Hochtaunus: Inhaber von Online-Startup fragen Schüler, Lehrer und Eltern nach ihrer Meinung zum Homeschooling

Meineschule.top ist eine Umfrage zum Thema Schulunterricht zu Hause. Entwickelt haben sie unter anderem Eltern mit IT-Kenntnissen, die finden, dass Schülern, Eltern und Lehrern zu wenig zugehört wird.
Hochtaunus -Mit Mundschutz und Hygiene-Turnbeutel ausgestattet ging am Montag für Schüler im Hochtaunuskreis, die kurz vorm Abschluss stehen, der Unterricht weiter. So auch an der Christian-Wirth-Schule in Usingen, wo vier Stunden Tutoren-Unterricht für Schüler des dritten Oberstufenjahres (Q 2) stattfand.
Von jetzt auf gleich mussten die Schulen wegen der Corona-Pandemie von Präsenz- auf Digitalunterricht umstellen. Eine Mammut-Aufgabe, der Lehrer, Schüler und Eltern nicht gewachsen sind. Denn nicht jeder hat einen Drucker zu Hause. Ein Umstand, auf den Grundschulen schon reagiert haben, indem sie Arbeitsblätter auf Schulhöfen ausgeben und auch wieder einsammeln.
Welche Erfahrungen Schüler, Lehrer und Eltern mit dem sogenannten Homeschooling machen, wo es gut klappt und wann Überforderung eintritt, wollen die Entwickler eines Online-Startups aus dem Hochtaunuskreis gerne wissen. Dafür haben sie die Online-Umfrage meineschule.top (gleichnamige Homepage) entwickelt. Es basiert auf der Homepage meinarzt.top, worüber sich Ärzte Patientenfeedback einholen können.
Hinter beiden Seiten verbergen sich Sebastian Rexhausen, Informatiker mit Spezialisierung auf Nutzerfreundlichkeit aus Friedrichsdorf, Henrik Persicke, Wirtschaftspsychologe aus Bad Homburg, Dr. René Cyron aus Friedberg, Kieferorthopäde in Usingen, sowie das Ehepaar Camelia und Andreas Smeria, Softwareingenieure, die in Rumänien leben. Sie haben alle Kinder im Kindergarten- und im Schulalter.
Antworten werden anonym behandelt
Vor rund zwei Wochen ging die Homepage meineschule.top für Schüler, Lehrer und Eltern online, rund 400 Schüler haben sich bisher daran beteiligt. Die Verbreitung lief über die bekannten Messenger-Dienste innerhalb von Freundes- und Bekanntenkreisen, sagt Sebastian Rexhausen im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Resonanz von den Kultusministerien in ganz Deutschland, die sie bisher kontaktiert haben, sie überschaubar. "Ich habe das Gefühl, dass sie im Moment wegen Corona andere Dinge zu erledigen haben und daher kein offenes Ohr haben", sagt Rexhausen.
Die Fragen zu beantworten nimmt rund 3 bis 5 Minuten in Anspruch. Gleich zu Beginn erfährt der Schüler, worum es geht: "Willkommen bei der Umfrage zu Deiner Schule. Du musst seit kurzem nicht mehr in die Schule und lernst nur noch zu Hause. Wie findest Du das?". Die Antworten werden streng vertraulich und anonym behandelt. "Schule, Lehrer und Eltern erfahren nichts davon", heißt es. Danach kommen unter anderem Fragen, in denen es darum geht, wo und wie lange der User täglich lernt, über welchen Kommunikationskanal und wie häufig der Lehrer mit ihm Kontakt aufgenommen habe. Er betont, dass es auf keinen Fall darum gehe Schulen oder gar Lehrer im Hochtaunuskreis zu kritisieren. "Wir wollen vielmehr die Probleme, die wir haben, sichtbar machen." Deshalb sollen auch nicht nur Schüler die Fragen beantworten, sondern auch ihre Lehrer und Eltern.
Jede Schule geht anders vor
Rexhausen ist Vater von einem Grundschüler (acht Jahre) und einem Gesamtschüler (zehn Jahre), die bei der Entwicklung des Fragebogens bereits als "Software-Tester" im Einsatz waren. "Mein Gefühl beim Thema Digitalisierung war: Wir werfen Tabletts in die Schulen und alles wird gut", sagt Rexhausen. Dabei sei es vielmehr so, dass sowohl digitaler als auch Unterricht in der Schule Vor- und Nachteile hätten. Doch momentan gibt es eine Art Flickenteppich beim Homeschooling; Ein Lehrer schickt die Hausaufgaben per Mail, der andere nutzt die Online-Plattform der Schule, die auch ein Informatiker nicht auf Anhieb verstehe, so Rexhausen. Und wie gut Schüler daheim unterrichtet werden, hängt auch von der Ausstattung mit entsprechenden Geräten im Elternhaus ab, so Rexhausen, der auch Fußballtrainer ist. "Für meine Fußballkinder habe ich versucht alte PC zu bekommen, bisher kam aber nichts an. Meine Sorge ist, dass die Schere zwischen überlasteten Haushalten und solchen, die es hinbekommen immer größer wird", sagt Rexhausen. Er und seine Frau sind beide berufstätig und seien die ersten drei Wochen des Homeschoolings extrem überlastet gewesen. "Seit den Osterferien ist es wieder besser", doch dafür haben die Eltern auch die Ferien dafür genutzt, um Stoff nachzuholen.
Doch es gab auch positive Erfahrungen, zum Beispiel eine Skype-Videokonferenz mit dem Musiklehrer, und als Antwort auf seine Mathehausaufgaben habe der ältere Sohn Aufgaben für die Bereiche bekommen, wo er noch Schwächen hatte; Eltern wünschen sich mehr davon bis zum Ende der Corona-Krise.
Zurück an die CWS mit Mundschutz und Sicherheitsabstand
Die Schüler des Musik-Leistungskurs (LK) passten am Montag in einen Klassenraum in der Christian-Wirth-Schule (CWS), der Deutsch-LK mit 25 Schülern wurde auf zwei Räume aufgeteilt. Unterrichtet wurden sie von den Tutorinnen und Tutoren ihrer Leistungskurse. Es gab eine Einführung, wie es in den kommenden Wochen während der Corona-Krise an der Schule weitergeht.
Das berichten vier Oberstufen-Schülerinnen und ein Oberstufen-Schüler, während sie am Montag auf den Bus warten. "Es wurden die Turnbeutel mit Hygiene-Artikeln ausgegeben, dann gab es eine Einweisung, worauf wir achten sollen und nach dem Unterricht wurden die Tische desinfiziert", berichtet Emily Rahmani, die zusammen mit Mareike Hoffmann und Carolin Spatzek (alle sind 17) den Musik-LK besucht. "Ich bin gerne hergekommen und finde es gut, dass wir erfahren wie es weitergeht", sagt Carolin Spatzek.
Die Schülerinnen finden es richtig, dass die LK sowie Deutsch und Mathe nun wieder an der Schule unterrichtet werden. Nur in diesen Fächern werden zudem noch Klausuren geschrieben, in allen anderen Fächern erfolgt die Benotung auf Grundlage der bisher erbrachten Leistungen. "Aber auch im Homeschooling ist mir nicht langweilig geworden", sagt Carolin Spatzek. Ihre Mitschülerin Marit Friedrich nickt zustimmend.Kommuniziert werde mit ihren Lehrern per Mail und über die Plattform Moodle-Lernplattform.
Auch Colin Lankhof (17), der die LK Chemie und Englisch hat, kam mit dem Homeschooling gut zurecht. "Jeder ist auf sich angewiesen, das ist okay und das gilt auch für die Betreuung durch unsere Lehrer", sagt Lankhof, "denn in unserem Alter wird das auch erwartet. Doch ob auch Schüler der Mittelstufe mit dem selbstständigen Lernen so gut zurecht kommen, glaube ich eher nicht."
von Nina Fachinger