Die Taunus-Eule darf endlich ausfliegen

Nach drei Jahren Wartezeit hat der neue Festwagen des Karnevalvereins am Sonntag in Oberursel Premiere. Die Seulberger Narren haben viel Herzblut in das Projekt gesteckt.
Seulberg -Die Erleichterung war bei den Taunus-Eulen groß. „Außer ein bisschen Staubwischen mussten wir nichts machen, alles war noch tipptopp“, erzählt Melanie Bingenheimer. Dabei hatten die Mitglieder des Seulberger Karnevalvereins beim Öffnen des Tors die Luft angehalten. „Wir hatten auch ein wenig Angst, was uns in der Scheune erwartet“, beschreibt Vorsitzende Bingenheimer den großen Moment. „Es hätte ja auch sein können, dass der Wagen beim Rangieren beschädigt wurde.“
Drei Jahre lang war der neue Festwagen in einer Feldscheune in Petterweil eingemottet. „Jetzt können wir ihn endlich das erste Mal beim Taunus-Karnevalszug in Oberursel präsentieren und mit unserem Narrenschiff auf große Fahrt gehen“, freut sich die Vorsitzende des Vereins. Die Jungfernfahrt des neuen Schmuckstücks beginnt am kommenden Sonntag, 19. Februar, um 14.11 Uhr.
„Das alles war eigentlich schon im Februar 2020, direkt nach dem Umbau unseres neuen Wagens geplant“, erinnert sich Bingenheimer. „Doch wegen eines Sturms musste vor drei Jahren der Faschingsumzug abgesagt werden.“ Dann kam Corona - und weiter ging der Dornröschenschlaf - bis jetzt. „Wir haben zur Sichtung ein Fünferteam zusammengestellt und sind nach Petterweil gefahren. Dort in der Scheune hatten wir einen Platz zum Unterstellen gefunden“, berichtet Bingenheimer.
Ein treuer Fahrer
Nach der Putzaktion wird der Festwagen kurz vor dem ersten Einsatz am Faschingssonntag nach Köppern gezogen. „Michael Becker von der Firma Holzbau Becker stellt uns seine beheizte Halle für die letzten Vorbereitungen zur Verfügung“, erzählt Bingenheimer. „Dort werden wir den Wagen für unseren ersten Einsatz fix und fertig machen, mit Sicherheitsnetzen versehen und mit Wurfmaterial - sprich Bonbons - befüllen.“
Dafür, dass das Eulen-Narrenschiff auch auf Kurs kommt, sorgt Paul Rademacher. Der 22-Jährige aus Burgholzhausen ist dem Faschingsverein freundschaftlich verbunden. „Unser Glück ist, dass Paul ein Unimog-Fan ist und gleich mehrere besitzt“, meint Bingenheimer. „Er stellt uns nicht nur einen seiner Unimogs zur Verfügung, sondern ist auch unser treuer Fahrer“, freut sich Bingenheimer.
Paul Rademacher war es auch, der 2019 den Festwagen von Koblenz nach Seulberg gefahren hat. „Das hat sieben Stunden gedauert, da er nur mit 25 Kilometern pro Stunde unterwegs sein konnte“, erzählt die Vorsitzende der Taunus-Eulen. Denn in der Nähe von Koblenz hatten die Narren ihren Traumwagen gefunden - dank einer eBay-Kleinanzeige. „Der Wagen gehörte der Narrenzunft Gelb-Rot Urmitz“, berichtet Bingenheimer. So konnten sich die Taunus-Eulen ihren Traum von einem größeren Wagen erfüllen.
„Wir hatten früher schon einen Wagen, mit dem wir beim Oberurseler Faschingsumzug mitgefahren sind“, sagt die Vorsitzende. „Doch das war ein altes Modell, eher ein kleiner Hänger, auf dem auch nicht mehr als elf Leute Platz hatten. Die Zeit war reif für etwas Neues.“ Aus dem gebrauchten Modell konnten die Taunus-Eulen dank der Unterstützung der Mitglieder sowie der Hilfe der „Holzwürmer“ der Seniorenwerkstatt und der Friedrichsdorfer Feuerwehr ihr neues Aushängeschild zaubern. Der Wagen wurde neu gestrichen - in den Vereinsfarben Rot und Weiß und als Kontrast mit etwas Blau - und mit dem wichtigsten Erkennungsmerkmal, der Galionsfigur am Bug, versehen. „Das ist bei uns natürlich eine große Eule, das Symboltier unseres Vereins“, betont Bingenheimer. „Die Eule heißt bei uns liebevoll Suffie-Eule.“
Die Galionsfigur haben die Mitglieder Claudia Strack und Heike Kiffer in der Eulenmalerei des Karnevalvereins aus Pappmaché gezaubert und dazu zwei kleine „Suffie-Matrosen“ kreiert, die am Achterdeck auf Position stehen. Das Seulberger Unikat, das der ganze Stolz des Faschingsvereins ist, wurde mit einer passenden Wimpelkette in Weiß-Rot und einem Mast mit Segel versehen. „Das Segel hat Marianne Schönig genäht.“
Musik an Bord
Auch an die Montage von rundum laufenden Fächern, in denen die Süßigkeiten zum Werfen beim Umzug bereitliegen, haben die Narren gedacht. Außerdem haben sich die Taunus-Eulen eine komplett neue Technik gegönnt. „Dafür haben wir 3500 Euro investiert. Jetzt haben wir auch Musik an Bord“, meint die Vorsitzende.
Hinzu kamen rund 1500 Euro an Materialkosten. Unbezahlbar dagegen, sagt Bingenheimer, sind die Stunden an Arbeit, die das Team der Wagenbaugruppe in den Umbau gesteckt hat. Melanie Bingenheimer erinnert sich, was alles auf der To-do-Liste stand: „Holz abschleifen und neu streichen und die Regale und die Technik einbauen.“
Ein Hauch Nostalgie schwang bei der Entscheidung für die Beschriftung des neuen Festwagens mit. Als Vorbild für den Schriftzug „Die Taunus-Eulen“ dienten die Buchstaben aus dem Gründungsprotokoll des Vereins von 1977.