Hier lebt der Märchenwald wieder auf

Das Märchen von Hänsel und Gretel kennt jeder. Aber als Musical auf Stedter Platt und ausgeschmückt mit Heimatkunde hatte die Geschichte am Samstag Premiere.
In der Dornbachschule wurde die Liebe zum Dialekt neu entdeckt. Aber auch mit der Umgebung vor der eigenen Haustür haben sich die dritten und vierten Klassen der Grundschule mit ihrer Musiklehrerin Gonhild Quednau auseinandergesetzt. Herausgekommen ist dabei das Musical „Wir hier in (Ober-)Steede“, das am Samstag Premiere in der voll besetzten Taunushalle feierte.
Gleich zu Beginn muss das Publikum mitsingen: „Bei uns in Ober-Steede, da ist es wirklich schön, mir sin immer viel am Schaffe, kommt her, dann könnt Ihr’s sehn.“ Natürlich darf in einem ortsbezogenen Musikstück der „Stedter Raal“ nicht fehlen, und der ist mit einem lustigen kleinen Kerl, der eine Kappe mit Fuchsschwanz trägt sowie den berühmten Raal, einen speziell gefertigten Holzstock, schwingt, bestens besetzt.
Da meckert der Raal
Er meckert erst mal auf Stedter Platt: „Was soll dann des sein, e Musikal in Stede, also ich bin net defür.“ Doch schon ist er mittendrin, denn zu Hip-Hop- und Breakdance-Klängen wird beim Turnfest am Feldberg richtig cool getanzt. „Des is doch kein Turnfest mehr“, zetert der Raal auf der Bühne weiter, doch die Zuschauer finden’s klasse.
Bei den Teichen des Forellenguts will sich der Raal ein wenig Ruhe gönnen. Doch schon schlängeln sich Mädchen als Forellen in silbernen und goldenen Kleidchen mit hell- und dunkelblauen Bändern in den Händen, die das Wasser symbolisieren, um ihn herum. Dazu gibt es schöne Harfen- und Flötenmusik. Tatsächlich lassen die Schüler auch den Märchenwald, der früher neben dem Forellengut war, aufleben. In den 60er Jahren standen dort Häuschen mit Figuren aus einer Märchenszene, die, wenn man Geld in einen Automaten warf, anfingen zu sprechen, zu singen und sich ruckartig zu bewegen. Die Kinder stellen dieses Kleinod in ihrem Musical gekonnt nach.
Da kommen Hänsel und Gretel ins Spiel, an deren Geschichte Quednaus Musikstück angelehnt ist. Die Geschwister kämpfen sich durch den Stedter Wald, besiegen die böse Hexe im Knusperhäuschen und bringen den Kuchen-Klauers – die es ja wirklich gibt – ihr von der Zauberin geklautes Geheimrezept für Lebkuchen wieder zurück. Ende gut, alles gut. Das muss dann auch der Stedter Raal zugeben.
Zu guter Letzt singen alle gemeinsam im Chor einen Kanon über Bratäpfel und Lebkuchen, der sich hören lassen kann. Dann gibt’s Stedter Lebkuchen für alle – im März.