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Krieg, Klima, aber auch ein Stück Normalität zurück

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Von: Andreas Romahn

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Bürgermeister Roland Seel blickt auf ein wechselhaftes Jahr mit Höhen und Tiefen zurück.
Bürgermeister Roland Seel blickt auf ein wechselhaftes Jahr mit Höhen und Tiefen zurück. © red

Burgermeister Roland Seel blickt auf das Jahr zurück Im Jahresinterview mit unserem Mitarbeiter Andreas Romahn blickte Grävenwiesbachs Bürgermeister Roland Seel (CDU) persönlich auf das ausgehende Jahr 2022 zurück und zog eine Bilanz der politischen Arbeit und der wichtigsten Ereignisse in der Gemeinde.

Herr Seel, was bewegte Sie 2022 am meisten und was speziell in Grävenwiesbach?

Roland Seel: Sicherlich war das der Krieg in der Ukraine. Damit war mein Weltbild zusammengebrochen. Ich dachte, dass die Menschheit klüger geworden seien und musste feststellen, dass ich mich getäuscht hatte. In Grävenwiesbach hat mich die Trockenheit in 2022 sehr aufgeregt. Da war ständig die Angst, dass ein Funken in den Wald fliegen könnte so wie im August auf dem Schießberg und dann die Sorge, ob wir das dann kontrollieren können. Mein großer Respekt gilt der Feuerwehr, die immer wieder in solchen Situationen locker, konzentriert und engagiert handelt.

Darüber hinaus ist es sehr positiv zu sehen, wie gut unser Gemeinwesen funktioniert. Försterin Katharina Romer mit ihrem Lebensgefährten sowie die Landwirte Jochen Köhler und Andreas Moses waren sofort bereit zu helfen. Das ging Hand in Hand, war sehr beeindruckend und beruhigend. Aber natürlich ist das keine Strategie für Vegetationsbrände. Es ist aber ein Zeichen, dass noch mehr Vorsorge getroffen werden muss.

Was waren die großen Baustellen 2022?

Seel: Am 1. April wurde die Stromgesellschaft ins Laufen gebracht. Das Technische Dienstleistungszentrum im Rahmen der IKZ Feuerwehr wurde endgültig fixiert. Bei der Feuerwehr war das ein sehr konzentrierter Prozess, der zeigte, dass es alleine nicht geht. Wir haben das sehr gerne unterstützt und ich bin froh, dass es im Parlament eine so breite Mehrheit gefunden hatte.

Worüber haben Sie sich 2022 besonders gefreut?

Seel: Über unsere Feier des 50-jährigen Jubiläums der Großgemeinde. Es war schön, dass wir in der Pandemie überhaupt alle Jubiläen gleichzeitig feiern konnten. Es war super, dass die Wuenheimer da waren und bei bestem Wetter so viele Begegnungen stattfanden. So hatte ich mir das vorgestellt. Die vielen Bilder vom Heimat- und Geschichtsverein ließen die Zeit von damals noch einmal lebendig werden. Das war ein richtiges Highlight. Danke an die Heimatzeitung. Der Usinger Anzeiger hat mit den Lokal-Berichten aus 1972 einen wertvollen Beitrag geleistet, damit die Namen und Gesichter wieder lebendig und greifbar wurden.

Gefreut habe ich mich auch, dass 2022 wieder Veranstaltungen stattfinden konnten. Auch wenn wir noch Corona haben, hatten die Kerbveranstaltungen gezeigt, dass das Vereinsleben funktioniert. Wir gingen deutlich besser mit der Pandemie um und es war wieder ein Stück Normalität eingetreten. Schön, dass es wieder so funktioniert hat.

Wie lief es sonst in der Kommunalpolitik?

Seel: Die Ortsbeiräte machten ihre Arbeit. Es war wieder ein Stück Normalität. Die politische Debatte war intensiv, verlief aber insgesamt immer in vernünftigen Bahnen. Es gab viel Verständnis, um was es geht. Seit fast drei Jahren war die Gemeinde unter Dauerstress. Seit Anfang 2020 war die Verwaltung nur unter Power, musste zusätzliche Aufgaben bewältigen und gleichzeitig den Krankenstand wegen der Pandemie verkraften. Das war extrem schwer, aber die Akzeptanz war immer da. Dafür möchte ich die Mitarbeiter loben.

Was hat nicht geklappt?

Seel: Der erste Bohrungsversuch für neues Trinkwasser war vergeblich. Das ärgert mich ein Stück weit, weil das falsche Bohrwerkzeug verwendet wurde. Viele Projekte, die angefangen wurden, konnten wegen des Krieges, wegen der Lieferkettenprobleme oder wegen deutlich höherer Kosten bis jetzt nicht vollendet werden. Dazu gehört die Ersatzbeschaffung des Feuerwehrfahrzeuges in Naunstadt. Der Hochbehälter Heinzenberg ist jetzt um 50 Prozent teurer als vorher. Die Firmen, mit denen wir zusammenarbeiteten, hatten auch einen hohen Krankenstand. Das waren Dinge, die wir nicht beeinflussen konnten. Das war extrem schwer, aber wir müssen damit rechnen, dass das in den nächsten Jahren so bleibt, denn es ist kein Ende abzusehen.

Wie ist es menschlich in der Gemeinde gelaufen?

Seel: Die Kollegialität und der Respekt im Parlament ist ziemlich groß. Ich betrachte keine Stunde in den Gremien als verlorene Zeit. Das ist ein gutes Geben und Nehmen. Der Austausch ist sehr gut und sehr höflich. Das ist respektvoll und über Jahre gewachsen.

Wie lief es in den Institutionen?

Seel: Mein ganz großer Respekt gilt den Kindergärten und der Schule. Die hatten richtig Stress unter den Bedingungen der Pandemie, den KITA- bzw. Schulbetrieb aufrechtzuerhalten. Mit dem VzF haben wir einen guten Partner zur Betreuung in den Kindergärten und die Wiesbachschule ist eine gute Grundschule.

Was hat richtig viel Geld gekostet?

Seel: Die Verbundleitung von Mönstadt nach Grävenwiesbach. Das meiste Geld wurde und wird in die Wasserversorgung gesteckt. Das ist politischer Wille und Konsens. Das sind Investitionen in die Zukunft.

Welche Überschrift würden Sie dem Jahr 2022 geben?

Seel: Ein sehr wechselhaftes Jahr mit Höhen und Tiefen.

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