Hochtaunus: Schlechte Aussichten fürs kommende Baujahr

Die Baubranche schwächelt und das merken auch die heimischen Handwerksbetriebe. Noch wird der Auftragsstau abgearbeitet, doch die Aussichten sind düster.
Hochtaunus -Die Energiekrise, eine hohe Inflation, Probleme bei der Beschaffung von Baumaterial sowie hohe Steuern und Sozialabgaben und nicht zuletzt die Diskussion um das „Heizungsgesetz“ haben Hauseigentümer deutlich verunsichert.
Das spürt das heimische Bauhandwerk in deutlich nachlassender Auftragslage. Dabei muss man wissen, dass bei hiesigen Bauprojekten - wie etwa den „Stadtgärten am Hölderlinpfad“ hoch auf dem ehemaligen Vickers-Gelände in Bad Homburg -, wo ganze Wohn-Quartiere hochgezogen werden, heimische Betriebe am Bau nur selten anzutreffen sind.
„Noch behaupten sich im Taunus alle Gewerke gegen den Trend“, sagt Peter Sachs, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, auf Anfrage dieser Zeitung. Die Mitgliedsbetriebe müssten aktuell immer noch den Auftragsstau infolge der Corona-Pandemie abarbeiten. Doch der Ausblick ist deutlich schlechter.
„Gewerkübergreifend ist deutlich spürbar, dass es aktuell kaum Neubauten gibt. Die Anfragen brechen weg“, sagt etwa der stellvertretende Obermeister der Malerinnung, Karl-Josef Ernst aus Bad Homburg. „Zum Glück verzeichnen wir stattdessen eine hohe Nachfrage bei der Modernisierung und Sanierung von Bestandsimmobilien.“
Gerade die Unternehmen, die ihre Leistungen im Zusammenhang mit Fragen der Energieeinsparung anbieten, vermelden gut gefüllte Auftragsbücher. „Die beiden vergangenen Jahre waren von einer sehr großen Nachfrage geprägt“, berichtet etwa Manfred Feger, der Obermeister der heimischen Dachdecker-Innung.
Weniger Bauaufträge und steigende Zinsen
Eine zum Teil erhebliche Materialverknappung habe dazu geführt, dass viele Projekte zeitlich verschoben werden mussten. Die daraus resultierenden großen Auftragsbestände müssen die Betriebe aus dem Dachdeckerhandwerk erst mal noch abarbeiten.
„Durch die Wiederbelebung im Bereich Photovoltaik sowie durch die steuerlichen Regelungen bei energetischen Sanierungen generieren wir auch weiterhin Aufträge“, sagt der Geschäftsführer des Dachdeckerbetriebs Weidmann & Feger GmbH aus Kronberg.
Aus seiner Innung lägen ihm keine Informationen vor, die auf Auslastungsprobleme im Jahr 2023 schließen lassen. Die Aussichten für 2024 seien aufgrund der stark sinkenden Zahlen von Bauanträgen und der momentan steigenden Bauzinsen aber eingetrübt. „Wir gehen davon aus, dass der Wettbewerb zunehmend schärfer wird“, so Feger.
Auch die Sanitär- und Heizungsinnung vermeldet nach den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres nach wie vor eine gute Auftragslage. „Viele Kunden haben aufgrund der aktuellen Diskussion nochmals neue und moderne Gas- und Ölbrennwertkessel bestellt“, berichtet Christian Lotz, Obermeister der Sanitär- und Heizungsinnung.
Wer aber jetzt im Sommer noch einen Heizkessel bestelle, müsse aufgrund der Produktionsengpässe bei den Kesselherstellern etwa mit drei bis sechs Monaten Lieferzeit bei entsprechender Wartezeit auf die Installation einkalkulieren. Bei Wärmepumpen liegen die Wartezeiten demnach bei bis zu einem Jahr.
„Wir sind nach wie vor ein Vierteljahr im Voraus ausgebucht“, kann auch der Obermeister der Zimmerer-Innung für den Hochtaunuskreis, Dieter Paul, aktuell eine gute Wirtschaftslage vermelden. Der Zimmerermeister aus Glashütten hat aus dem Baumaterial-Handel aber bereits einen Rückgang der Aufträge vernommen - der Frühindikator der wirtschaftlichen Entwicklung schlechthin.
Fachkräftemangel als Herausforderung
„Im nächsten Jahr wird die Arbeit gewiss weniger“, sagt Paul und ist in diesem Zusammenhang froh, dass der Schwerpunkt seines Betriebes auf der Aufstockung von Häusern liegt. „Als kleiner Handwerksbetrieb mit zwei Mitarbeitern wird sich eine Abschwächung der Auftragslage nicht so gravierend bemerkbar machen wie bei Unternehmen mit vielen Mitarbeitern. Die wollen ja auch alle beschäftigt sein.“
Eine weitere Herausforderung stellt der Fachkräftemangel dar. Zudem bleiben Ausbildungsplätze unbesetzt und zahlreiche Handwerksmeister sind deutlich über 50 Jahre alt. „Während meine Generation noch zahlreiche Mitarbeiter angestellt hat, werden nachkommende Meister als Ein- oder Zweimannbetrieb beginnen“, sagt Malermeister Ernst und fügt hinzu: „Es wird für Hauseigentümer oder Bauherren zunehmend schwieriger, Handwerksbetriebe zu finden.“