen, sondern einfach seine sympathische Art, das Publikum mitzunehmen. Er ist ein geschickter Atmosphären-Kreator, der im Handumdrehen eine Wohlfühl-Stimmung schafft.