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Hochtaunus: Heiß begehrtes Brennholz

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Hohe Nachfrage, leergefegter Markt: Wegen der explodierenden Gaspreise steigen viele Menschen auf Brennholz um - auch im Taunus.
Hohe Nachfrage, leergefegter Markt: Wegen der explodierenden Gaspreise steigen viele Menschen auf Brennholz um - auch im Taunus. © dpa

Wegen der hohen Gaspreise steigt die Nachfrage nach Brennholz - und trifft im Taunus auf ein hinterherhinkendes Angebot. Die Preise steigen - das ruft auch Holzdiebe auf den Plan.

Hochtaunus -Denjenigen, die ihre Heizkostenabrechnung aus dem vergangenen Jahr bezahlt haben, dürfte ob der Preise zugleich heiß und kalt geworden sein.

Findige Bürger dachten sich da offenbar, dass sie anstelle von teurem Öl nur genügend Brennholz kaufen müssten und dies in Kaminen und Öfen verfeuern könnten. Dieser Trend hat sich so stark fortgesetzt, dass nun wegen immens angestiegener Feinstaubwerte offen über ein mögliches Verbot der Holzbrennöfen und Pelletheizungen diskutiert wird.

Die Tendenz, Holz als Brennstoff zu nutzen, hat sich auch in den Verkaufszahlen von Holz im Hochtaunuskreis niedergeschlagen. „Man hat ganz klar gemerkt, dass die Leute alles, was nur irgendwie brennen kann, wie wild gekauft haben“, sagt Marc Humez, Geschäftsführer der Holzagentur-Taunus GmbH. „Früher wurde als Brennholz fast nur abgelagerte Buche genutzt“, so Humez. In diesem Jahr sei es den Leuten egal gewesen. Ob Buche, Eiche oder alte Nadelholzpolter: Alles wurde in den Ofen geworfen. Auch frisches, nicht abgelagertes Holz - was der Hauptgrund dafür war, dass die Feinstaubwerte massiv in die Höhe getrieben wurden. „Somit war mir schon sehr früh klar, dass die Deutsche Umwelthilfe da einschreiten wird“, so Humez. Aus diesem Grund wundert ihn die Diskussion um ein mögliches Verbot von Holzbrennöfen und Pelletheizungen nicht.

Forstämter wurden überrannt

Der Preis für Holz ist wegen der immensen Nachfrage stark angestiegen. „2019, in den Kalamitätsjahren, haben wir gerade mal einen Euro pro Festmeter bekommen. Dann hat sich im Laufe des Jahres 2021 das Blatt gewendet - die Leute waren auf einmal wieder bereit, für Holz zu zahlen“, so Humez.

Früher hätten die Brennholzpreise bei 50 bis 55 Euro pro Kubikmeter für Einheimische gelegen. „In diesem Jahr sind es 65 Euro für Weilroder und 75 für Auswärtige“, so der Geschäftsführer der Holzagentur. Obwohl es zahlreiche Anfragen auch von außerhalb gegeben habe, machte Humez im Forst- und Landwirtschaftsausschuss in Weilrod jüngst klar, dass das Holz des Weilroder Forsts vornehmlich den Bürgern Weilrods zur Verfügung stehe.

Ähnlich sieht es auch bei den Kommunen im Vordertaunus aus: Der Preis für Polterholz in Friedrichsdorf beispielsweise beträgt ebenfalls 65 Euro pro Festmeter. Der Run auf verschiedene Hölzer habe aber zum Teil dazu geführt, dass Bestellungen aus 2022 erst in diesem Jahr geliefert werden konnten. „Wir sind hier von Anfragen regelrecht überrannt worden. Einige kamen sogar aus Berlin“, berichtet Revierförster Philipp Gerhardt.

Nur im Bad Homburger Stadtforst sei im Vergleich zu den Vorjahren keine erhöhte Nachfrage an Brennholz zu verzeichnen, bilanziert Rathaussprecher Marc Kolbe. „Für den Winter fehlen uns die Zahlen“, so Kolbe und weist darauf hin, dass Stadtförster Günter Busch bereits seit einigen Monaten nicht im Dienst sei. Deshalb ist auch ein Preisvergleich nicht möglich. Der Raummeter Holz koste derzeit zwischen 40 und 60 Euro.

In den Kommunen mit hoher Nachfrage ist das Vorgehen klar: Trotz der vielen Anfragen - das Holz, welches etwa im Friedrichsdorfer Forst produziert worden ist, steht ausdrücklich nur Käufern mit Hauptwohnsitz in Friedrichsdorf zur Verfügung. So hält es auch das Forstamt Königstein. Dort türmten sich ebenfalls die Anfragen, vor allem in 2022. Dennoch müssten Großhändler gegenüber dem Bürger zunächst hinten anstehen, berichtet Försterin Carolin Pfaff, denn immerhin betreut das Forstamt Königstein die Wälder von sieben verschiedenen Kommunen, und die Interessen der dortigen Bürger hätten Vorrang. Generell könne das Forstamt auch nur so viel Holz aus dem Wald ernten, wie es nachwächst. Das gelte auch für Brennholz. Damit sei die Menge von vornherein begrenzt.

Um möglichst viele Kunden bedienen zu können, wurde die Abgabemenge landesweit gedeckelt. Privathaushalte bekommen maximal zehn Festmeter Holz; auch für gewerbliche Kunden wurde die Abgabe begrenzt. Das war wohl auch nötig geworden, weil einige Kunden Unmengen an Holz günstig auf- und teuer verkaufen wollten. Einige Gemeinden hätten Bestellungen von bis zu 1800 Festmetern Holz gehabt - eine Menge, die sie überhaupt nicht hätten liefern können, auch wenn rund 42 Prozent Hessens bewaldet sind. Kein Bundesland hat einen höheren Waldanteil; rund 894 180 Hektar umfasst die bewaldete Fläche. Auf über 340 000 Hektar findet in Hessens Staatswald eine nachhaltige Bewirtschaftung statt. „Momentan haben wir fast 35 000 Hektar Freiflächen. Das macht rund zehn Prozent des Staatswaldes aus und damit viel mehr, als wir eigentlich haben wollen“, sagt Dieter Hanke von Hessen Forst.

Wie sich der Brennholzpreis in diesem Jahr entwickeln wird, lässt sich indes noch nicht verlässlich prognostizieren. „Der Run wird erst ab Oktober losgehen. Und wie es sich tatsächlich entwickelt, wird sich erst dann zeigen, wenn die Bundesregierung Fakten geschaffen haben sollte“, sagt Humez. Auch Försterin Pfaff kann keine konkreten Angaben machen. Momentan sei frisches Holz ohnehin kein Thema. „Es ist Brut- und Setzzeit, da holen wir kein Holz aus dem Wald heraus“, betont Pfaff.

Mit GPS gegen Holzdiebe

Der Bundesverband für Brennholzhandel vermutet, dass die Nachfrage im nächsten Jahr wieder sinken könnte, da aktuell viel mehr Brennholz eingekauft werde, als dies nötig sei. Das könne dazu führen, dass im kommenden Jahr die Restbestände der Haushalte zunächst verbraucht werden müssen. Die Preise für Holz seien im Vergleich zu den Gaspreisen dennoch günstiger, so der Verband.

Die gestiegenen Preise rufen auch Holzdiebe auf den Plan: Aus hessischen Wäldern ist der Landesbehörde Hessen Forst zufolge zuletzt vermehrt Holz gestohlen worden. Zwar würden keine konkreten Zahlen erhoben, der Holzklau habe aber infolge der hohen Energiepreise spürbar zugenommen, sagt die Sprecherin der Landesbehörde, Michelle Sundermann.

Auch im Hochtaunus kam es neben dem Diebstahl von Kleinstmengen auch immer wieder zu Taten im großen Stil, etwa im September vergangenen Jahres, als im Forstamtsbezirk Weilrod zwei komplette Lkw-Ladungen Holz geklaut wurden, insgesamt 50 Festmeter mit einem Verkaufswert von 3400 Euro. Die Diebe waren mit dem Lastwagen angerückt. Nicht nur aufgearbeitetes Holz werde gestohlen, sondern auch Stämme mit vier bis fünf Metern Länge. „Das geht nur mit entsprechendem Gerät, über das nicht jeder verfügt“, sagt Sundermann. Geklaut werde sowohl tagsüber als auch nachts, besonders in Wäldern nahe der Autobahn. „Wir kontrollieren jeden Abfuhrschein und bringen jeden Diebstahl unseres Holzes zur Anzeige, von dem wir erfahren“, erklärt Sundermann. „Aber wir können nicht ständig überall sein.“

Deswegen setzt die Landesbehörde Hessen Forst seit mehr als drei Jahren sogenannte Tracker ein. Hanke von Hessen Forst erklärt die Methode: „Die GPS-Tracker werden verdeckt in Holzstücke eingebaut und geben ein Signal ab, wenn das Holz bewegt wird.“ Mehrere kleinere sowie ein größerer Holzdiebstahl seien auf diesem Wege schon aufgeklärt worden. Genau beziffern lasse sich der aktuelle Schaden nicht, es handelt sich laut Hessen Forst aber wohl um Festmeter im unteren dreistelligen Bereich. Vor dem Einsatz der Tracker habe es im Jahr auch schon mal Schäden im hohen sechsstelligen Bereich gegeben.

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