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Fertighäuser für Meisen und Co.

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Von: Gerrit Mai

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Große Vielfalt zeigt die „Fertighausausstellung“ der Nisthilfen. Nabu-Chef Klaus Peikert (rechts) erklärt die Besonderheiten.
Große Vielfalt zeigt die „Fertighausausstellung“ der Nisthilfen. Nabu-Chef Klaus Peikert (rechts) erklärt die Besonderheiten. © Gerrit Mai

Beim Vogeltag der Grünen auf dem Gelände des Naturschutzbundes (Nabu) Friedrichsdorf gab es viele Informationen, aber auch eine schlechte Nachricht: Die Population ist dramatisch zurückgegangen.

Friedrichsdorf -Amsel, Drossel, Fink und Star gaben sich in den Hecken, Bäumen und an den Futterstellen des Nabu-Geländes am Bornberg ein zwitscherndes Stelldichein. Einige schon deutlich in neckender Paarungslaune. Um Meise, Waldohreule, Rotkehlchen, Turmfalke und Spatz den darauffolgenden Nestbau zu erleichtern, hat der Nabu vorgesorgt.

In luftiger Höhe, aber auch versteckt hängen Nistkästen der unterschiedlichsten Größe und Ausstattung. Für eine geballte Präsentation gibt’s sogar eine Fertighausausstellung, damit Vogelfreunde für jeden Piepmatz die richtige Nisthilfe aufhängen können, denn jeder von ihnen hat seine Eigenheiten.

Die einen nisten dicht an dicht wie die Spatzen, andere suchen die sichere Entfernung. „Das Einflugloch darf als Schutz vor Feinden nur so groß sein, dass sie gerade hineinpassen“, erläuterte Nabu-Vorsitzender Klaus Peikert, denn er kennt sich mit der heimischen Vogelwelt aus. Für die Nisthilfen interessierten sich die Teilnehmer des Vogeltages der Grünen besonders.

Um zu informieren und die heimische Vogelwelt zu unterstützen, hatten die Grünen Friedrichsdorf zum Nabu-Gelände eingeladen. Die Vorstandsmitglieder Susanne Schartz-Laux und Frauke Asendorf hatten Nisthilfen mitgebracht und die Teilnehmer hängten sie mit Hilfe von Klaus Peikert in den Bäumen der Streuobstwiese nebenan auf.

Peikert berichtete den rund 30 Kindern und Erwachsenen von den Brutgewohnheiten, aber auch von den Gefahren, die bei vielen Arten zur drastischen Reduzierung bis hin zum Verlust geführt haben. Er hatte Hubertus, einen ausgestopften Rotmilan, der auf der Vorwarnliste steht, mitgebracht. Das Besondere: „Es gibt ihn nur in Europa, 60 Prozent der Population lebt in Deutschland.“ Das bedeute eine besondere Verantwortung. Der Greifvogel lebe in erster Linie von kleinen Säugetieren oder anderen Vögeln, aber auch ihm mache der Insektenschwund zu schaffen. Die meisten Vögel seien sowohl Körner- als auch Insektenfresser, und wenn sie keine Nahrung mehr finden, sei ihr Leben bedroht, zumal der Lebensraum durch Pestizide und Versiegelung eh schon stark bedroht sei. Die Dramatik des Rückgangs der Insekten machte Klaus Peikert an der Studie Krefelder Vogelschützer deutlich: Auf Grundlage einer Zählung in den 1980er Jahren und der Wiederholung 2010 hatten sie eine dramatische Entwicklung festgestellt: Die Population war um 70 Prozent zurückgegangen.

Insektenschwund, Pestizide, Versiegelung

Die erste Station war daher das von Nabu-Mitgliedern gebaute Bienenhaus. Klaus Peikert nannte diese Bruthilfe bewusst nicht Bienenhotel. „In einem Hotel gehen Gäste ein und aus, ein Haus wird Heimat.“ Auch für die Insekten. Einmal dort ausgebrütet, kämen sie zurück, um ihre eigenen Eier abzulegen. Hier herrschte an dem warmen Sonntagvormittag reger Flugverkehr, und der Fachmann berichtete von 560 Wildbienen-Arten. Einige Insekten benötigten aber kein solches Haus mit Röhren, sondern eine Fläche aus ungewaschenem Sand im Garten.

Der Fachmann appellierte zudem: „Räumt eure Gärten nicht auf und setzt heimische Pflanzen.“ Dann sei viel für Insekten- und Vogelvielfalt getan.

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