Gemalte Emotionen
„Lebensinseln“ heißt die Ausstellung mit Bildern von Marilena Faraci, die jetzt in der Galerie Tigrel zu sehen ist.
Ein kraftvolles und warmes Orange leuchtet in der Mitte der Leinwand. Darüber und darunter wechseln sich auf verschiedenen Schichten Farb- und Formspiele ab, die gemalte Emotion sind: Farbtöne aus der Natur, aber auch Schraffuren. Silhouetten und Linien in kontrastvollem Schwarz. Marilena Faraci malt mit Ölfarben auf Leinwand und auf anderen Malgründen wie Packpapier, das sie als Trennpapier von Formularen findet, ihre abstrakten Kompositionen.
Zu sehen sind die Arbeiten jetzt unter dem Motto „Lebensinseln“ in der Galerie Tigrel. Es sind Bilder, die Ruhe, aber auch Aufruhr und Erdigkeit ausstrahlen. Trotz der durchweg abstrakten Umsetzung – Marilena Faraci fühlt sich in der informellen Kunst zu Hause – kann der Betrachter mit den Motiven die Elemente der Natur assoziieren, fühlt sich durch die intensiven Farben und die spannungsgeladenen Formspiele und Farbstrukturen an Sonne und Meer erinnert.
„Eine Lebensinsel ist für mich ein Ort der Ruhe, der Kraft spendet. Es kann auch ein Ort des Rückzugs sein, ein Ort der Rettung, nach einer Erschöpfung oder auf der Flucht“, erzählt die Künstlerin, die 1963 in der norditalienischen Stadt Padua geboren wurde und in Frankfurt ihr Abitur und ihr Studium absolviert hat. „Lebensinseln sind auch Überlebensinseln. Inseln retten, wenn man sich verirrt hat“, sagt Faraci.
In ihren Werken setzt sie sich mit Themen des Lebens auseinander. „Mit Konflikten, mit Geschichten, mit meinen Erlebnissen und Emotionen und denen anderer“, erläutert die Künstlerin.
Als Therapeutin tätig
Lebensgeschichten anderer Menschen bekommt sie durch ihren zweiten Beruf mit: „Ich habe nicht nur Kunst, sondern auch Psychologie studiert“, berichtet Faraci, die seit 1995 ihre eigene psychotherapeutische Praxis in Frankfurt hat. „Die Themen des Lebens habe ich auf einer imaginären Insel auf die Leinwand gebracht, um sie mir genauer anzusehen, um sie zu studieren, zu verdichten, weitab vom Grundrauschen unserer schnelllebigen Zeit“, betont Faraci, die ausschließlich in Serien malt.
„Zunächst sind es Bilder, die in meinem Kopf entstehen, meist erst diffuse Bilder, die sich bei mir, ausgelöst durch eine Farbe oder durch Worte, bilden“, beschreibt sie den Beginn ihres kreativen und intensiven Arbeitsprozesses. „Dann habe ich das Gefühl, malen zu müssen – so lange an einem Thema, bis alles raus ist“, erklärt sie.
Dazu zieht sich Faraci in ihr Atelier zurück. „Die Leinwand ist dann für mich wie eine Art Rückzug und eine Abgrenzung zum Alltag“, schildert sie. „Wie auch auf eine Insel kann ich in mein Atelier allein gehen oder jemanden mitnehmen“, meint Faraci. „Ich bringe das auf die Leinwand, was mir im Kopf herumgeht, was ich fühle, was mir auffällt.“
Utopien und Visionen
Ihre Lebensinseln sind für sie Orte der Kreativität und der Kontemplation. „Aber Lebensinseln können auch Orte der Utopien und Visionen sein“, führt sie aus. „Immer aber sind diese Inseln für mich Symbole der Hoffnung.“ Ihre Kompositionen sind erzähltes Malen: „Meine Bilder erzählen Geschichten, die ich auf die Leinwand oder auf das Papier bringe, ohne die Gesetze der Logik von Farben und Formen befolgen zu müssen.“
Durch die Abstraktion und die Formlosigkeit, sagt die Künstlerin, ergeben sich für sie Freiräume und Freiheiten. „Jeder kann darin seine Geschichten sehen oder die eines anderen“, betont sie.
Die Ausstellung ist bis 3. April in der Galerie Tigrel, Lange Straße 75, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags von 11 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 11 bis 16 Uhr.