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Jägerin der Datensicherheit

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Weißer Fleck auf der Landkarte getilgt: Antonia Wachter-Zeh ist die diesjährige Preisträgerin des Johann-Philipp-Reis-Preises.
Weißer Fleck auf der Landkarte getilgt: Antonia Wachter-Zeh ist die diesjährige Preisträgerin des Johann-Philipp-Reis-Preises. © ksp

Die diesjährige Philipp-Reis-Preisträgerin Antonia Wachter-Zeh blickt weit in die Zukunft. Jetzt wurde sie in Friedrichsdorf ausgezeichnet.

Friedrichsdorf -Die Stadt Friedrichsdorf war für Antonia Wachter-Zeh ein weißer Fleck auf der Landkarte. Von Philipp Reis wiederum hatte sie natürlich schon während ihres Elektrotechnik-Studiums gehört und diesen mit dem Telefon assoziiert, allerdings eben nicht im Zusammenhang mit seiner Heimatstadt im Taunus. Das hat sich jetzt geändert, denn Antonia Wachter-Zeh darf sich über eine besonderen Ehre freuen, die sie für immer mit Friedrichsdorf verbindet: Die Professorin für Coding and Cryptography an der Technischen Universität München (TUM) ist dieses Jahr die Preisträgern des Johann-Philipp-Reis-Preises.

Über diese Auszeichnung freue sie sich sehr, erklärt Wachter-Zeh. „Denn im Bereich Nachrichtentechnik ist das der bedeutendste Preis“, sagt die 38-Jährige. Bürgermeister Lars Keitel (Grüne) hat Wachter-Zehn den Philipp-Reis-Preis, der alle zwei Jahre an junge Wissenschaftler für bedeutende Innovationen im Bereich der Nachrichtentechnik verliehen wird, im Rahmen einer Feierstunde im Rathaus überreicht.

Der mit 10 000 Euro dotierte Preis, der in diesem Jahr zum 19. Mal verliehen wurde, wird gestiftet von den Städten Friedrichsdorf als Wirkungsstätte von Philipp Reis und Gelnhausen als seinem Geburtsort sowie von der Deutschen Telekom und der informationstechnischen Gesellschaft im Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE). Verliehen wird er alle zwei Jahre, im Wechsel findet die Verleihung in Gelnhausen und Friedrichsdorf statt. Dieses Jahr war Letztere wieder an der Reihe.

Algorithmen und Codekonstruktionen

Was aber hat es mit Coding and Cryptography genau auf sich? Antonia Wachter-Zeh beschäftigt sich mit Datensicherheit und Verschlüsselung. Es geht um Fragen „Wie kann man Computersysteme sicher machen, Schwachstellen feststellen, diese ausnutzen, um Kommunikationstechnik vor Datenmanipulation zu schützen? Das ist, vereinfacht gesagt, die Thematik, zu der die promovierte Wissenschaftlerin forscht.

Wachter-Zeh, in deren Arbeitsalltag sich alles um effiziente Algorithmen und algebraische Codekonstruktionen dreht, richtet in ihrer Forschung rund um Codierungstheorie und Kryptografie den Blick weit in die Zukunft. Die 38-Jährige arbeitet im Bereich der Post-Quanten-Kryptografie an Verfahren, die auch dann sicher sind, wenn Quanten-Computer, die millionenfach schneller als ein herkömmlicher PC rechnet können, zum Einsatz kommen.

„Quanten-Computer könnten in 20 bis 30 Jahren Realität sein“, meint die Expertin in Sachen quantensicherer Nachrichtentechnik. „Sie werden sicher zunächst nicht in der Breite eingesetzt. Wer aber darüber verfügt, profitiert davon, dass Quanten-Computing die derzeit genutzten Verschlüsselungsmechanismen innerhalb von Sekunden bricht“, erläutert die Spitzenforscherin. „Daher entwickeln wir beispielsweise kryptografische Systeme, die auch dann noch zweifelsfrei sicherstellen, dass die Personen miteinander kommunizieren, die miteinander kommunizieren sollen“, betont Wachter-Zeh, deren Forschungsgebiet zudem die Langzeit-Datenspeicherung ist.

In seiner Laudatio wies Jurymitglied Werner Mohr auf den „klaren volkswirtschaftlichen Nutzen für die Gesellschaft“ ihrer Arbeiten hin. „In unserer modernen Welt haben Daten und ihre Sicherheit eine immense Bedeutung“, sagt Mohr. Es werde immer wichtiger, kritische Infrastrukturen vor Datenmanipulationen zu schützen und steigende Datenmengen zuverlässig speichern zu können. „Dazu leistet Antonia Wachter-Zeh mit ihrer Forschung einen zentralen Beitrag“, hebt er hervor.

Was aber treibt die Preisträgerin bei ihrem Forschungsgebiet konkret an? An der Nachrichtentechnik fasziniert sie, erklärt sie im Gespräch, dass diese so breitgefächert ist. „Im Kleinen ist das für mich so wie täglich kleine Rätsel lösen. Im Großen dann findet man relevante Anwendungen für uns alle“, sagt die Wissenschaftlerin. Bei der Frage, ob sie schon weiß, was sie mit dem Preisgeld in Höhe von 10 000 Euro machen will, muss die 38-Jährige passen. „Mein Mann und meine Kinder befassen sich eher damit und haben bestimmt schon Ideen“, meint Wachter-Zeh.

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