Der Kampf gegen Feuer, Wind und Hitze

Rund 16 Hektar Feld sind unweit von Grävenwiesbach abgebrannt. Nach und nach wird nicht nur das ganze Ausmaß des Schadens sichtbar, sondern auch klar, wie gefährlich die Situation für die 200 Einsatzkräfte war.
Grävenwiesbach – 200 Einsatzkräfte aus dem Usinger Land, aus Bad Homburg, Oberursel, Kronberg, Königstein, Seulberg sowie Wehren aus dem benachbarten Lahn-Dill-Kreis waren am vergangenen Freitagnachmittag rund sieben Stunden im Einsatz, um den Großbrand direkt an der Bundesstraße 456 zwischen Grävenwiesbach und Hundstadt zu löschen. Der Mähdrescher eines 69-jährigen Grävenwiesbachers, der plötzlich zu brennen anfing, hatte 16 Hektar Getreide und 80 Quadratmeter Raps in Brand gesetzt. Der Gesamtschaden wird auf 200 000 Euro geschätzt.
Die Gefahr, dass es zu weiteren Feldbränden kommt, ist weiterhin da. "Der Regen hat nur eine kurze Entspannung im Hochtaunuskreis gebracht", sagt Kreisbrandinspektor Carsten Lauer. "Sobald die Temperaturen wieder steigen, hat sich die Entspannung relativ schnell erledigt." Und danach sehe es momentan in dieser Woche aus - Regen ist nicht in Sicht.
Gefährdungslage angespannt
"Wenn es wärmer wird und die Feuchtigkeit wieder verdunstet ist, wird die Gefährdung wieder eine mittlere bis hohe sein", sagt Lauer, der sich bei seiner Einschätzung auf den Grasbrand-Index vom Deutschen Wetterdienst (DWD) bezieht. Auch den Waldbrand-Index beobachtet der Kreisbrandinspektor und ohne Regen steige auch hier wieder die Gefährdungslage. Einen Flächenbrand wie der in Grävenwiesbach sei jedoch in diesem Ausmaß auch im Hochtaunuskreis sehr selten, so Lauer.
Verletzt wurde dabei zum Glück niemand. Ein Kamerad der Freiwilligen Feuerwehr Grävenwiesbach musste allerdings ärztlich versorgt werden, weil er zu viel heiße Luft eingeatmet hatte. "Es hätte noch weitaus schlimmer kommen können", sagt Peter Hess, Gemeindebrandinspektor von Grävenwiesbach. "Keine zehn Minuten und das Feuer hätte das Industriegebiet erreicht", so Hess. Nur die Bahngleise lagen zwischen dem Feld und der Firma Holzbau Christof Sorg im Industriegebiet von Grävenwiesbach.
Grävenwiesbach: Hilfe von Landwirten
Zunächst waren die ersten Einsatzkräfte der umliegenden Freiwilligen Feuerwehren gegen 14.30 Uhr zu einem Landmaschinen-Brand alarmiert worden. "Beim Eintreffen standen bereits 2000 Quadratmeter Feld in Flammen, wir haben schnell nachalarmiert", sagt Hess. Der starke und immer wieder die Richtung ändernde Wind machte das Löschen des Getreidefeldes extrem schwierig und auch sehr gefährlich. "Viele Landwirte haben uns unterstützt und Schneisen ins Feld geschlagen", so Hess. Die Einsatzkräfte, die die Leitung beim Löschen der einzelnen Abschnitte innehatten, hätten extrem gute Arbeit geleistet. Denn sie mussten eigenständig agieren und sich immer wieder der Richtung des Feuers anpassen, die sich durch den Wind mehrfach veränderte. Keiner habe stur auf einen Befehl gewartet.
"Der Wind dreht, dann ziehen sie die Jacke wieder an, der Wind dreht erneut, sie ziehen sie wieder aus", beschreibt Hess den Ablauf. Denn neben dem Wind war die Hitze - 38 Grad Celsius Außentemperatur - ein großes Problem, mit dem die Einsatzkräfte zu kämpfen hatten. Die volle Schutzausrüstung war schlicht zu heiß, weshalb einige Kameraden im T-Shirt die Flammen löschten. "Es war sehr kritisch, einige Kameraden standen kurz vor einem Kreislaufkollaps", sagt Hess. Die vollständige Flammenschutzkleidung trugen lediglich diejenigen, die direkt am Drescher standen.
"Nicht zu stolz sein"
Man müsse die Schutzausrüstung ablegen - und bringe sich so natürlich auch in Gefahr. Klar sei aber auch: "Jeder muss selbst einschätzen können, ob er bei so einer Witterung leistungsfähig ist", verdeutlicht Hess. "Wir predigen deshalb immer, dass man nicht zu stolz sein sollte."
Auch deshalb sei es so wichtig gewesen, dass so viele Wehren aus den Nachbarkommunen zur Unterstützung nach Grävenwiesbach nachgerückt seien. Denn eines sei auch klar: "Auf einen Einsatz mit einer Feuerflanke von 300 bis 400 Metern Länge kann man sich nicht vorbereiten."
Wegen des Feuers musste die Bundesstraße gesperrt sowie der Verkehr der Taunusbahn zwischen Grävenwiesbach und Hundstadt für mehrere Stunden eingestellt werden.
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Außerdem wurde der Hattsteinweiher für Lösch-Unterstützung aus der Luft geräumt. Ein Lastenhubschrauber mit Außenbehälter holte 800 Liter Wasser aus dem Badesee. Die Entnahme einer so geringen Wassermenge sei nicht so schlimm für die Fische, die im Weiher leben, sagt Raymond Hahn, Zweiter Vorsitzender und Gewässerwart des Fischereivereins Usingen. "Es ist kein direkter Schaden ersichtlich", so Hahn. Den Fischen macht momentan vielmehr der Sauerstoffmangel durch die vermehrten Algen im Wasser zu schaffen.
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