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Erster Beigeordneter will der CDU den Rücken kehren

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Von: Alexander Schneider

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Erster Beigeordneter Klaus Hindrichs
Erster Beigeordneter Klaus Hindrichs © Jutta Badina

Klaus Hindrichs fühlt sich in der Partei „nicht mehr wohl“. Er schließt einen Wechsel zur WGS aus und möchte im Gemeindevorstand bleiben

Glashütten -Im politischen Glashütten rumort es. Seit kurzem kursiert hartnäckig das Gerücht, wonach der Union nach dem Übertritt von Tim Böttger zur WGS im letzten Jahr nun weiterer personeller Aderlass droht: Nun soll sich angeblich auch Erster Beigeordneter Klaus Hindrichs (CDU) mit dem Gedanken tragen, unter Mitnahme seines Mandats zur WGS zu wechseln. Die CDU-Spitze zeigte sich überrascht, hat aber wohl mit so etwas gerechnet. Jedoch hätte man sich gewünscht, es von Hindrichs zu erfahren und nicht durch die Presse. WGS steht für die Wählergemeinschaft Schloßborn, die bei der Kommunalwahl 2021 drei Sitze holte. Die Fraktion ist seit Böttgers Übertritt vier köpfig. Hindrichs widersprach dem Wechselgerücht auf TZ-Nachfrage. Er gehe nicht zur WGS und könne dies auch für die Zukunft ausschließen. Allerdings sagte er auch, dass er sich in der CDU, der er 1999 beigetreten sei, nicht mehr wohlfühle. Ja, es gebe die Überlegung, die Partei zu verlassen. Jedoch wolle er sich keiner anderen Partei oder Wählergruppe anschließen, sondern als Solist im Gemeindevorstand bleiben, auch als Erster Beigeordneter. Wann er den Schritt tun werde, sei noch nicht klar, es könne aber noch im März sein. Er müsse noch klären, wie es nach der Hessischen Gemeindeordnung möglich ist, ein Mandat im Gemeindevorstands „mitzunehmen“.

Mit dem Gedanken, die CDU zu verlassen, trage er sich schon länger. Er sprach von der „neuen CDU“, deren Stil, Politik zu machen, sich nicht mehr mit seinem politischen Selbstverständnis decke. Er glaube, dass die Partei sich „von den Grünen unterbuttern lässt“. Sie lebe nicht mehr ihr altes Profil, das für ihn damals ausschlaggebend für den Beitritt gewesen sei. Für ihn gehe die CDU zu wenig auf andere Fraktionen zu. Er glaube, dass er der Gemeinde als unabhängiger Erster Beigeordneter nützlicher sein kann, als ein Vertreter einer Partei, hinter der er nicht mehr stehe. „Das sind Welten, die uns trennen, mir geht es dabei auch um meine persönliche Glaubwürdigkeit“, sagte Hindrichs.

Union sieht „äußerst schlechten Stil“

Die Reaktion der CDU-Spitze kam auf TZ-Nachfrage prompt: „Wir haben davon erst über die Presse erfahren, bedauern den Schritt von Klaus Hindrichs auch, wenngleich er für uns nicht überraschend kommt“, sagte Co-Fraktionsvorsitzende Carmen Mildenberger. Es habe zahlreiche Gespräche in verschiedenen Konstellationen mit ihm gegeben, in denen die CDU deutlich gemacht habe, dass ihr an einer guten Zusammenarbeit mit ihm gelegen ist. Die CDU habe sich nach der Kommunalwahl aber für eine politische Neuaufstellung entschieden, was auch die Doppelspitze in der Fraktionsführung zeige. „Wir stehen für eine konstruktive Zusammenarbeit mit den politischen Mitbewerbern zum Wohl der Gemeinde“, erklärte Co-Fraktionsvorsitzender Lutz Riehl, „veraltete und überholte Denkmuster können wir uns nicht mehr leisten - dies musste bereits Tim Böttger erkennen, der aus den gleichen Gründen wie Klaus Hindrichs der CDU den Rücken kehrte“. Umso bedauerlicher sei es, dass die sechsköpfige Fraktion und der Vorstand auf die Entscheidung von der Presse aufmerksam gemacht werden mussten, anstatt durch Hindrichs selbst - das sei äußerst schlechter Stil und werfe unnötige Schatten auf dessen langjähriges Engagement für die CDU Glashütten.

Auch Parteichef Matthias Högn bedauert Hindrichs’ Entscheidung: „Wir danken ihm für seinen Einsatz in den letzten 24 Jahren. Als Parlamentarier, Fraktionsvorsitzender und Vorstandsmitglied hat er sich auf vielerlei Weise in die Gemeindearbeit eingebracht. Wir wünschen ihm alles Gute für seine Zukunft.“

„Verwundert und irritiert“ zeigt sich Bürgermeister Thomas Ciesielski (CDU). Die Zusammenarbeit mit Hindrichs im Gemeindevorstand sei vertrauensvoll und kollegial. Er, Ciesielski, stehe für eine parteiübergreifende Politik und ein sachliches Verhältnis zu allen politischen Kräften. Mit seiner Unterstützung sei die CDU als Volkspartei, die ein breites Spektrum an Mitgliedern und Bürgern vertrete, nach der Wahl bewusst keine feste Koalition eingegangen, um themenbezogen mit wechselnden Mehrheiten zu arbeiten. Gemeindewohl gehe dabei über Parteiwohl, sagt Ciesielski. Viele mit wechselnden Mehrheiten beschlossene Vorlagen zeigten, dass dies der richtige Weg sei. Im „politischen Klimawandel“ sieht er kein Problem, im Gegenteil, das habe man den Bürgern so versprochen. Vieles habe sich dadurch nach Jahren des Stillstands zum Positiven gewandelt, wie man an den Projekten Silberbach, Mehrzweckhalle, Einfeldsporthalle und Bürgerklause, aber auch am personellen Neuaufbau der Gemeindeverwaltung sehe. Ciesielski: „Schade, dass nicht alle in der CDU diesen Weg mitgegangen sind. Es ist aber nur konsequent, wenn Klaus Hindrichs für sich nun die Konsequenzen zieht. Ob sich die gute Zusammenarbeit im Gemeindevorstand mit ihm fortsetzen lässt, bleibt abwarten.“

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