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Hochtaunus: Im Zweifel die 110 wählen

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Wie eine Mondlandschaft: der Altkönig nach dem Feuer.
Wie eine Mondlandschaft: der Altkönig nach dem Feuer. © JP

Die Polizei bittet angesichts der Waldbrände im Feldberggebiet um Hinweise und startet Kampagne, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Wie lassen sich Feuer vermeiden?

Hochtaunus -Vergangene Woche brannte es am Altkönig, am Samstag meldeten Wanderer einen Brand am Glaskopf und am Dienstag musste die Feuerwehr in den Wald bei Köppern ausrücken. Jetzt will die Polizei in die Offensive gehen und hat gestern am Parkplatz Sandplacken West das erste von 40 großformatigen Plakaten einer neuen Kampagne angebracht, die die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren und zur Vorsicht mahnen soll. Die Plakate sollen an Waldparkplätzen und zentralen Punkten in der Feldbergregion aufgehängt werden. Vor allem ist es der Polizei ein Anliegen, angesichts von mutmaßlich absichtlich gelegten Bränden verstärkt um Zeugen-Hinweise zu bitten. „Im vergangenen Jahr hatten wir mehr als zwei Dutzend Brände in der Feldbergregion, vorrangig vorsätzliche Brandstiftung. Seit 2019 kommen wir auf über 50 Brände“, informiert David Ausbüttel vom Polizeipräsidium Westhessen.

Ein Waldbrand zerstört dabei nicht nur Lebensraum, er bringt auch Menschen und Tiere in Gefahr, sorgt für einen hohen menschlichen und technischen Aufwand beim Löschen und kann, wenn er nicht schnell unter Kontrolle gebracht wird, zur Katastrophe werden. So hatte es die Polizei 2019 nach einer Brandserie in der Wetterau formuliert. Und diese Botschaft gilt heute mehr denn je.

Hohe Strafen drohen

Die Wissenschaft geht davon aus, dass weniger als zehn, eher fünf Prozent der hiesigen Waldbrände natürliche Ursachen wie Blitzschlag haben. Heißt: Die absolute Mehrheit der Brände wird auf die eine oder andere Art von Menschen verursacht - absichtlich oder unabsichtlich, vorsätzlich oder fahrlässig. Dabei ist der Mythos längst entkräftet, dass eine irgendwann hinterlassene Glasscherbe einen Waldbrand auslösen kann. Die Ursachen sind direkter, unmittelbarer. Sprich: Es ist die Zigarettenkippe, die im Gras oder Laub landet. Oder es ist der heiße Katalysator des unsachgemäß abgestellten Autos, der das trockene Gras entzündet. Der Schritt von der Gedankenlosigkeit zur Straftat ist dabei nicht weit. „Allein wer etwa durch Rauchen, das Wegwerfen eines brennenden oder glimmenden Gegenstandes oder offenes Feuer eine Brandgefahr für einen Wald schafft, kann laut Strafgesetzbuch wegen Herbeiführens einer Brandgefahr mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe bestraft werden“, heißt es in einem Aufklärungsblatt der Polizei. Kommt es durch eine fahrlässige Handlung zu einem Brand, bedeutet das eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe. Wird der Waldbrand vorsätzlich verursacht, dann kann ein Gericht den Täter gemäß Paragraf 306 StGB (Brandstiftung) zu einer Freiheitsstrafe zwischen einem und zehn Jahren verurteilen.

„Wir können nicht überall sein und brauchen die Mithilfe der Bevölkerung“, sagt Ralph Stolze, seit Anfang des Monats Leitender Polizeidirektor der Polizeidirektion Hochtaunus. „Wir appellieren an die Menschen, uns niederschwellig zu informieren.“ Wer etwas akut wahrnimmt, das zu einem Waldbrand führen kann, sollte sich nicht scheuen, die Notrufnummer 110 zu wählen, hofft er, den vorsätzlichen Brandstiftern habhaft zu werden. „Wir verzichten bewusst darauf, auf dem Plakat irgendwelche Amtsleitungen zu nennen“, betonen Stolze und Ausbüttel. Teilweise wissen selbst ortskundige Wanderer nicht, in welcher Gemarkung sie unterwegs sind und welche Polizeistation zuständig wäre.

Sollte ein fahrlässiges Verhalten beobachtet werden, könne man auch zunächst das persönliche Gespräch suchen und darauf hinweisen. „Aber auch hier gilt: Wenn das Gegenüber aggressiv oder uneinsichtig reagiert: Uns anrufen.“ Denn klar ist: Hat der Wald erst einmal gebrannt, sind die Ermittlungen zur genauen Brandursache schwer.

Hinweise erbittet die Polizei auch zu den Bränden der Vergangenheit. Stolze: „Vielleicht ist jemandem ja doch etwas aufgefallen“, diese Hinweise können dann etwa über die Amtsleitung der Polizei Bad Homburg (0 61 72) 12 00 oder die Online-Wache der Polizei auf https://onlinewache.polizei.hessen.de mitgeteilt werden. Die Polizei will die Kampagne in den kommenden Tagen auch über soziale Medien bekanntmachen. Wie lange es dauert, bis sich ein Wald nach einem Waldbrand regeneriert, könne man pauschal nicht sagen, heißt es aus dem Landratsamt. Das hänge unter anderem von Faktoren wie etwa dem Klima oder den Niederschlagsmengen ab. Nach vergleichsweise kurzer Zeit siedelten sich demnach bald erst Pionierpflanzen an, irgendwann dann auch erste Bäumchen. „Ob das aber in fünf oder zehn Jahren sein wird, ist Spekulation“, sagt Kreissprecher Alexander Wächtershäuser und führt aus: „Der Boden dürfte sich nach 25 Jahren erholt haben. Bis aber ein Wald sich vollumfänglich erholt, kann es 125 Jahre dauern.“ Wobei gezielte Aufforstung das Zeitfenster möglicherweise verkürzen könnte.

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