PRS-Schüler sind professionell auf Sendung

Im neuen Tonstudio werden ab sofort regelmäßig Live-Sendungen produziert.
Friedrichsdorf -Ein Handzeichen vom Profi Ariane Wick genügt und schnell setzen Mara Wilke und Tim Hutter ihre Kopfhörer auf. Die beiden Schüler aus der Jahrgangsstufe acht merkt man die Aufregung nicht an. Souverän, im entspannten Plauderton, moderiert das Duo seine erste Radiosendung an und schickt danach den Ohrwurm „As it was“ von Harry Styles aus dem schuleigenen Tonstudio im zweiten Stock in die Pausenhalle und die Studiobühne.
Die erste Sendung des Schulradios der Philipp-Reis-Schule (PRS) „Radio Reis FM“ dauerte 20 Minuten. Gleichzeitig wurde damit das neue Tonstudio der kooperativen Gesamtschule eingeweiht. Neben Musik präsentieren Mara und Tim die Ergebnisse von Umfragen und Interviews, die das 15-köpfige Team aus der PRS-Radio-Redaktion erarbeitet hat.
Eines der Themen: Eine Lehrer- und Schülerumfrage zum Jugendwort des Jahres „Smash“ („mit jemandem etwas anfangen“). Dazu gab es Hintergrundinformationen, wie das Jugendwort gekürt wird. Außerdem streuen Mara und Tim die „Top 3 News“ aus dem Schulleben („Bald kommen Austauschschüler aus Bordeaux“, „Die neuen Beamer lassen nicht auf sich warten“ und „Bei der SV könnt ihr Schokoladennikoläuse bestellen“) und News über Popstars ein. Für den richtigen Sound sorgen die Neuntklässler Elias Zanfino und Noah Richter. „Die beiden fahren die Sendung, wie es bei uns im Radio heißt“, berichtet Wick. „Das bedeutet, dass sie die Regler schieben.“
Technik-Training beim Rundfunk
Dazu waren Elias und Noah in den Genuss eines Technik-Trainings beim Hessischen Rundfunk gekommen. „Wir haben von den Profis eine Menge gelernt“, fasst Elias zusammen und erzählt, dass alleine schon die Tour durch die vielen Studios faszinierend war.
Wick ist sonst als Reporterin für das hr-Fernsehen (unter anderem für die Hessenschau) unterwegs und hat früher bei hr 3 als Radiomoderatorin gearbeitet. Die Journalistin betreut das hr-Projekt „School fm“, das jetzt in die sechste Runde geht.
An der PRS hat sie die Schüler im Rahmen eines dreitägigen Workshops gecoacht und ihnen alles zum Thema „Wie funktioniert Radio“ beigebracht. Was passiert hinter den Kulissen einer Sendung? Wie führt man ein Interview? Wie recherchiert und schreibt man einen Beitrag und wie eine Moderation oder Anmoderation?
Das alles waren Fragen, mit denen sich die Schüler befasst haben. „Das alles ist etwas völlig Neues für die jungen Leute“, berichtet Wick. Denn diese Generation höre gar nicht mehr bewusst Radio. „Doch das Schöne ist, dass die Schüler sich sehr dafür interessieren“, erzählt sie und betont, worauf es bei diesem Projekt noch ankommt. „Es geht um Medienkompetenz, den Umgang mit Texten und vor allem um Teamwork.“
Team kann selbstständig arbeiten
Denn wie im „echten“ Radio auch funktioniert eine Sendung nur mit jeder Menge Arbeit im Hintergrund. Neben den Moderatoren Mara und Tim und den Tontechnikern Elias und Noah haben sich andere Schüler um die Recherche gekümmert und Interviews geführt. Es sei toll, meint Wick, wenn Schulen sich öffnen und ihren Schülern diese Erfahrung ermöglichen. „Das Entscheidende ist, dass sie hier machen können, was sie selbst cool finden. Kein Lehrer guckt ihnen über die Schultern, sie arbeiten sehr selbstständig.“
Ähnlich sieht das auch Matthias Aigner. Der Lehrer betreut gemeinsam mit Musiklehrer Andreas Graf die Schüler, die aus der Technik- beziehungsweise Musik-AG sind.
„Uns ist wichtig, dass die Schüler bei den Inhalten selbst entscheiden, was sie interessiert. So lernen sie, aus Information das herauszufiltern, was sie spannend finden“, berichtet Aigner. „Das ist etwas, das im Unterricht zu kurz kommt.“
Und wie fühlen sich die zwei, die live „on air“ gewesen sind? „Die Sendung hat mit sehr großen Spaß gemacht “, berichtet Moderatorin Mara. „Am Anfang war ich sehr aufgeregt“, verrät sie. „Ich war auch sehr nervös“, sagt Tim. „Denn man weiß ja, dass einem in diesem Moment so viele zuhören, obwohl man diejenigen nicht sieht. Das ist ein komisches Gefühl. Aber das Sprechen vor einem Mikrofon ist einfach cool“, meint er. Beim Moderieren haben sich die beiden an ihre Texte gehalten. „Wir haben einfach vom Blatt vorgelesen“, berichtet Mara. Die Herausforderung sei vorab gewesen, die Texte in gesprochener Sprache zu verfassen. „Falls man sich mal verspricht hat uns Ariane Wick den Tipp gegeben, einfach weiterzumachen“, erklärt Mara.
Projekt soll an der Schule zum dauerhaften Angebot werden
„Schüler machen für Schüler Radio“ lautet das Motto ab sofort an der PRS. Ermöglicht wurde das durch das Programm „School fm“ des Hessischen Rundfunks. Daran nehmen jedes Jahr sechs Schulen teil, die während der Projektphase vom HR mit der nötigen Hard- und Software ausgestattet werden. Am Ende des Projekts stellen die Schulen ein „Best of“ aus ihren Sendungen zusammen. Dann werden Preise vergeben in den Kategorien wie „Beste Moderation“ oder „Beste kreative Umsetzung“. An der PRS wird das Thema „Schulradio“, so viel steht fest, ein nachhaltiges sein. Denn die Schulgemeinde ist jetzt stolze Besitzerin eines eigenen Tonstudios, das aus einem Technikraum und den Aufnahmeräumen besteht. Zu verdanken ist diese Investition dem PRS-Förderverein. Dieser hat die Ausstattung des Tonstudios größtenteils finanziert. Mit einem Volumen von rund 10 000 Euro zählt dieses Projekt zu den größten Vorhaben, die der Verein bisher gefördert hat. Weitere 5 000 Euro hat die Mainova AG beigesteuert. Damit steht der PRS eine professionelle Ausstattung für vielfältige Audioproduktionen zur Verfügung. Geplant ist, dass das neue Schulradio im drei- bis vierwöchigen Abstand in den Pausen auf Sendung geht.