Immer miteinander sprechen

Schmitten. Wenn in Schmitten jemand weiß, wie Integration gelingt, dann ist es Hilario Muiomo. Der 57-Jährige stammt aus Mosambik, lebt seit 1987 in Deutschland und mit seiner Ehefrau Kathrin Göttelmann seit acht Jahren in Treisberg. Mit 19 Jahren kam er aus dem kommunistischen Mosambik in die ehemalige DDR, ließ sich zum Bauzeichner ausbilden, um später beim Aufbau seines Landes zu helfen.
Nach der Wende beschloss er, in Deutschland zu bleiben. Mit guten Sprachkenntnissen und seiner Ausbildung sei es kein Problem gewesen, einen deutschen Pass zu bekommen. Seine Eltern seien geschockt gewesen, »weil es dort, wo ich künftig leben wollte, so kalt ist«.
Doch Muiomo hat sich nicht nur an die deutschen Winter gewöhnt. »Ich bin hier integriert bis hin zum Schneeräumen«, sagt er mit seinem umwerfenden Lächeln. Seine Art, auf Menschen zuzugehen, war offensichtlich immer der Schlüssel dazu.
Er hat lange in Wiesbaden gewohnt und gearbeitet, und weil er gerne mit Menschen zu tun hat, eine Ausbildung zum Erzieher und Sozialarbeiter gemacht. Aktuell ist er in Burgholzhausen tätig und freut sich jeden Tag, wie viel Sympathie ihm die Kinder und Jugendlichen entgegenbringen. Auch im privaten Umfeld fliegen ihm die Herzen zu. Bei einem Ausflug nach Treisberg haben er und seine Frau dort ein leerstehendes Haus gesehen und sich gedacht: »Das könnte etwas für uns sein.« Über die Inhaber vom damals noch existierenden Café Sachs lief die schnelle Vermittlung. Und weil der Mosambikaner erst noch umbauen wollte, zog er für ein Jahr nach Seelenberg.
Aktiv in der Feuerwehr
»Die hatten da am 1. Mai ein Fest und haben mich gleich in die Dorfgemeinschaft aufgenommen«, erzählt er. Und als Neubürger trat er dann gleich in die Feuerwehr ein. Bis heute hat der gebürtige Afrikaner tolle Kontakte zu den Seelenbergern. »Genauso super ist es in Treisberg gelaufen«, so Muiomo. Dort hat er dann offiziell die Grundausbildung zum Feuerwehrmann gemacht. »Und wir haben hier eine tolle Nachbarschaft.«
Mit Lederhosen in den Biergarten
Er stellt fest: »Wenn du kommst und sagst: Ei gude. Kann ich ein Bier haben?, wissen alle gleich, der gehört zu uns.« Am wichtigsten sei es, miteinander zu reden. »Dann spielt es keine Rolle, wie man aussieht, damit signalisiert man, dass man bereit ist, die andere Kultur anzunehmen.« Er selbst habe nie negative Erfahrungen gemacht. »Wenn wir mit den Schwiegereltern in den Biergarten gehen, trage ich Lederhosen und jodele mit.« Aber Muiomo weiß auch, dass Integration von beiden Seiten gewollt sein muss. Die Treisberger wollten es. Bis vor Corona wurden dem leidenschaftlichen Koch bei Festen afrikanische Spezialitäten regelrecht aus den Händen gerissen. »Ich kann aber auch Rippchen und Sauerkraut«, sagt er schmunzelnd: »Die Kultur, in der man aufgewachsen ist, trägt man immer in sich, aber ich bin auch hier im Taunus zu Hause.« Auch wenn es darum geht, Hilfstransporte nach Mosambik zu organisieren, kann sich Muiomo auf seine Treisberger verlassen. Gerhard Hodel ist sogar 2019 mit ihm dort gewesen, um die Hilfsgüter zu verteilen. Aufgewachsen ist Muiomo in der Hauptstadt Maputo. »Aber meine Großeltern haben richtig im Busch gelebt«, erzählt er, auch dorthin ist er mit Hodel gefahren. Muiomo engagiert sich aber nicht nur in der Feuerwehr. Er spielt Fußball in der SOMA in Reifenberg, betätigt sich als Wahlhelfer und ist Mitglied der b-now sowie der Integrationskommission.